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BitterSueß

BitterSueß

Titel: BitterSueß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Ippensen
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stammelte ich, beruhigte mich aber schon, da er eher amüsiert war.
    Die nächste Stunde verlief ungezwungen und locker, wir aßen Salamipizza mit Rucola-Salat und genossen Weißwein dazu, jedoch nur in Maßen. Ich trank überhaupt nur ein Glas Weinschorle.
    Als wir mit dem Essen fertig waren, geruhte auch Saruman, majestätisch herbeizuschlendern und beiläufig Notiz von mir zu nehmen. Er war ein großer, blaugrauer Kater mit goldenen Augen, die mich mit ziemlicher Arroganz streiften.
    »Hallo, Saruman«, begrüßte ich ihn höflich mit leiser Stimme und hielt ihm meine Hand zum Beschnuppern hin.
    Phelans Kater erwiderte meine Höflichkeit, indem er sich andeutungsweise an meinen Beinen rieb.
    »Er mag dich«, behauptete Phelan lächelnd.
    Wieder plauderten wir über Katzen, Urlaubsziele, Kindheitserlebnisse, Eltern, Herkunft, Interessen, Hobbys, witzige Begebenheiten.
    Phelans Mutter war eine deutschstämmige Australierin, sein Vater Amerikaner mit irischen Wurzeln; die ersten fünf Jahre seines Lebens hatte Phelan im Land der Kängurus und Koalabären verbracht. Zu Hause wurde Deutsch und Englisch gesprochen, der Junge war also zweisprachig aufgewachsen, und er meinte, auch Deutschland sei ihm aus den Erzählungen seiner Mom immer vertraut gewesen, von Anfang an; gelebt hätten sie allerdings lange in New York, auch noch nach der Trennung seiner Eltern.
    »Mich hat es aber dann bald nach Europa verschlagen«, berichtete Phelan. »Ich weiß auch nicht recht, wieso, mit meinem beruflichen Fachgebiet hätte ich überall landen können. Doch ich kam erst nach Irland und dann nach good old Germany.«
    »Was ist denn dein Fachgebiet?«, erkundigte ich mich.
    »Ich bin Spezialist für IT-Lösungen – mit Schwerpunkt Ökologie und Nachhaltigkeit«, gab er zur Antwort.
    Das beeindruckte mich und machte mich neugierig; natürlich wurde ich jetzt auch von ihm nach meinem Werdegang befragt. So wie es sein sollte.
    »Also, ich bin eigentlich Fremdsprachensekretärin«, sagte ich, »und hab bis vor kurzem bei einem spannenden Softwareprojekt in Frankfurt gearbeitet. Im Augenblick studiere ich aber wieder, Germanistik, Anglistik und Literaturwissenschaft, und bin dabei, mir ein weiteres Standbein als Horror-Autorin aufzubauen.«
    Da seine Augen mit lebhaftem Interesse auf mir ruhten, wuchs mein Selbstvertrauen, und ich fand es leicht ihm zu glauben, als er sagte: »Hey, das finde ich total faszinierend, kann man schon Texte von dir kaufen?«
    »Sag bloß, du liest dieses Schundgenre!«, rief ich erstaunt aus, obwohl ich es hätte vermuten können; Stichwort KATZENMENSCHEN.
    »Machst du Witze?«, grinste er. »Ich liebe gute Horrorgeschichten.«
    Sehr angenehm fand ich es auch, dass er mich nicht einmal ansatzweise kritisierte, also nicht inquisitorisch fragte, wann ich denn davon leben könnte, oder wieso ich mir nicht die Sicherheit eines Sekretärinnenjobs erhalten hätte oder sonst noch anderen spießigen Schmarrn, den ich mir schon oft hatte anhören müssen. GLÜCKLICHERWEISE sagte auch Marie-Louise nie so etwas wie: »Also mit Mitte 30 solltest du schon deine Richtung im Leben gefunden haben, Jeanette.«
    Manchmal wünsche ich mir das ja, wie so ziemlich jeder Mensch, denke ich, aber ich bin halt noch nicht so weit. In beruflichen Angelegenheiten so wenig wie in Sachen Sex, beim Tantalus!
    Die Zeit verging wie im Flug, und gleichzeitig stellte ich fest, dass es mir immer mal wieder sehr schwer fiel, mich auf unsere Unterhaltung zu konzentrieren, denn ich schaute ständig voller Begehren auf Phelan, auf seinen Mund, wie er sich bewegte beim Reden, auf seine angenehm kräftig und zugleich gepflegt aussehenden Hände, auf seine gutgebauten Schultern.
    Ich schluckte. Wie geil andererseits, dass er sich so viel Zeit ließ … ich kannte fast nur Männer, die extrem hastig »zur Sache« kamen. Dass Phelan mich ebenfalls begehrte, konnte ich in seinen bernsteinfarbenen Augen ein ums andere Mal lesen.
    Er fuhr sich mit den Händen durch den dichten rotbraunen Schopf – ich musste an einen buschigen Eichhörnchenschwanz denken (verflixt, gab es denn NUR animalische Assoziationen in Bezug auf diesen Phelan?!) – und plötzlich sagte er: »Diese zauberhaften, geheimnisvollen grünen Augen. Ich möchte ihren Ausdruck sehen, wenn …«
    Er brach ab. Das war mal interessant. Es kam eher selten vor, dass Männer detaillierter über meine Augen redeten, vielleicht weil ihre Farbe zu unbestimmt war, irgendetwas zwischen Grün und

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