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BitterSueß

BitterSueß

Titel: BitterSueß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Ippensen
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dreht, dann ist das doch Machtfeeling pur, oder?
    So habe ich nach der Erfahrung mit Dirty Marty, die doch einen bitteren Nachgeschmack hinterließ, viele erlebt und eine große Anzahl süßer Stunden damit verbracht, mich lustvoll auf diese Weise dominieren und quälen zu lassen. Mhm … einige beherrschten dieses subtile Spiel wirklich gut. Und achteten dabei auch darauf, mir Anerkennung und ein gewisses Maß an Interesse an meiner wirklichen Person zu schenken … und stets schwang im virtuellen Raum die zarte Möglichkeit, dass eines Tages ein Telefonat … oder erst einmal ein privater Chat … ein Austausch von Mails … sublim wie ein Feenglöckchen. So blieb immer die Spannung, die aus der Nichterfüllung der eigenen brennenden Wünsche entsteht. Hunger und Durst blieben. Auf Dauer wollten sie natürlich gestillt werden, REAL. Die Online-Platzhirsche waren dafür nicht zuständig. Ich wusste das. Ich benutzte sie für mein Phantasievergnügen, für meinen Kopfkinospaß und ließ mich von ihnen benutzen. Hin und wieder erzeugten wir sogar Emotionen im virtuellen Spiel, die fast echt waren.
    Was mich immer stutzig machte, waren die Mengen und Mengen an Stunden, die die dominanten Platzhirsche im BDSM-Chat verbrachten und dabei gleichzeitig behaupteten, erfolgreiche Anwälte oder Unterneh-mensberater zu sein. HALLO?! Für wie blöd haltet ihr uns eigentlich …? Und dann entwarf ich alternative Lebensläufe, und vor meinem geistigen Auge mutierte der Superadvokat zum rollstuhlfahrenden Museumswärter, gebildet aber verbittert, der während seiner Nachtschicht chattete … es ist ja auch zu verführerisch, sich für sein SM Second Life eine andere, glanzvolle Existenz zu basteln und hineinzuschlüpfen wie in die attraktiv machende Fetischkleidung, wie wir SMler sie lieben. Zumal als Dom, der auf seine Cyber-Subbis Eindruck machen will.
    Es gab auch Open-Chatter, die reale Treffen anstrebten. Und dann in die Kategorie Zwei wechselten … ihre Cyberpersönlichkeiten unterschieden sich oft dermaßen KRASS vom realen Menschen, dass ich staunend das eine oder andere Realdate erlitt (wobei das Leiden leider nichts mit Lustschmerz zu tun hatte).
    Übrigens hatte ich auch einmal einen Platzhirsch, der eine Mischung aus Kategorie 3 und 2 war und es lang Zeit blieb. Der virtuell auf mir spielte wie auf seinem ureigenen Cyber-Sub-Instrument, mir schmerzliche und lustvolle Töne entlockte nach seinem Belieben, der mit mir viermal telefonierte, der sich zweimal mit mir traf für zwei kurze Mini-Sessions und der eine lang haftende Spur der Erinnerung in mir hinterließ; ja, die Striemen auf meiner Seele verblassten lange Zeit nicht, ich genoss sie, aber es war mehr als qualvoll und extrem real demütigend, was ich niemals gewollt hatte.
    In seinem Online-Profil auf der BDSM-Plattform hatte gestanden: Ich hasse Fakes und dumme Hinhaltespielchen. Ein Fake war er selbst in der Tat nicht, aber er hielt mich fast ein Jahr lang mit der Hoffnung auf weitere Realtreffen hin, und ich hatte mich fatalerweise in ihn verliebt und kam schwer von ihm los.
    Jede Mail, jeder flüchtige Chatkontakt hinterließ blutige Male, die lange brauchten um zu heilen. Und er wusste das ganz genau. Er spielte auch damit.
    Aber letztlich stellte sich heraus: Er hatte mir die ganze Zeit etwas vorgemacht und mich HINGEHALTEN.
    Verflucht, dachte ich. Gab es denn keinen männlichen Dom, der es real haben wollte und der genau das in die Tat umsetzte, was er mir schrieb? Der 1:1-Dom, der es ehrlich meinte?
    Ich hatte in der ganzen Zeit, in der ich ausprobierte und ruhelos umhervirtualisierte wie ein Cyber-Irrlicht, immer mal wieder mit einem einfach gestrickten Hardcore-Dom gechattet, der mich zugleich magisch anzog und auch abstieß.
    Meister G.
    Anziehend waren seine Hartnäckigkeit und seine Behauptung, er wolle echte Gefühle.
    Bis zum Tag X jedoch grinste ich darüber nur zynisch.
    Und dann kam Tag X.
    Und für mich wurde Meister G. zu Mister Right. Er war genauso, wie er sich im Chat gegeben hatte, nur BESSER. Hart, konsequent, zupackend, entscheidungsfreudig, aufrichtig, grausam, liebevoll, sadistisch, zärtlich. Unglaublich, aber wahr, das Leben schreibt eben doch die tollsten Romane. Unsere erste Session war ein durchschlagender (grins) Erfolg. Er tat wahrhaftig die Dinge, die er angekündigt hatte, genau so mit mir, und es war geil und herrlich, und trotz der Klarheit blieb auch der dunkle funkelnde SM-Zauber, den ich so liebe, erhalten. Oder

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