Bittersueßes Hoffen
Frau..."
"Schon gut, Sam. Ich werde es ihr sagen." Brian streckte die Hand aus und streichelte ihr die Wange.
Trotz ihrer Panik registrierte Faith überrascht, wie erregend sie die Berührung fand. "Lass das!" Sie trat zurück. "Mir was sagen?"
"Du hast nicht richtig zugehört, als der gute Sam dich aufgeklärt hat." Brians Lächeln wurde breiter. "Hör auf, Dollarzeichen zu zählen, Süße. Du kannst Cameron House' nicht verkaufen, weil Ted es mir vermacht hat."
Faith atmete tief durch, um sich zu beruhigen, bevor sie vom Parkplatz fuhr und auf die Main Street abbog.
"Möchten Sie ein Glas Wasser?" hatte Jergen gefragt.
"Nein", hatte sie erwidert. Sie hatte noch einige Sätze mit ihm ausgetauscht, dann war sie gegangen. Ted hatte ihr sein Geld hinterlassen, aber er hatte alles verloren. Nur Cameron House war von seinem Vermögen übrig, und das hatte er Brian vermacht. Sie umfasste das Lenkrad fester. Was Ted mit dem Geld und dem Haus gemacht hatte, war seine Sache. So hatte sie es gewollt. Nur seinen Namen hatte sie sich schenken lassen, und das hatte sie für ihren Sohn getan.
Niemand konnte Peter seine Ehelichkeit wegnehmen. Aber jetzt war sie eine Frau mit einem kleinen Kind, das in zwei Tagen kein Dach mehr über dem Kopf haben würde.
"Wann möchtest du mich aus dem Haus haben?" hatte sie Brian gefragt.
"Gestern", hatte er höflich erwidert. "Leider wird es wohl bis Ende des Monats Zeit haben müssen."
"In Ordnung", hatte sie gesagt, als würde es ihr nichts ausmachen.
Wie dumm sie gewesen war. Sie war so damit beschäftigt gewesen, sich ihr Entsetzen nicht anmerken zu lassen, dass sie nicht mehr klar hatte denken können. Was sollte sie Peter sagen? In den vergangenen Wochen hatte sie ein Spiel mit ihm gespielt, um ihn aufzuheitern, und es war ihr ebenso wichtig geworden wie ihm.
"Wenn wir von hier wegziehen..." hatte sie immer gesagt.
Und er hatte erwidert: "Dann wohnen wir in einem kleinen Haus mit einem großen Garten, und ich habe einen Hund, ein Pferd und eine Katze."
Na schön. Vielleicht würden sie weder ein Haus noch Tiere haben. Aber Peter und sie würden zusammen sein und irgendwo leben, wo sie einfach eine Frau und ein kleiner Junge waren, nicht diese Davenport und das Kind, das sie benutzt hatte, damit Ted Cameron ihr einen Ring an den Finger steckte.
Und wie wollte sie das schaffen? Sie konnte nicht einfach ohne Ziel, ohne Geld und ohne Stellung mit einem achtjährigen Jungen in einen Bus steigen.
Stellung? Faith unterdrückte ein Schluchzen. Sie hatte keinen Beruf erlernt. Als Kind hatte sie Pfirsiche und Bohnen gepflückt. Mit fünfzehn hatte sie in einem billigen Laden bedient. Solche Jobs könnte sie wieder bekommen, aber wer würde auf Peter aufpassen? Jetzt waren Sommerferien, und er würde den ganzen Tag zu Hause sein.
Faith wollte schreien, weinen und um sich schlagen, nur würde das auch nichts ändern. Sie bog auf die Auffahrt ab, öffnete mit der Fernbedienung das Tor, fuhr in die Garage, stellte den Motor ab und ließ das Tor herunter, dann ging sie ins Haus. "Peter?" Keine Antwort. Sie hörte nur das leise Brummen der Klimaanlage.
An der Kühlschranktür klebte ein Zettel von Alice. Die Haushälterin verachtete sie, aber sie liebte Peter. Sie hatte ihn mit auf den Markt genommen. Faith seufzte. Gut. Sie würde Zeit haben, sich in den Griff zu bekommen und zurück in die Stadt zu fahren, um die Hamburger und Pommes frites zu holen, die sie ihm versprochen hatte. Sie rechnete schnell und war erstaunt darüber, was für ein Loch vier Dollar in ihr Budget reißen würden.
Erst einmal würde sie das Kostüm loswerden. Sie ging so langsam nach oben in ihr Schlafzimmer, als wäre sie in den vergangenen Stunden um hundert Jahre gealtert, zog den Rock aus, warf ihn auf einen Stuhl und ließ die Jacke folgen.
Dann wollte sie den obersten Blusenknopf öffnen, nur war er schon ...
Brian hatte ihn aufgemacht.
Plötzlich sah sie im Geiste vor sich, wie sie auf dem Sofa in der Anwaltskanzlei wieder zu sich gekommen war und ihn angesehen hatte. Sie hatte sich einen Moment lang daran erinnert, dass sie in jener Nacht am See auch aufgewacht und ihm in die Augen geblickt hatte. Nur dass er damals gelächelt, ihren Namen geflüstert und sie so leidenschaftlich geküsst hatte, dass sie schwach vor Verlangen gewesen war...
Wie dumm sie war! Warum gab sie sich so leicht geschlagen? Brian hatte sich damals genommen, was er wollte. Ihre Unschuld. Ihre Liebe. Jetzt wollte er das Haus.
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