Bittersueße Sehnsucht
Kirsten warf ihr Haar über die Schulter und zwinkerte ihm keck zu. „Ja ja, lass uns was trinken!“ Zwar runzelte Ryan über ihre Reaktion irritiert die Brauen, doch er kam gar nicht dazu, etwas zu erwidern, denn sie winkte schon den Barkeeper heran. „Tequila!“, rief sie über den Tresen und deutete auf uns alle. Mich mit eingeschlossen. Wahrscheinlich wollte sie sich bei Ryan einschleimen. Als der Barkeeper die Gläser brachte, drückte sie Ryan zwei in die Hand. Jan und Chrissie bekamen sie von ihr persönlich überreicht. Ich kam mir mittlerweile vor, wie im falschen Film.
Widerwillig kippte ich den Tequila hinunter. Mit einem leichten Anflug von Freude sah ich, wie Kirsten erbost bemerkte, dass Ryan sich von ihr abgewandt hatte und sich wieder mit Jan unterhielt.
Plötzlich tauchte Laura atemlos neben mir auf und fächelte sich lächelnd Luft zu. „Und bist du bereit für die zweite Runde?“, fragte sie mit glühenden Wangen. Offensichtlich hatte sie heute Hummeln im Hintern. Das laute Wummern der Bässe, ließ meinen Körper vibrieren. „Also gut, aber zuerst brauche ich noch was zu trinken!“, rief ich ihr zu. „Okay, dann geh ich noch schnell für kleine Mädchen!“ Sie deutete in Richtung der Toiletten. „Bestellst du was für mich mit?“ Ich nickte und Laura begann, sich an den umstehenden Leuten vorbeizudrücken.
Während ich mich über den Tresen lehnte und versuchte, die Aufmerksamkeit des Barkeepers auf mich zu lenken, trat plötzlich jemand an meine Seite. Prüfend wandte ich den Kopf und blickte in Kirstens mürrisches Gesicht. Was wollte die denn jetzt?!
„Du bist also Mila?“ Sie musterte mich, als wäre ich irgendein abscheuliches Insekt. „Kann dir doch egal sein“, schnauzte ich, und ihr Mund verzog sich zu einem aufgesetzten Lächeln. „Oh, da ist aber jemand ziemlich schlecht drauf!“, bemerkte sie spitz. „Hat dir vielleicht etwas den Abend verdorben?“ Der scheinheilige Unterton in ihrer Stimme war echt zum Kotzen. Ich drehte mich ganz zu ihr um und sah ihr provokativ in die Augen. „Kann schon sein!“
„Weißt du, nur so als gutgemeinter Rat“, begann sie, stellte ein Glas Tequila auf den Tresen und schob es mit ihren überlangen, manikürten Fingernägeln in meine Richtung. „Ryan hat eine Schwäche für guten Sex und schöne Frauen“ Sie machte eine bedeutungsvolle Pause, ehe sie fortfuhr. „Sorg lieber dafür, dass ihm mit dir nicht langweilig wird, sonst wirst du früher oder später durch eine Andere ersetzt!“ Ihre Worte versprühten Gift und Galle und ihre Augen funkelten, als wäre sie direkt aus der Hölle entstiegen. Ihre selbstherrliche Art brachte den Zorn in mir langsam fast zum Überkochen.
Stumm zog ich eine Augenbraue nach oben, lehnte mich so weit nach vorne, dass sich unsere Nasenspitzen fast berührten und zischte: „Dein Geschwafel und deinen dümmlichen Rat kannst du getrost für dich behalten. Scheint ja, als wäre er von dir schnell gelangweilt gewesen – oder wie erklärst du dir, dass er jetzt mich fickt…und nicht dich!“ Während ich das Glas Tequlia mit Nachdruck wieder zurück in ihre Richtung schob, konnte ich beobachten, wie ihre selbstsichere, überlegene Fassade bröckelte. Es schien, als ob sich nicht viele Leute erlaubten, so mit ihr zu reden. Sie wurde bleich vor Wut und ihre Blicke durchbohrten mich hasserfüllt.
Zufrieden trat ich an ihr vorbei, ging auf Ryan zu, der mich freudig begrüßte und genoss es, dass sie dabei zusah, wie er sich zu mir beugte, seine Hand über meine Rücken, hinunter zu meinem Po wandern ließ, ihn fest umfasste und seine Lippen stürmisch auf meine presste.
Ich wusste, damit hatte ich der Schlampe den Kampf erklärt. Doch im Moment dachte ich nicht über die Konsequenzen nach, sondern erfreute mich an ihrer überschäumenden Wut. Mit verkniffener Miene winkte sie Chrissie heran, die die ganze Szene ungläubig beobachtet hatte und verschwand zwischen den anderen Partygästen.
Laura erschien neben mir und bedeutete mit einem stummen Nicken, dass sie jetzt endlich tanzen wollte. Gutgelaunt ließ ich mich von ihr mitziehen und bewegte meinen euphorisierten Körper zu dem Beat, der aus den Boxen dröhnte. Ich stieß mit Laura an und trank auf meinen Triumph. Mein Glas leerte sich viel zu schnell, doch meine treue Freundin sorgte schnell für Nachschub. Ich vergaß den Ärger, den Kirsten in mir geschürt hatte und tanzte ausgelassen mit Jan und Ryan, die sich inzwischen auch zu uns gesellt
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