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BitterSueß

BitterSueß

Titel: BitterSueß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Ippensen
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Außenseiterränge.
    Nun gut. Sie wollte sich nicht in den Untiefen des Theoretisierens verlieren, sondern fuhr lieber damit fort, Janet S. auf ihrer Reise zu begleiten …
11. Juni 2003
    Im SM-Magazin HIEBFEST, das ich seit ein paar Monaten regelmäßig kaufe, verschlang ich folgenden Artikel:
    Virtuelles SM – die phantastische Verführung
    Bis zum Tag X pflegte ich meine Cyberdoms in verschiedene Kategorien einzuteilen.
    Ich weiß ich weiß. Das klingt einigermaßen frech. Überhaupt nicht devot oder brav-unterwürfig, süß bittend, schmeichlerischer Augenaufschlag, nein, Fehlanzeige. Klingt eher danach, als müsste mir mal kräftig der Hintern versohlt werden. Ha. Bloß, wer ist REAL genug dafür?
    Kategorie Eins war »Der kleine Cyber-Feigling«.
    Der nur chatten und chatten will, der einfach bloß masturbiert vor dem Monitor, bis die Tastatur klebrig ist … als höchstes der Gefühle hält er seinen mehr oder minder wohlgeformten Schwanz in die Webcam. Kein Gesicht. Kein Name. Keine verdammte Telefonnummer. Der kleine Feigling, der sich gar nichts traut, um das Kopfkino in die Wirklichkeit zu übersetzen, der nur bequem in der virtuellen Hängematte bleibt, der wird von mir auch entsprechend behandelt. Eignet sich höchstens als kleiner Nachmittags- oder Nachmitternachtssnack, wenn gar nichts anderes zu haben ist. Denn als dominanter Gegenpart überzeugt er nicht wirklich. Irrerweise erhebt selbst der kleine Feigling bald Ansprüche auf mich, versucht mich rumzukommandieren und entwickelt Besitzdenken. Dann wird er einfach gelöscht. Er ist ein reines Cyberwesen, das sich noch nicht mal Mühe gibt, mich in irgendeiner Form zu umwerben. Fordert und fordert und fordert BDSMiges Futter in Form von Chatsex. Selbst süchtig, nährt er meine Sucht.
    Fast-Food-Cyber-SM-6. da sag ich nur ADÖ. Im Chat arbeiten wir doch dauernd mit Abkürzungen, weil’s schneller geht beim Schreiben. Auf Dauer Öd. Und verblasst schnell. Es gibt kaum Erinnerungen.
    Kategorie Zwei war »Der Real Existierende Lügner«.
    Im Chat und per Mail liebenswert, erfahren, charmant, umwerbend, sich gut darstellend, schnell auf reales Treffen pochend, rasch telefonierend, genau erzählend, was er so macht und wünscht und sucht und … mir umgehend reale Befehle erteilend. »Beschreib mir deine Möse.« Genau so einer war Dirty Marty.
    Selbstverständlich würde er ein Safeword benutzen und beachten, sagte er im Brustton der Überzeugung. Ich war Anfängerin und wild auf Erfahrungen aller Arm und so verabredeten wir per Handy und Mail ein Treffen. Neu-gierig und verspielt wie ich war, hatte ich keineswegs Lust gehabt, alle seine abstrusen Anweisungen genau zu befolgen, vorher. Außerdem hatte ich in meiner Naivität geglaubt, sein Nickname passe möglicherweise zu ihm und er möge es ab und an doch ein bisschen schmutzig oder würde sich zumindest nicht allzuviel draus machen, wenn seine Spielpartnerin etwas locker damit umgehen würde.
    Nun, kurz gesagt: Dirty Marty entpuppte sich als absoluter Sauberkeitsfanatiker, der mit dem Zustand meiner Rosette nicht zufrieden war und minutenlang seine Nase ins Hotelhandtuch drückte, weil er dem auch nicht traute – was hochkomisch aussah und mich beinah zum Lachen reizte, doch leider hatte dieser Pingel-Dom noch nicht einmal eine Spur von Humor. Sein Rohrstock zerbrach bei seinem ersten Hieb auf mir, und das brachte ihn schier aus dem Gleichgewicht, er ärgerte sich und verdarb uns beiden die Stimmung, die ohnehin während der einstündigen Session von Minute zu Minute katastrophaler wurde. Er schlug immer heftiger zu, obwohl wir uns ja kaum kannten, nicht wahr, und es unser erstes (und letztes!) Treffen war, und beachtete meine Safeword-Rufe nur höchst schleppend. Meine anfänglich noch vorhandene Lust und Geilheit verflüchtigte sich ins Nirvana, aber es war eine hochinteressante Erfahrung, weiß Gott. Was mir am meisten in Erinnerung blieb, war meine eigene innere sarkastische Stimme, die mit beißendem schwarzen Humor das Geschehen begleitete. Ich weiß heute noch jedes einzelne Wort, das sie mir zuraunte.
    Kategorie Drei war »Der Online-Platzhirsch, in einen Hauch von Wirklichkeit gehüllt«
    Vorkommen: vor allem in öffentlichen Chatrooms, die er mit seiner virtuellen Präsenz höchst effektiv dominiert und damit BDSM in einer ganz eigenen Form lebt. Wenn sich alles in einem open chat um dich, den superschlagfertigen und megaintelligenten, witzig-spöttischen und zugleich charmant-sozialen Dom

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