Bittersueße Sehnsucht
hatten.
Doch dann drängten die unzähligen Wodka Cola erbarmungslos nach draußen und ich gab Ryan ein kurzes Zeichen, dass ich schnell verschwinden würde. Während ich mich durch die Menge schob, wurde der Druck auf meine Blase fast unerträglich. Zum Glück gab es im
Rich´n´Royal
nur selten eine Schlange vor dem Damenklo. Auch jetzt war nicht viel los und ich hechtete in eine der Kabinen.
Gerade als ich meine Hose wieder geschlossen hatte und nach draußen treten wollte, hörte ich eine bekannte Stimme. Kirsten hatte gerade mit Chrissie den Vorraum betreten. Ich hatte keine Lust ihr noch mal über den Weg zu laufen, also beschloss ich, zu warten, bis die beiden wieder verwanden.
„Wirklich?!“, hörte ich Chrissie fragen, ihre Stimme klang aufgeregt schrill und sie gluckste. „Natürlich!“, erwiderte Kirsten selbstverständlich. „Du kennst Ryan doch…er vögelt nun mal gerne und so wie es scheint, hat er uns beide noch nicht abgehakt.“ Ich horchte auf.
„Aber…er ist doch mit Mila zusammen.“ Als Chrissie meinen Namen aussprach, beschleunigte sich mein Herzschlag. Über was redeten die zwei da? Kirsten schnalzte abfällig mit der Zunge. „Das ist nur eine Frage der Zeit, bis er die wieder abschießt. So ist er nun mal.“ Mittlerweile schlug mein Herz in meiner Brust Saltos. Ich drückte mich an die Trennwand und meine Handflächen wurden feucht. „Und? Wie war´s?“, hakte Chrissie eifrig nach.
Es entstand eine kurze Pause, in der mich das Gefühl überkam, jemand würde mir den Boden unter den Füßen wegziehen. Langsam dämmerte mir, über was sich die beiden unterhielten. „Na was glaubst du denn? Er hats mir ordentlich besorgt.“ Ich hörte, wie Chrissie bei Kirsten Worten anfing zu kichern. „Der Sex mit ihm ist immer noch unglaublich!“
Was dann folgte, wollte ich nicht hören, mein Verstand sträubte sich dagegen, nur eins der Worte aus Kirsten Mund zu glauben. Doch innerlich zeriss etwas in mir. Ich hörte das Blut in meinen Ohren rauschen und schnappte nach Luft. Es fühlte sich an, als würde ich an meinen krampfhaft zurückgehaltenen Tränen ersticken.
Mit aller Macht kämpfte ich dagegen an, laut loszuschluchzen. Mir wurde kotzübel und die enge Toilettenkabine begann sich zu drehen.
Endlich hörte ich, wie die Tür geöffnet wurde. Laute Musik drang für einen kurzen Moment in das Damenklo, dann fiel die Tür zu und ich lauschte kurz. Es war still. Sie schienen wieder gegangen zu sein.
Fast zeitgleich mit dieser Erkenntnis entfuhr mir ein hysterischer Schluchzer. Ich presste die Hand vor den Mund. Mein Körper wurde durchgeschüttelt, als sich die Tränen ihren Weg an die Oberfläche kämpften. Ich hielt die Enge nicht mehr aus, stolperte fast blind aus der Kabine und griff nach der Kante des Waschbeckens. Weinend krallte ich mich daran fest, weil meine Knie ihren Dienst zu versagen drohten.
Plötzlich ging die Tür auf und ich zuckte zusammen. Als ich aufblickte, sah ich in Lauras fassungsloses Gesicht. „Mila?!“ Sie stürzte auf mich zu. „Mila, was ist los?“
Ich konnte ihr davon nicht erzählen. Ich wollte es auch nicht. Ich wollte ja selbst nicht glauben, was ich da gerade gehört hatte. Es war also doch so gekommen, wie ich befürchtet hatte. Früher oder später würde auch Ryan mir das Herz brechen. Aber dass der Schmerz so übermächtig sein würde, so vernichtend, dass hatte ich nicht geahnt.
Statt Laura zu antworten, riss ich ein Papierhandtuch aus dem Spender, wischte mir damit übers Gesicht, pfefferte es in die Ecke und trat die Flucht nach vorn an. Ich musste jetzt unbedingt allein sein. Die Vorstellung, dass sie mich nun bemitleiden und unbeholfen versuchen würde, mich aufzumuntern, schnürte mir die Kehle zu. Ich winkte also ab, stürmte an der völlig verdutzten Laura vorbei, kämpfte mir tränenüberströmt einen Weg ins Freie und stolperte keuchend und schluchzend auf ein Taxi zu. Nur mit Mühe riss ich mich die ganze Fahrt über einigermaßen zusammen.
Zwar warf der Fahrer immer wieder einen prüfenden Blick nach hinten, er ließ mich jedoch in Ruhe und stellte keine dummen Fragen. Mit zitternden Fingern sperrte ich die Haustür auf und trat in den finsteren Flur. Ohne Licht zu machen, warf ich meine Sachen in die Ecke, schleppte mich nach oben, blieb zögernd auf der Galerie stehen und bog dann in das Schlafzimmer meines Vaters ab.
Zitternd rollte ich mich auf seinem Bett zusammen und zog die Decke über meinen bebenden Körper. Ich
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