Bittersueße Wahrheit
Botschaft, die eindeutig zu verstehen war und die ihm sein Freund mit den Augen sandte: Diese Show war für keine Zuschauer bestimmt! Er löste sich von Katelyn, richtete sich auf und zog sie zu sich hoch. Er hob sie auf seine Arme und trug sie den Weg entlang zu seiner Villa hinauf. Überglücklich überschritt er mit ihr auf den Armen die Schwelle.
Die anderen blieben sprachlos zurück und sahen Simon Crow hinterher. Dies hätten sie – gerade von ihm – sicherlich niemals erwartet. Er hatte sich doch tatsächlich einer Frau vor die Füße geworfen und sie angefleht, bei ihm zu bleiben. Gerade er, der sich immer rücksichtslos nahm, was er wollte. Gewalt spielte dabei immer eine große Rolle. Aber sie belächelten ihn nicht. Vielmehr wuchs ihr Respekt. Er hatte tatsächlich ein Herz! Schweigsam standen sie immer noch um den Wagen herum. Niemand wagte es, die Stille der Nacht mit seinem Geschwätz zu durchbrechen.
Rafael hingegen wollte keinen Augenblick länger an dieser Stelle verweilen, denn das Bild dieses einen Kusses brannte buchstäblich ein Loch in seine trommelnde Brust. Der ohrenbetäubende Schlag seines Herzens rauschte durch sein Gehör und drang immer tiefer in sein Bewusstsein. Es drängte ihn, etwas dagegen zu tun. Egal, was! Hauptsache dieses qualvolle Gefühl würde endlich enden. Daher setzte er sich mit ausdrucksloser Miene hinters Steuer seines Fluchtwagens, um den Wagen oben auf dem Gelände zu parken. Er wollte sich ablenken. Seinen unerwarteten Gefühlsausbruch wieder unter Kontrolle bekommen. Also fuhr er zur Villa hinauf und stellte den Wagen dort ab. Er zog den Schlüssel aus dem Zündschloss, stieg aber nicht aus. Stattdessen ließ er seinen Kopf gegen das Lenkrad sinken. Er war verwirrt. Eigentlich hätte er sich freuen müssen. Dennoch quälte ihn ein stechender Schmerz in der Brust. Und schon wieder kam ihm dieser Kuss in den Sinn, der weitaus mehr Leidenschaft in sich trug als ein gewöhnlicher Kuss. Wieso, verflucht noch mal, beschäftigte ihn das überhaupt?! Wieso reagierte er nicht so, wie man es von einem guten Freund erwartete? Genau deshalb hatte er sie ja dort herausgeholt. Um sie zu Simon zurückzubringen. Oder etwa nicht? Er wollte ihn glücklich machen. Sie glücklich sehen. Jetzt stand das Glück auf ihrer Seite und er konnte sich nicht so recht darüber freuen. Wieso nicht? War er vielleicht eifersüchtig auf seinen besten Freund? Denn nun besaß er, was er liebte. Oder wollte er sich nur nicht eingestehen, dass er in Katelyn schon längst mehr als nur eine gute Freundin sah? All diese Fragen brachten ihn noch mehr durcheinander. Er vergrub das Gesicht in seinen Händen und zwang sich, nicht mehr darüber nachzudenken. Eifersüchtig! So ein Blödsinn! Ein gequältes Lächeln huschte über seine Lippen und er schüttelte ungläubig den Kopf. Nachdem er gemerkt hatte, dass all seine Gedanken zu nichts führten, beschloss er, sie schnell wieder zu verdrängen. Vor allem aber das Bild dieses leidenschaftlichen Kusses auszulöschen, das in so sehr plagte. Er ermahnte sich insgeheim, endlich wieder seine Fassung zu erlangen. Und siehe da, es funktionierte. Er dachte an Stark. Und an Rose. Das lenkte ihn ab. Machte ihn jedoch auch gleichzeitig wieder wütend. Ja, genau, Wut lenkte ihn ab. Sein Job lenkte ihn ab. Jetzt war er wieder der Alte. Er stieg aus.
Und o bwohl seine Gedanken hinsichtlich des Kusses verschwunden waren, blieb ihm der stechende Schmerz in seiner Brust erhalten.
Langsam schlenderte er zum Haus.
***
Simons kehlige, dunkle Stimme jagte Katelyn eine richtige Flut der Erregung über den Rücken. Und als sie auch noch seine weichen Lippen an ihrem Ohrläppchen spürte, zog sich ihr ganzer Unterleib zusammen. O Gott! War sie geil! Das Pochen zwischen ihren Schenkeln hörte gar nicht mehr auf. Und dann seine Worte! Es erregte sie ungemein, seinem Liebesgeflüster zu lauschen, während er mit ihr die Stufen hinaufeilte. Sie wurde feucht.
Simon übersprang immer wieder eine Stufe, um dadurch noch schneller in sein Schlafzimmer zu gelangen. Er war ihr restlos verfallen. Sein wildes Verlangen grenzenlos. Es drängte ihn buchstäblich dazu, ihr nicht nur durch seine Worte, sondern vielmehr durch harten Sex endlich beweisen zu können, wie sehr er sie begehrte. Und dass sie es genauso tat, hatte er in der letzten Nacht gesehen. Ihre tiefen Gefühle für ihn konnte sie nicht verbergen. Diese Tatsache trieb ihn an, noch schneller die Stufen hinaufzueilen.
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