Bittersueße Sehnsucht
fragend die Augenbrauen, während sie einen silbrigen Umschlag aus ihrer Handtasche fischte und mir über den Tresen reichte. „Hier – für dich.“
„Was…was ist das?“ Stirnrunzelnd nahm ich den Umschlag entgegen. „Eine Einladung – für Silvester…ich meine…natürlich, wenn du noch nichts vorhast.“, erwiderte sie schnell. „Komm, mach auf.“ Ich tat wie mir geheißen und riss den Umschlag auf.
Einladung zum Maskenball,
stand in geprägten, goldenen Lettern auf der Karte, die ich herausgezogen hatte.
„Chrissie, Jan und ich werden hingehen – ich hatte gehofft, du begleitest uns.“ Sie lächelte zaghaft. Fast ehrfürchtig fuhr ich mit den Fingern über die erhabenen Buchstaben und erwiderte ihr Lächeln. „Danke…ich weiß gar nicht was ich sagen soll. Ich komme gern!“ Ich hatte von diesem legendären Maskenball schon gehört, er fand jedes Jahr an Silvester statt. Aber ohne persönliche Einladung, war es unmöglich Zutritt zu bekommen. Umso mehr überwältigte es mich, dass Laura irgendwie an diese begehrten Einladungen gekommen war.
Sie lehnte sich zurück und betrachtete mich zufrieden. „Wunderbar, Jan wird sich freuen – er schwärmt seit gestern in höchsten Tönen von dir.“
„Dann richte ihm aus, ich bin auch ein großer Fan von ihm“, erwiderte ich lachend.
„So, ich muss los – meine Mutter und ich sind zum Essen verabredet.“ Sie sah auf die Uhr und sprang von dem Hocker. Ich folgte ihr bis zur Haustür und bevor sie nach draußen trat, drehte sie sich noch einmal um. „Und denk dran, dich schön rauszuputzen – Abendgarderobe ist Pflicht. Ebenso wie eine Maske!“ Sie lachte und winkte kurz, ehe sie die drei Stufen zum Gehweg hinunterflitzte.
Als ich die Tür geschlossen hatte, begann ich in Gedanken meinen Kleiderschrank zu durchsuchen. Und während ich die Treppe nach oben stieg, fiel mir auf, dass ich wohl nichts Passendes für so einen Abend besaß. Ebenso wenig wie eine Maske.
***
Am nächsten Morgen betrat ich ein großes Kaufhaus mitten auf dem Marienplatz. Ich war auf der Suche nach einem Abendkleid und fuhr mit der Rolltreppe direkt in das Stockwerk für Abendmode. Im ersten Moment wurde ich förmlich von dem Angebot erschlagen, doch glücklicherweise war alles nach Farben sortiert und so konnte ich die Auswahl schnell begrenzen. Eigentlich kam nur schwarz, violett oder rot in Frage.
Zuerst nahm ich mir die roten Kleider vor. Doch die waren entweder mit viel zu viel Glitzer und Pailletten versehen oder für meinen Geschmack eine Spur zu femme fatale. Doch auch bei den schwarzen und violetten Roben wurde ich nicht wirklich fündig.
Als ich mich gerade genervt auf ins nächste Geschäft machen wollte, fiel mir am anderen Ende des Gangs ein Kleid ins Auge, das mein Herz sofort höher schlagen ließ. Zwar wäre ich nie darauf gekommen, mich bei den anderen Farben umzusehen, aber dieses Kleid zog mich magisch an.
Ich holte es vorsichtig aus dem Ständer. Der Stoff schimmerte perlrosa und über das Satinkleid fiel ein Überrock aus Taft. Das Oberteil war leicht gesmokt und um die Taille war ein aufwendiger Knoten in Rosenform befestig. Das absolute Highlight bildete allerdings der Neckholderträger, dessen Stoff mehrreihig mit farblich passenden Schmucksteinen besetzt war. Es sollte wohl den Eindruck erwecken, als hätte man eine aufwendig gestaltete Halskette um den Hals. Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen verschwand ich mit dem Traum aus Satin, Taft und Tüll in der Umkleide und stellte zu meinem Entzücken fest, dass es passte, wie angegossen.
Nachdem ich das Kleid an der Kasse zurücklegen ließ, fuhr ich noch zwei Stockwerke nach oben. In zwei Monaten begann der Fasching und zu meinem Glück waren die Regale bereits vollgestopft mit sämtlichen Verkleidungsutensilien. Zielsicher steuerte ich auf eine Wand zu, die von oben bis unten mit Masken in verschiedensten Ausführungen behängt war. Ich entschied mich für eine schwarze, venezianische Augenmaske die rundherum mit Spitzenborte verziert war. Auf der rechten Seite war eine hellrosafarbene Blüte befestigt, in deren Mitte ein rosa Glasstein funkelte.
Zu Hause hängte ich das ausladende Kleid gleich außen an meinen Kleiderschrank, damit es nicht verknitterte. Ich setzte mich an meinen antik anmutenden Schminktisch und holte die Make aus der Verpackung. Zum Spaß band ich sie mir um und musste schmunzeln, als mir mein maskiertes Spiegelbild entgegenblickte. Auf einem Ball wie
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