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BitterSueß

BitterSueß

Titel: BitterSueß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Ippensen
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meiner Stadt entfernt – schon mal ein Vorteil.
    Ich schlüpfte in meine braun gemusterten Pumps, hatte meine Augen gerade sorgfältiger geschminkt als sonst und etwas Kokosöl ins Haar gegeben. War auch viel weniger nervös als bei jenem Treffen mit Falk. Als ich mich vor dem Spiegel drehte, fand ich mich einfach nur hübsch (etwas, was vor meinem BDSM-Coming Out auch eher selten vorgekommen war).
    Es war, als hätte ich eine Zauberquelle entdeckt, die mich schlagartig (ha, welch passendes Wortspiel!) in köstlichste, beste Stimmung versetzen konnte … Diese Quelle hatte es schon früher gegeben, jedoch war sie von Scham und Angst verschüttet gewesen.
    Rudolf also. Seine leuchtenden grüngrauen Augen gefielen mir sofort, genau wie seine warmen Hände, als er sich im Café gleich erhob, meine Hand drückte und mich mit Wangenküsschen begrüßte.
    »Du siehst fabelhaft aus, Astrid (Ich hatte noch kein Bedürfnis gehabt, ihm meinen richtigen Namen zu nennen)«, lächelte er, ein gepflegter Mittvierziger mit einem sorgsam gestutzten Bart von unbestimmbarer Farbe, mit guter Haut, sportlicher Figur.
    Wir tranken nur Mineralwasser, doch ich fühlte mich angenehm beschwingt und erregt, ich genoss Rudolfs bewundernde Blicke, die über meinen schlanken Körper glitten und dachte nur entfernt an Marie-Louise, die mich coverte.
    Seit meine Reise in das SM-Zauberland begonnen hat, seit Phelan also, habe ich gut 5 Kilogramm abgenommen, ich passe auf einmal wieder in Jeans der Größe 38, es ist unglaublich, aber wahr.
    Jetzt zum Date trug ich natürlich einen kurzen hellbraunen Rock, tief ausgeschnittenes schwarzes Shirt und dunkle Halterlose … nein. In letzter Sekunde hatte ich mich doch für Strumpfhosen entschieden. Und Stringtanga. Funkte es ordentlich zwischen Rudolf und mir, konnte ich beides ja immer noch auf der Toilette ausziehen, denn es war recht mild, selbst am Abend noch.
    Gott, ich bin so verdammt … gierig, zog es mir durch den Sinn, während nach einigen Minuten witzelnden Geplauders Rudolfs warme Hand die meine liebkoste, denn ich reagierte sogar schon darauf, auf diese im Grunde ganz normale Berührung, ich malte mir lustvoll Weiteres aus und wurde ein wenig feucht.
    Hmmm … aber für ihn die Strumpfhosen ausziehen? Irgendwas fehlte da noch. Ich versuchte das Gespräch auf SM zu lenken, aber Rudolf wich immer wieder geschickt aus, streichelte meine Finger, bis ich wohlig seufzte, und schlug dann vor, ein wenig spazieren zu gehen. Im Äußeren Luisenpark. Ich stimmte zu, obwohl ich mich ein kleines bisschen unbehaglich zu fühlen begann.
    Es stellte sich heraus, dass Rudolf Radfahrer war. Da hatten wir ja was gemeinsam, wobei es nicht so richtig zu meinen Ideen von diesem Abend passte, mit dem Rad herumzufahren, zumal ich Pumps mit 10 cm hohen Absätzen trug. Überhaupt hatte ich eigentlich nicht das passende Outfit an, aber Rudolf scherte sich gar nicht darum, er fuhr nicht einfach nur Rad, sondern war ein fanatischer Radler.
    »Rudolf, ich weiß echt nicht, ob ich so gut radfahren kann, damit«, sagte ich widerwillig und blickte auf meine Schuhe.
    Er schaute gar nicht hin. »Ach was, das wird schon gehen. Ich pass auf dich auf. – Und übrigens, du kannst mich ruhig Rudi nennen. Wir kennen uns jetzt ja lange genug.« Er lachte in ziemlich hoher Tonlage. Man konnte sagen, er kicherte.
    Ich erstarrte innerlich. Ein wildfremder Typ, der »auf mich aufpassen« wollte. Und dann: Rudi, das ging gar nicht. Eventuell hätte ich mir noch vorstellen können, ihn »Dom Rudolf« zu nennen, aber »Dom Rudi«?? Das war einfach total unmöglich.
    Spätestens hier hätte ich die Notbremse ziehen müssen, aber ich tat es nicht. Ich war noch immer so voller Schwung und Elan und Hoffnung und Erwartungsfreude, ich konnte nicht anders. Außerdem war ich schon immer hartnäckig experimentierfreudig gewesen. Mal sehen, was noch passiert, sagte meine innere Jugend-forscht-Stimme.
    Weitere ernsthafte Zweifel keimten in mir auf, als »Rudi« mich, während wir nebeneinander herradelten, urplötzlich im Nacken packte, als sei ich eine Katze, ja ganz genau, während der Fahrt. Ein höchst gefährliches Manöver, und ich geriet auch ein paar Momente ins Schlingern. Und wieso tat er das? Weil ich mir einen frechen Spruch erlaubt hatte. Humorlos also noch dazu. Ich fuhr Rad durch die Dunkelheit, seine Hand wie eine Zange im Nacken, und fühlte mich nicht im Mindesten dominiert. Ich hatte auch keine Angst, was vielleicht ein bisschen

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