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BitterSueß

BitterSueß

Titel: BitterSueß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Ippensen
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vollendete sich der Kreis, gab es eine Balance: Falk entkleidete sich ebenfalls, in herrlicher Gleichgültigkeit gegenüber etwaigen Beobachtern, er nahm mich a tergo, sein harter schöner Schwanz drang in meine triefende Möse ein … er: grob, ich: wieder gefesselt, mein spitzer Schrei, sein kehliger Laut der Befriedigung … oder eine andere Art des Genommenwerdens. Des Angenommen-Seins. Ich sollte noch über viele Varianten phantasieren.
    Leider wurde nichts davon real.
    Es blieb Phantasie.
    Eine Fahrradklingel, frustrierend nah ertönend, reißt mich aus meinem Traumrausch.
    Es ist, als habe es bis dahin nur wundersame geheimnisvolle Naturgeräusche in unserer Anderswelt gegeben.
    Ich schaue Falk an, wünsche mir, dass der Zauber sich weiterspinnt mit seinen goldglitzernden und zartblauen Fäden dieses außergewöhnlichen Frühsommers … Aber Falk schaut auf seine Armbanduhr.
    Er ist in Gedanken schon bei seinen Aufträgen und geschäftlichen Terminen.
    Ich beiße die Zähne zusammen.
    Das ist härter zu ertragen als die Reitgerte auf meinen zartesten Stellen.
    Kühl-sachlicher Abschied folgt.
    Aber ein Teil von mir wird für immer dort am Fluss knien, entblößt und feucht, angefüllt mit silbern prickelnder Schmerzlust, dankbar lächelnd, wie neu geboren.
30. April 2003
    Mir bleibt nur das Schreiben. Und immer wieder Tagträume – die jetzt aber erfüllter, kraftspendender sind denn je.
    Falk meldet sich nur noch spärlich, und obwohl ich den seltsamen Eindruck habe, es ist NICHT, weil er das Interesse an weiteren Sessions mit mir verloren hätte, verletzt mich sein Verhalten doch sehr.
    Ich hadere mit ihm. Ein verantwortungsvoller Dom dürfte so nicht handeln, finde ich. Er hat mich geradezu »angefixt«, oha, ein zu sehr mit negativer Energie geladenes Wort, aber ich kann kaum noch an etwas anderes denken als daran, mehr davon zu bekommen. Von SM. Habe schon jetzt das Gefühl, süchtig zu sein. Herrlich.
    Mit meiner Marie-Louise kann ich ja zum Glück über fast alles reden. Schon seit Jahren zieht es mich in Sachen Freundschaft zu älteren Frauen hin, ich schätze deren Lebenserfahrung und Gelassenheit, die Art und Weise, die Dinge anzunehmen und Lösungen zu finden.
    Jetzt im Moment fühle ich mich Marie-Louise, der Vanillafrau, allerdings ein kleines bisschen überlegen. Weil ich eine Erfahrung gemacht habe, die sie nicht kennt.
    Allerdings nagt Falks verwirrender Rückzug an mir, und es drängt mich, mit ihr darüber zu sprechen. Ohne vorerst die Dinge ganz deutlich zu benennen, das traue ich mich dann doch immer noch nicht.
    Wir sitzen in der Küche und reden, und sie meint mit ihrem angenehmen französischen Akzent: »Ach weißt du, ma Chère, die Männer sind ’alt so. Die empfinden das Ganze anders als wir, wir legen da viel mehr Bedeutung rein. Du machst schon das Beste draus.«
    Sie grinst und nickt in Richtung des beachtlichen Papierstapels, der vor mir liegt und in dem ich gerade Korrektur lese.
    Sie hat völlig recht.
    Mein ungewöhnliches Erlebnis, das sich mir so tief eingebrannt hat, verleiht mir geradezu Flügel, und ich schreibe anders als früher.
    Ich überdenke meine früheren Beziehungskisten und verwandle sie in Stücke neuer Literatur. Denn rückblickend scheinen mir viele Begegnungen und Erlebnisse mit unterschwelliger, spannungsreicher SM-Erotik angereichert zu sein.
    Auch wenn ich an Alpha denke.
    … also vorgestern habe ich mir einfach ausgedacht, wie es hätte sein können. Doch das ist nicht für dieses Tagebuch bestimmt, das bleibt … vorerst geheim. Ich empfinde diese erfundene Geschichte, die eine tiefere Wahrheit enthält, als zu intim, um sie hier einzufügen. Verrückt, oder?
15. Mai 2003
    Ich freue mich auf mein nächstes Date. Nein, es ist keine Verabredung mit einer Frau … manchmal spukt dieser Gedanke zwar im Hinterstübchen meines Libido-Hirns herum, aber zurzeit stehe ich auf männliche Liebhaber. Dominante Männer sind es, die mich anziehen.
    Falk weilt noch immer auf Kreta, natürlich mit seiner Lebensgefährtin, und ich fühle eine gewisse Leere, wenn ich daran denke. Aber gut. Er hatte mir nichts vorgemacht, ich war im Bilde gewesen. Die berühmte »offene Beziehung«, die nur »diskrete Nebenbeziehungen« erlaubt.
    Nach meiner ersten guten, »auf Anhieb richtig«-Erfahrung in diesem Erotik Portal im Internet kann ich es kaum erwarten, meinen nächsten Spielpartner zu treffen.
    Er hat den sehr altmodischen und aparten Namen Rudolf und wohnt nicht weit von

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