Bittersueße Sehnsucht
unten führte. Ryan hatte meine Hand genommen und ich genoss es, dass er seine Finger in meine verschlang und sie nicht mehr los ließ. Wir hatten uns zwar nur zwei Tage nicht gesehen, doch es kam mir trotzdem vor, wie eine Ewigkeit. Selbst seine Nachrichten, die er mir in regelmäßigen Abständen geschickt hatte, konnten mich nur bedingt über seine Abwesenheit hinwegtrösten.
Am Fuß der Treppe sah ich mich um und erblickte Jan, der neben Chrissie an der Bar stand. Dass sie heute auch hier sein würde, hatte ich schon fast verdrängt gehabt. Ich bemühte mich trotzdem um ein halbwegs freundliches Lächeln, als wir auf die beiden zugingen. Jans Begrüßung fiel wie immer sehr herzlich aus. Wie erwartet hatte Chrissie nur einen unterkühlten Blick und ein kurzes Nicken für mich übrig. Aber weil Ryan seinen Arm um mich legte und mir einen Kuss in den Nacken hauchte, störte ich mich nicht weiter daran. Eigentlich wäre ich jetzt viel lieber mit ihm allein gewesen. Jede meiner Zellen und jede Pore meines Körpers sehnte sich nach seinen Lippen, seinem nackten Körper. Ich sah zu ihm auf und sein Blick verriet mir, dass ihm wohl dasselbe durch den Kopf ging. „Wir müssen ja nicht soo lange bleiben, oder?“, hörte ich seine flüsternde Stimme, neben meinen Ohr und ein Grinsen huschte über mein Gesicht, als ich als Antwort den Kopf schüttelte.
Ich sah zu den Anderen und mein Blick fiel auf Chrissie, die uns die ganze Zeit zu beobachten schien. Als sich unsere Blicke trafen, drehte sie sich demonstrativ weg und starrte auf die Tanzfläche. Plötzlich erhellte sich ihr Gesichtsausdruck und sie hob grüßend die Hand. Zwar folgte ich ihrem Blick, doch ich entdeckte kein bekanntes Gesicht. Sie wandte sich kurz an Jan und sagte etwas zu ihm, dann bahnte sie sich einen Weg zwischen den Leuten hindurch und verschwand in der tanzenden Menge.
Endlich bekam Jan unsere Getränke und reichte mir einen Wodka Cola. Laura tänzelte um Jan herum und gesellte sich zu mir. Sie wippte leicht zur Musik mit und stieß mit mir an. Ryan unterhielt sich währenddessen angeregt mit Jan. „Wollen wir tanzen?“ Laura trat von einem Bein auf´s andere und konnte sich kaum still halten. Ich sog an meinem Strohhalm und zuckte die Schultern. „Okay.“
Mit einem zufriedenen Grinsen auf dem Gesicht schnappte sie sich meine Hand und zog mich eilig Richtung Tanzfläche.
Es war wie immer tierisch eng und heiß, doch nach ein paar Takten ließ ich mich einfach von der wabernden Masse mitreißen. Mein Blick striff Ryan, der mich mit einem verschmitzen Lächeln fixiert hatte. Weil mir irgendwann die Puste ausging und mein Glas leer war, zeigte ich Laura mit einer Geste an, dass ich eine Pause brauchte. Sie nickte nur kurz, tanzte aber ungerührt weiter. Also quetschte ich mich zwischen den zuckenden und schwitzenden Leibern hindurch. Atemlos stellte ich mein leeres Glas neben Ryan am Tresen ab.
Er grinste mich schief an. „Na, machst du schon schlapp?“ Ehe ich antworten konnte, beugte er sich zu mir, griff in mein feuchtes Haar und suchte mit seinem Mund meine Lippen. Obwohl ich immer noch nach Luft rang, konnte ich nicht anders, als seinen Kuss zu erwidern und begrüßte seine suchende Zunge mit einem Keuchen.
„Ryan! Was für ein Zufall!“, ertönte hinter uns plötzlich eine durchdringende, weibliche Stimme. Etwas überrumpelt unterbrach er unseren Kuss und blickte über mich hinweg. Noch bevor ich mich umdrehte, wusste ich, wer mit allergrößter Wahrscheinlichkeit hinter mir stand. Ryan hob überrascht die Brauen. „Hallo Kirsten!“ Seine Worte sorgen dafür, dass meine Knie sich plötzlich ganz weich anfühlten.
Zögernd wandte ich mich um und musste erstaunt feststellen, dass Chrissie neben ihr stand. Schlagartig wurde mir klar, warum Chrissie mich absolut nicht ausstehen konnte. Offenbar war sie mit Kirsten befreundet.
Kirsten ignorierte mich ganz offensichtlich, trat an mir vorbei und hauchte Ryan zur Begrüßung links und rechts ein Küsschen auf die Wange. Zwar war das hier in München eine gängige Art, sich zu begrüßen, trotzdem spürte ich, wie sich meine Hände zu Fäusten ballten. Ich biss mir auf die Lippe, um nicht auf sie zuzustürmen, sie an den Haaren zu packen und ihren dämlichen Schädel gegen die Theke zu knallen. Jan drückte unauffällig meinen Arm und warf mir einen beschwichtigenden Blick zu.
Ryan wandte sich indes wieder zu mir. „Kirsten, du kennst Mila noch gar nicht…“, begann er, doch
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