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BitterSueß

BitterSueß

Titel: BitterSueß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Ippensen
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noch vor Nervosität gezittert, aber jetzt bin ich ruhig, sehr ruhig, er hat meine Hände mit seinem (unserem!) wunderbaren schwarzen Seil zusammengebunden, er prüft fürsorglich, ob meine Finger nicht abgeschnürt sind, dann greift er mir unter den Rock. Seine Finger teilen meine Schamlippen, dringen tief in mich ein, ich seufze, er lobt meinen Stringtanga, lobt meine Intimrasur (die allererste komplette meines Lebens), ich schließe vor Genuss die Augen, ich öffne gehorsam den Mund als er es mir befiehlt, und schon steckt er mir einen Finger, mit meinem Lustsaft bedeckt, zwischen die Lippen, ich lecke eifrig, meine Zunge umschlingt seinen Finger, was ihn erfreut … da wusste ich noch nicht, dass beim Sternzeichen Zwilling die Hände und Finger sehr sensibel-erogene Zonen sind. Spürte aber, dass er es SEHR mochte.
    Der ambivalente, in sich zerrissene Zwilling. Entscheidungsprobleme … bei einem Dom. Ausgerechnet! Deshalb muss stets ich die Orte bestimmen, auch das ein Hinweis auf seine Schwäche. Gleichzeitigbewundere ich übrigens seine Selbstbeherrschung, staune scheu darüber, wie er seine Triebe zügelt … Ich glaube übrigens nicht, dass ich jemals so offen mit ihm reden werde. Wir haben zwar einen gewissen Grad an Offenheit erreicht, beim Chatten, im »Messie«, in E-mails, am Telefon, aber immer wieder stoße ich an Grenzen, die er mit harter Hand zieht. Er als mein Dom hat das Recht dazu. Ich gewähre es ihm … das Ausmaß an Vertrauen, das ich ihm seit der zweiten Hälfte des ersten Treffens entgegenbringe, ist für mich ohnehin ein kostbarer, mir unversehens zugefallener Schatz.
    Wir liegen also fast wie gleichberechtigt auf der Decke. Er ganz angezogen, ich halb entblößt. (Da, im Verlauf unseres Gesprächs, kassiere ich die schon erwähnte recht kräftige Ohrfeige. Es gefällt mir sehr und erregt mich total, dass er mir nichts durchgehen lässt. Ich wünsche mir mehr davon. Mehr Strafen, die Luststiche in mir erzeugen …)
    Außerdem zeigt er mir weitere »Instrumente« und erläutert – wieder ganz wie ein Lehrer oder wie ein Offizier beim Bund – verschiedene Schlagtechniken.
    Ja, manchmal kam ich mir wie Soldatin vor, eine Rekrutin; immer schwang und irrlichterte und funkelte knisternd zwar auch die Erotik zwischen uns, aber seltsam schillernd. Fremdartige Welt, stark wie ein Magnet, ich der Eisenspan.
    Die Stunde am Fluss glitt in unglaublich plastischen Farben vorüber. Der melancholisch-metallische, abgehackte Fasanenruf. Das helle Grün. Das zärtliche Rauschen des Windes im Schilf. Besonders stark ins Gedächtnis einprägen sollte sich mir die Demonstration der Kettenpeitsche, denn da … oh, da hatte ich ja Mühe, die Schläge einfach so wegzustecken, das drang sehr tief ein! Da musste ich scharf die Luft einziehen.
    »Siehst du? Ja, das ist etwas für jemanden wie dich«, meinte er mit leisem Triumph, »für eine Sub wie dich, die es härter braucht.«
    Und glücklich, atemlos betrachtete ich meine Striemen. Er auch. Beide stolz. Ich zum ersten Mal in meinem Leben in einer Welt mit einem Mann: in der SM-Dimension. Für zeitlose Momente existierte nichts mehr außer dieser Empfindung.
    Falk hat natürlich schon viel mehr Erfahrung.
    »Ich war 25, als ich zum ersten Mal eine Frau ans Bett fesselte und sie dann fickte und meine Macht über sie genoss«, hatte er mir im Privat-Chat erzählt.
    »Dann, eine Weile später, lernte ich meine erste Sub kennen. Sie zeigte mir ihr Schlafzimmer. Es war über und über ‚geschmückt’ mit Peitschen und Ketten und Gerten und Seilen und Klammern. Da wusste ich, was mir immer gefehlt hatte.«
    Inzwischen ist Falk Ende 40. Er trenne klar zwischen SM-Spiel und dem normalen Leben, wo er Frauen – auch seine Spielpartnerinnen, selbstverständlich – respektiere und achte, behauptet er. Das ist Falk, der seine Mails mitunter mit »Liebe Hiebe, F.« unterschreibt, der an der linken Hand einen Siegelring trägt, der 1,86 m groß ist und schlank, atemberaubend sexy aussieht in eng anliegender Lederhose, ein dominanter Mann mit Entscheidungsproblemen. Auch eine Sub aufzufangen nach einer kleinen, gleichwohl für sie aufwühlenden Outdoor-Session, ist nicht so sein Ding. Weil er sich nicht zu dieser Entscheidung durchringen kann? Weil solch liebevolle Gesten in eine für ihn gefährliche Bindung münden könnten?
    Unsere mühsam errungene, mannigfaltigen Pflichtdämonen abgejagte Stunde am Fluss neigte sich dem Ende entgegen.
    In meiner Vorstellung

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