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Bittersueße Sehnsucht

Bittersueße Sehnsucht

Titel: Bittersueße Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Rauch
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Verkehrschild aus den Augenwinkeln, das jegliche Geschwindigkeitsbegrenzung aufhob und mir wurde speiübel. Ein kurzes Rucken ging durch das röhrende Metall, als Ryan runterschaltet und Gas gab.
Nur nicht ohnmächtig werden!,
schrie ich meinen Verstand an. Die Luft um mich herum vibrierte, surrte und zischte an meinem Kopf vorbei. Ich wagte es kaum, zur Seite zu sehen, sondern war ganz darauf bedacht, meinen eisernen Griff auf keinen Fall zu lockern. 
    Nach ein paar Kilometern wurde ich dann etwas mutiger. Ryan fuhr tatsächlich relativ human und so traute ich mich dann doch, einen kurzen Blick auf die Landschaft zu werfen, die in grünen und braunen Klecksen an uns vorbeisauste. Eine leichte Euphorie erfasste mich, wuchs in meinem Magen zu einem warmen Schauer heran und sorgte für ein Summen in meinem Kopf und einem erlösendem Kribbeln zwischen meinen Beinen.
Völlig perplex über den Gefühlausbruch meines Körpers schnappte ich nach Luft und spürte, wie sich jedes meiner Glieder entspannte. Oh! Mein! Gott! Ich hatte gerade einen Orgasmus auf einem Motorrad gehabt! Bei voller Fahrt! Ich war mir sicher, dass ich bei dieser Erkenntnis rot anlief, aber Ryan lenkte konzentriert das Bike und hatte nichts von meinem Ausbruch mitbekommen. 
    Zwanzig Minuten später setzte er den Blinker und nahm die nächste Ausfahrt. Ich war immer noch viel zu aufgeregt, über das, was mit mir geschehen war, dass ich es verpasste, zu lesen, wo wir abfuhren. Denn ich wusste immer noch nicht, wo wir hinfuhren. Aber eigentlich war mir das im Moment auch egal.
    Als wir uns dem Kreisverkehr näherten, erhaschte ich aber dennoch einen Blick, auf den Wegweiser. Ryan nahm die zweite Ausfahrt, Richtung Ammersee. Nach ein paar Kilometern auf der Landstraße, bog er auf einen Schotterweg, der nicht den Anschein erweckte, als wäre er für motorisierte Fahrzeuge befahrbar. Langsam machte sich wieder die Nervosität in mir bemerkbar. Ich blickte nach rechts und sah das Glitzern, der Wasseroberfläche, auf der sich das Sonnenlicht brach.
    Tatsächlich fuhr Ryan Richtung Wasser und hinter ein paar Bäumen tauchte ein Bootshaus mit etlichen Stegen auf, die sich in den See erstreckten. Vor dem Bootshaus blieben wir stehen und Ryan stellte den Motor ab. Mit wackeligen Knien kletterte ich von der Maschine und öffnete den Verschluss des Helms. Ich atmete tief ein und fuhr mir durch die Haare. Ryan, der ebenfalls seinen Helm abgenommen hatte, drehte sich strahlend zu mir um. „Wir sind da!“ 
    Ich folgte seinem Blick zu einem Motorboot, das an einem der Stege im Wasser lag. „Das Boot gehört meinem Onkel. Er hat sich damit vor zwei Jahren einen Traum erfüllt.“ Ryan nahm meine Hand und lief mit mir Richtung See. Vor lauter Staunen bekam ich kein einziges Wort heraus. Doch anscheinend sprachen meine aufgerissenen Augen Bände, denn Ryan musterte mich mit einem zufriedenen Grinsen.
    Während er als Erster auf das Boot kletterte, zog ich meine Stiefel aus. Das Boot schwankte etwas, als er darauf herumturnte und so blieb ich zögernd auf dem Steg stehen. „Warte, ich helf dir!“ Ich griff zu, als Ryan mir seine Hand entgegenstreckte, und mir half, trocken auf das Boot zu gelangen. „Du meine Güte, du bist doch total verrückt!“ Verzückt schlug ich die Hand vor den Mund, als ich auf das Deck blickte. Auf der Liegefläche am Bug war eine rote Decke ausgebreitet, daneben stand ein Sektkühler mit zwei Gläsern. Ryan trat von hinten an mich heran und schlang die Arme um mich. „Verrückt bin ich also?“, raunte er mir ins Ohr und ich erschauderte, als sein Atem meinen Nacken striff. „Nun ja, wenn es verrückt ist, die Frau, die man liebt an ihrem Geburtstag zu überraschen – ja, dann bin ich verrückt.“ Er lachte leise und küsste meinen Hals. „Und jetzt setz dich, wir fahren ein bisschen weiter raus aufs Wasser – da sind wir ungestört.“ Ein verheißungsvolles Lächeln umspielte seine Lippen und sorgte für ein Kribbeln in meinem Bauch.
    Ryan startete den Motor und steuerte das Boot aus dem Dock. Kaum hatten wir das seichte Wasser verlassen, gab er Gas. Ich wurde in meinen Sitz gedrückt und der Wind peitschte mir die Haare um mein Gesicht. Es war ein herrliches Gefühl, die warme, streichelnde Luft, gepaart mit den mikrofeinen Wasserperlen, die durch die spritzende Gischt auf meiner Haut landeten.
Dann wurde das Geräusch des Motors plötzlich leiser und Ryan drosselte die Geschwindigkeit, bis das Boot schließlich zum Stehen kam.

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