Bittersueße Sehnsucht
brüskierte, die ihm allzu neugierige Fragen stellten.
“Lassen Sie uns anfangen, Dixie”, rief Gilda Stevens. “Als Erstes werden wir Sie wiegen.”
Dixie bekam eine Gänsehaut, denn sie hatte sich seit ihrem sechzehnten Lebensjahr nicht mehr gewogen.
“Ich sehe Sie dann morgen”, sagte Gilda.
Dixie, die mit dem Gesicht auf der Matte lag und schwitzte, beschloss, nicht zu nicken, weil es sie zu viel Kraft gekostet hätte.
“Sie sind überhaupt nicht in Form”, meinte ihre Peinigerin.
“Aber jetzt wissen Sie ja, wie es geht, und können die Übungen jeden Tag selbst machen.”
Jeden Tag. Dixie rang sich ein dankbares Lächeln ab, denn so grausam und humorlos Gilda auch sein mochte, so hatte sie doch peinlich darauf geachtet, dass sie die Übungen richtig machte.
Sobald Dixie allein war, nickte sie ein. Plötzlich hörte sie Schritte und blickte auf - direkt auf Fishers polierte Schuhe.
“Wo möchten Sie Ihr Mittagessen einnehmen?” fragte der Butler.
“Hier.”
Er stellte ein Tablett auf den Boden. Darauf stand ein Teller mit einer großen Portion Salat.
“Salat habe ich noch nie gemocht”, gestand sie schuldbewusst, doch sie war so hungrig, dass sie ein Stück Sellerie nahm.
Dann erschien ein anderes Paar Schuhe in ihrem Blickfeld -
handgenähte italienische Slipper. Sie erstarrte.
“Sie dürfen aber nicht schummeln”, erklärte Cesar Valverde.
“Ich dachte, Sie seien in der Firma.”
“Ich möchte dieses Projekt im Auge behalten. Kaum ist Gilda weg, faulenzen Sie.”
“Ich bin so schwach, dass ich mich überhaupt nicht bewegen kann”, erwiderte Dixie fassungslos.
Er ging in die Hocke und sah sie an. “Ich habe einen Blick in die Akten geworfen. Sie sind kerngesund. Daher spricht nichts dagegen, dass Sie eine Diät machen. Warum haben Sie nicht eins von den Fitnessoutfits angezogen, die ich habe kommen lassen?”
In Gildas Gegenwart hatte sie es nicht gewagt, sich in eines der knappen Outfits zu zwängen.
“Sie sind erschöpft, weil Sie sich überanstrengt haben.”
“Ich muss unbedingt etwas essen”, erklärte sie voller Selbstmitleid.
Cesar warf ihr einen kühlen Blick zu. “Sie haben eine falsche Einstellung. Ihre Lebenseinstellung ist Ihr größter Fehler. Sie sind so davon überzeugt, dass Sie scheitern, dass Sie es nicht einmal versuchen.”
“Ich halte mich an den Plan … Okay?”
“Das reicht nicht. Ich erwarte vollen Einsatz.” Als er sie betrachtete, hatte er einen angespannten Zug um den Mund.
“Vergessen Sie nicht, was mich das alles kostet.”
Dixie wich seinem Blick aus. “Ich … ich …”
“Ich habe dafür bezahlt, dass Sie sich an Ihren Teil der Abmachung halten. Und wenn Sie nicht spuren, werde ich mit der Stoppuhr neben Ihnen stehen”, fügte er drohend hinzu.
“Bin ich froh, dich zu sehen”, sagte Scott, als Dixie an diesem Abend bei ihm erschien. Es war Balsam für ihre Seele.
Verlegen strich sie sich den Pony aus der Stirn und lächelte Scott an. Er antwortete darauf mit einem schmerzhaften Knuff und führte sie in die Küche.
“Freunde von mir waren ein paar Tage zu Besuch hier. Die haben vielleicht ein Chaos hinterlassen!” beschwerte er sich.
“Ich bringe das schon wieder in Ordnung”, erklärte sie eifrig.
Er wollte gerade die Küche verlassen, blieb jedoch auf der Schwelle stehen und blickte sie starr an. “Hast du eine andere Frisur oder ein anderes Make-up?”
Dixie verspannte sich. “Nein … ich schminke mich nie.”
“Dann liegt es wohl daran, dass du Farbe bekommen hast. Du siehst fast hübsch aus.” Scott, groß, schlank und blond, schüttelte verblüfft den Kopf und ging, so dass sie mit den Bergen von Geschirr allein war.
Fast hübsch. Es war das erste Kompliment, zu dem Scott sich je herabgelassen hatte. Mit einem verträumten Gesichtsausdruck stand sie inmitten des Chaos. Farbe? Das musste am Training liegen. Vielleicht zeigte die Diät bereits Wirkung! Scott hatte sie endlich als Frau wahrgenommen …
Dixie schwor sich, am nächsten Tag früh aufzustehen und gleich in den Fitnessraum zu gehen. Glücklich vor sich hin summend, spülte sie das Geschirr, putzte den Herd und schrubbte den Boden.
“Wie machst du das bloß!” Scott, der gerade ein Jackett überstreifte, blieb im Vorbeigehen stehen. “Was würde ich ohne dich tun, Dixie?”
Wie eine verwelkte Pflanze, die plötzlich Wasser und Sonne bekam, blühte Dixie auf und strahlte ihn an.
“Ich gehe jetzt, aber du brauchst dich nicht zu
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