Bittersueße Sehnsucht
diesem, war ich noch gewesen und neben die Vorfreude mischte sich nun langsam auch ein wenig Nervosität. Wahrscheinlich traf man dort nur pikfeine Pinkel und ihre hochnäsigen Ehefrauen. Aber zumindest waren Laura und Jan auch dort, die wussten bestimmt, wie man auf einer solchen Veranstaltung auf seine Kosten kam.
Dass Chrissie auch mit von der Partie war, versetzte mich allerdings nicht in Begeisterungsstürme. Sie konnte mich nicht leiden und machte überhaupt keinen Hehl daraus. Ich hatte die Maske gerade wieder abgelegt, da klingelte mein Handy. Ich griff danach und blickte auf das Display – es war Ryan! Unwillkürlich fing mein Körper an zu beben und ich schaffte es gerade so, abzunehmen, ohne das Telefon fallen zu lassen.
„Ja?“, krächzte ich und musste mich erstmal räuspern.
„Hi“, kroch seine Samtstimme vibrierend an mein Ohr und versetzte meinen Magen in unkontrollierte Schwingungen. „Alles klar bei dir?“
„Hmmm…alles bestens – und bei dir?“ Na das war ja einfallsreich! Ich zeigte meinem Spiegelbild einen Vogel.
„Prima – mmmhh…ich weiß, dass ist jetzt etwas kurzfristig, aber…ich habe für morgen Abend spontan eine Einladung bekommen – und….ich kann noch jemanden mitbringen“ Er machte eine kurze Pause und schien über seine nächsten Worte nachzudenken „na ja, ich dachte – vielleicht hast du Lust, meine Begleitung zu sein.“
Mistmistmist!
„Oh…ähm…das tut mir leid, aber ich bin morgen auch eingeladen und habe bereits zugesagt.“, erwiderte ich und konnte beobachten, wie in meinen Augen die Zerrissenheit aufblitzte. Aber ich konnte Laura nicht absagen, das wäre mies. „Das ist wirklich Schade“, erwiderte er und bemühte sich, seine Enttäuschung zu verbergen. „Wohin gehst du denn morgen?“, fragte er schnell.
„Auf einen Maskenball, nein – vielmehr auf den Maskenball.“, erwiderte ich, nicht ohne ein bisschen prahlerisch zu klingen. „Laura hat mir heute eine Einl…“ Weiter kam ich nicht, denn Ryan prustete plötzlich los und ich kam mir ein bisschen verschaukelt vor. „Was ist denn daran so komisch?“, lautete meine schnippische Frage an ihn. „Na, wenn das mal nicht wieder eine Fügung des Schicksals ist!“ Er klang plötzlich ganz aufgekratzt.
„Ich fürchte, ich verstehe nicht ganz.“ Was war denn nur in ihn gefahren?!
„Rate mal, wer auch eine solche Einladung bekommen hat?“, gluckste er.
„Du veräppelst mich gerade, oder?“, fragte ich misstrauisch.
„Nein, wirklich! Ich schwöre! Das ist ja klasse, dann sehen wir uns dort ja!“ Er klang wie ein Kind an Weihnachten. Doch auch in meinen Augen blitzte freudige Erwartung auf und mein Herz machte einen kleinen Sprung. „Was wirst du tragen?“ Plötzlich hatte seine Stimme einen heiseren Unterton.
Ich dachte kurz darüber nach, ihm mein Kleid zu beschreiben, doch dann besann ich mich auf ein anderes Vorhaben. „Nichts da, dass wäre ja zu einfach – du musst mich morgen finden.“, erwiderte ich verheißungsvoll und konnte hören, wie sein Atem plötzlich schneller ging. „Das werde ich“, flüsterte er.
Ich schloss die Augen und musste schlucken, als seine Worte an mein Ohr drangen. Doch diesmal siegte die Vernunft und ehe er wieder ein Gefühlschaos in mir auslösen konnte, beendete ich mit einem schnellen „Na, dann bis morgen!“ das Gespräch und überhörte geflissentlich seine Antwort, die mir einen warmen Schauer durch meinen Bauch jagte. „Bis morgen…und wenn ich dich finde, gehörst du für den Rest des Abends mir…“
***
„Ich bin dann weg!“, rief Paps vom Fuß der Treppe und ich kam ihm entgegengelaufen. „Na, wie sehe ich aus?“, wollte er wissen und lächelte unsicher. Ich sprang die letzten beiden Stufen nach unten und richtete ihm die Fliege gerade. „Du siehst verdammt gut aus“, erwiderte ich aufrichtig und gab ihm ein Küsschen auf die Wange. „Das musst du ja sagen, schließlich bist du meine Tochter“, brummte er mit gespielter Strenge, doch ich half ihm in seinen Mantel und musste lachen. „Du bist wirklich nervös!“
„Ach Unsinn.“ Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
„Ich wünsche euch viel Spaß – sag Lydia einen schönen Gruß von mir, wir sehen uns dann übermorgen.“ Ich drückte ihm sein Handy und die Geldbörse in die Hand und schob ihn durch die Tür. Auf der Schwelle drehte er sich noch mal kurz um. „Dir auch viel Spaß…und einen guten Rutsch.“ Er hob die Hand.
„Pass du lieber auf, dass du jetzt
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