Bittersueße Sehnsucht
mit in die Ehe gebracht.
Petra, blond und sehr hübsch, war sieben Jahre älter als sie und hatte sich kaum für sie interessiert, doch sie, Dixie, hatte sich immer eine große Schwester gewünscht und sie bewundert. Mit siebzehn zog Petra von zu Hause aus und begann als Model zu arbeiten.
Ein Jahr später starb ihr Vater an einem Herzinfarkt, und im Jahr darauf zeigten sich bei Muriel die ersten Symptome einer langen, schweren Krankheit. Wann immer es Muriel besonders schlecht ging, musste sie, Dixie, zu Hause bleiben, so dass sie die Schule schließlich mit sechzehn ohne Abschluss verließ.
In den darauf folgenden vier Jahren hatte Petra regelmäßig Geld geschickt, war jedoch nur selten nach Hause gekommen.
Vor einem Jahr war Muriel Robinson gestorben, und sie, Dixie, hatte sich bei Petra einquartiert. Petra war zuerst nicht sonderlich begeistert gewesen, hatte es dann aber als Vorteil betrachtet, dass sie, Dixie, sich während ihrer Abwesenheit um alles kümmerte.
Petra eröffnete ein gemeinsames Konto und zahlte genug Geld ein, so dass sie, Dixie, ihre Rechnungen begleichen konnte.
Als sie kurz darauf bei der Valverde Handelsbank anfing, ließ sie ihr Gehalt auch auf das Konto überweisen.
Sie hatte das Essen und die Getränke für Petras Partys bestellt und auch die Verhandlungen mit Leticia Zane geführt, nachdem Petra die kostspielige Renovierung in Auftrag gegeben hatte.
Vor drei Monaten hatte Petra plötzlich verkündet, sie würde aus England weggehen. Dann hatte sie ihre Wohnung gekündigt, ihre Sachen gepackt und war nach Los Angeles geflogen, um dort als Schauspielerin Karriere zu machen. Sie, Dixie, war in das möblierte Zimmer gezogen. Kurz darauf trafen die ersten Rechnungen von Petras Gläubigern ein, und sie stellte fest, dass das gemeinsame Konto überzogen und ihre Ersparnisse futsch waren. Vom stellvertretenden Filialleiter erfuhr sie, dass sie für die Schulden aufkommen müsse.
Sie rief sofort ihre Schwester an, die ihr daraufhin mitteilte, sie sei pleite, sie im gleichen Atemzug aber daran erinnerte, dass sie ihnen jahrelang Geld geschickt habe.
Als sie Petra vor zwei Monaten das letzte Mal angerufen hatte, hatte sie erfahren, dass Petra unbekannt verzogen war.
Seitdem hatte sie nichts mehr von ihr gehört.
Allmählich befürchtete sie, dass Petra überhaupt nicht die Absicht hatte, sich je wieder mit ihr in Verbindung zu setzen oder ihre Schulden zu begleichen. Einerseits verspürte sie deswegen Gewissensbisse, andererseits musste sie sich eingestehen, dass ihre glamouröse Stiefschwester eigentlich immer nur an sich dachte.
Sie hatte große Angst davor, vor Gericht zitiert zu werden.
Und Cesar Valverde hatte ihr angeboten, die Rechnungen zu bezahlen …
“Können wir das noch mal durchgehen?” fragte Dixie die Teenager, die an ihrem Tisch saßen. “Ein Cheeseburger mit Dressing, einer ohne, ein doppelter …”
“Ein doppelter Hamburger mit Dressing, ein Cheeseburger ohne …” begann ein Mädchen entnervt.
Dixie errötete verlegen und korrigierte ihre Notizen.
Anschließend gab sie die Bestellung unter dem zynischen Blick des Geschäftsführers weiter.
“Räumen Sie die Tische ab”, drängte er.
Dixie eilte auf die andere Seite des Cafes und begann, die Sachen auf ein Tablett zu stellen. Sie war zum Umfallen müde.
Als sie sich schließlich aufrichtete, erstarrte sie.
Ungefähr zwei Meter von ihr entfernt stand Cesar Valverde.
Er wirkte so furchteinflößend wie immer, und als er mit hochgezogenen Brauen ihren fleckigen Overall musterte, wäre sie am liebsten im Erdboden versunken. Woher wusste er bloß, wo sie arbeitete? Und was wollte er von ihr?
Andererseits hätte sie sich denken können, dass er nicht lockerlassen würde, denn Cesar Valverde setzte alles daran, um sein Ziel zu erreichen. Eigentlich kann er einem Leid tun, dachte sie.
“Wo bleibt unser Essen?” fragte ein Kunde ungeduldig und riss sie damit aus ihren Gedanken.
“Es kommt sofort”, erwiderte sie verzweifelt und trat den Fluchtweg an.’
Eine Einkaufstüte, die unter einem Tisch hervorschaute, wurde ihr zum Verhängnis. Dixie stolperte darüber, und das Tablett entglitt ihren feuchten Händen. Wie in Zeitlupe sah sie Essensreste, zusammengeknüllte Servietten und Geschirr in alle Richtungen fliegen. Das Klirren des Porzellans wurde von den erschrockenen Ausrufen der Kunden übertönt.
Dann folgte betretenes Schweigen. Unzusammenhängende Entschuldigungen murmelnd, bückte sich
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