Bittersueße Sehnsucht
Ende meiner Spätschicht beeilte ich mich, nach Hause zu kommen. Laura und Jan hatten darauf bestanden, mich zu besuchen um wenigstens ein kleines bisschen in meinen Geburtstag reinzufeiern. Mir blieb gerade noch Zeit, Sekt kühl zu stellen und ein paar Gläser und Knabberzeug herzurichten, da klingelte es auch schon an der Tür. Die beiden waren überpünktlich. Ich warf im Vorbeigehen noch einen kurzen Blick in den großen Spiegel im Flur und zupfte eine Locke zurecht, als es erneut läutete. „Ich komme!“ Schnell spurtete ich zur Tür.
Für einen Moment gefror mir das Lächeln auf den Lippen, denn hinter Jan und Laura stand auch Chrissie. Mit ihr hatte ich überhaupt nicht gerechnet, da sie mich offensichtlich immer noch nicht wirklich leiden konnte. Mir blieb allerdings keine Zeit, mich weiter zu wundern, denn Laura und Jan drückten mir links und rechts einen Schmatzer auf die Wange und traten an mir vorbei.
„Hey Süße!“ Jan grinste und überreichte mir ein kleines Päckchen, das mit goldfarbenen Papier umwickelt war. „Aber erst um Mitternacht aufmachen!“ Er zwinkerte und hängte seine Jacke an die Garderobe. Laura gab mir einen Umschlag und dann trat Chrissie zögernd ein. „Hallo.“ Mit kühlem Blick hielt sie mir eine Flasche sauteuren Champagner hin und schritt hastig an mir vorbei. „Äh, danke“, verdattert blickte ich ihr nach und beobachtete, wie sie sich ganz genau umsah. Dann drückte sie Jan ihren Mantel in die Hand und verschränkte die Arme vor der Brust. Ich half Laura aus ihrer Jacke und nickte in Richtung Wohnzimmer. „Macht´s euch doch schon mal bequem. Ich hole schnell was zu trinken.“
Während die drei auf der Couch Platz nahmen, sauste ich in die Küche, legte meine Geschenke auf dem Tresen ab und fischte eine Sektflasche aus dem Kühlschrank. Mit klirrenden Gläsern auf einem Tablett, betrat ich das Wohnzimmer. Während ich die Gläser füllte, zog Jan prüfend eine Braue nach oben. „Kommt Ryan nicht?“
Mir kam es vor, als ob Chrissie bei seinen Worten aufhorchte, aber das konnte ich mir natürlich auch eingebildet haben. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, er kommt erst in einer Stunde aus Düsseldorf zurück und will wohl noch etwas für morgen vorbereiten.“ Ich lachte nervös. „Hast du denn jetzt wenigstens rausgefunden, was er mit dir vorhat?“ Laura griff nach dem Glas, das ich ihr reichte und grinste. „Nein! Und das macht mich total fertig. Außer irgendwelchen geheimnisvollen Andeutungen, lässt er mich völlig im Dunkeln tappen.“ Ich hielt auch Chrissie ein Glas hin und sie brachte sogar ein gemurmeltes „Danke“ zustande. „Na, dann bin ich ja froh, dass wir heute hier sind, um mit dir anzustoßen. Ich wette, dein Freund wird dich morgen den ganzen Tag für sich beanspruchen.“ Jan runzelte schmunzelnd seine Brauen und hob sein Glas. „Auf einen lustigen Abend.“ Dann sah er auf die Uhr. „Immerhin darfst du in einer guten Stunde schon mal die ersten Geschenke auspacken.“
Chrissie prostete mir betont gelangweilt zu und kaute auf ihrer Unterlippe. Ich wurde aus ihr einfach nicht schlau. Wenn sie mich doch sowieso nicht ausstehen konnte, warum war sie dann hier? Ich beschloss, es ihr gleich zu tun und sie einfach zu ignorieren. Offenbar war es für Jan und Laura selbstverständlich gewesen, sie mitzubringen, denn wir hatten ja schon öfter etwas zu viert unternommen. Trotzdem fragte ich mich manchmal, wie es sein konnte, dass Chrissie mit Jan und Laura befreundet war. Ich nahm einen großen Schluck aus meinem Glas und ließ mich auf dem riesigen lilafarbenen Sitzkissen nieder, dass meinem Vater ein Dorn im Auge war, seit ich es angeschleppt hatte.
Wir redeten, lachten und hätte mein Handy nicht zufällig gepiepst, als es Punkt Zwölf war, hätten wir wohl verpasst, auf meinen Geburtstag anzustoßen. Schließlich führten wir gerade eine intensive Diskussion darüber, ob man nun braune Schuhe zu einem schwarzen Anzug tragen konnte, oder nicht. Jans Blick fiel erschrocken auf seine Armbanduhr und er sprang auf, wie von einer Tarantel gestochen. Er nahm mich so stürmisch in den Arm, dass ich fast nach hinten umgekippt und von meinem Sitzkissen gepurzelt wäre. „Alles Gute, Mila-Schatz!“ Er gab mir einen schmatzenden Kuss auf die Wange und drückte mich fest. Lachend setzte ich mich auf, als er von mir abließ. „Wow, dass nenn ich stürmisch!“ Immer noch lachend stand ich auf und Laura schloss mich als nächste in die Arme. „Auch
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