Bittersueßes Hoffen
Moment lang fest an sich, dann schob sie ihn auf Armeslänge. "Was möchtest du machen, bis ich zurückkomme?" fragte sie energisch.
Peter zuckte die Schultern. "Ich weiß nicht."
"Wie wäre es, wenn du Charlie anrufst und ihn hierher einlädst?"
"Er ist nicht zu Hause. Heute ist die Party bei Sean."
Verdammt, dachte Faith. Sie war so in ihren eigenen Kummer versunken, dass sie vergessen hatte, wie viel Kummer es Peter bereitete, dass er der einzige Junge war, der nicht zur Party seines Klassenkameraden eingeladen worden war.
"Warum lädt Sean mich nicht ein?" hatte er gefragt, und Faith hätte ihm fast die Wahrheit gesagt, dass nämlich in der starren Gesellschaftsordnung der Stadt schon jetzt ihre und seine Stellung neu eingeschätzt wurde. "Weil Sean ein Blödmann ist", hatte sie gespielt fröhlich erwidert. "Und warum solltest du überhaupt Lust haben, dort hinzugehen, wenn wir beide doch hier eine Party feiern können?"
"Gut, dass du mich daran erinnerst", sagte Faith jetzt. "Das bedeutet, dass heute auch unsere Party ist. Ich hole uns auf dem Rückweg Hamburger, Pommes frites und Schokoshakes bei ,Burger Pit'."
Ihm sein Lieblingsessen zu kaufen ist eine Bestechung, überlegte sie, als sie einige Minuten später mit dem Kombi durch das Tor fuhr und auf die Hauptstraße abbog. Na und? Ihr kleiner Junge hatte gelächelt. Nichts war so wichtig wie sein Glück.
Ted hatte ebenso gedacht.
Wieder überwältigte sie die Trauer. Er war ein wundervoller Mann gewesen.
Die Leute in Liberty meinten das auch, obwohl sie ihn gleichzeitig für einen Dummkopf hielten, weil er sie geheiratet hatte. Was hatte ihn an jenem schicksalhaften Tag vor vielen Jahren veranlasst, sie zu besuchen? Brian war seit acht Wochen fort gewesen, als Ted an die Wohnwagentür geklopft hatte.
Ihre Mutter machte auf und wich erstaunt zurück. "Du lieber Himmel. Sie sind
... Faith? Es ist Mr. Cameron."
Faith war in der kleinen Küche. Ihr Herz schlug schneller. "Brian!" Sie raste zur Tür und sah, dass es Ted war. Sie war ihm schon begegnet, hatte jedoch noch nie mit ihm gesprochen. Er war mehrere Jahre älter als Brian und arbeitete in der Bank seines Vaters. "Was willst du?" fragte sie enttäuscht.
"Ich Möchte mit dir reden", erwiderte Ted.
Ihre Mutter bot ihm nervös eine Tasse Tee an.
„Ja, vielen Dank", sagte er. "Bist du okay?" fragte er Faith, sobald sie allein waren.
"Was soll das?"
"Hör zu, ich weiß, dass du und Brian ... dass er dir viel bedeutet hat."
"Brian? Ich erinnere mich kaum an ihn."
"Bitte, Faith. Ich weiß, wie verletzt du bist …“
"Du Weißt überhaupt nichts!" Unerwartet begann sie zu weinen. "Ich hasse deinen Bruder!" Sie bemerkte Teds Blick, folgte ihm und erkannte, dass sie unwillkürlich beschützend die Hand auf ihren noch flachen Bauch gelegt hatte.
"Du bist schwanger."
"Nein!" Faith wurde blass. Sie sah nervös über die Schulter. "Geh einfach nach Hause, hörst du?"
"Lüg mich nicht an. Du bekommst ein Kind von meinem Bruder.“
Sie hatte plötzlich keinen Kampfgeist mehr und sank auf das fleckige Sofa.
Ted setzte sich neben sie und nahm ihre Hand. "Was willst du jetzt machen?"
"Ich Werde mein Baby nicht abtreiben, wenn es das ist, was du dir vorstellst."
Sie entzog ihm die Hand.
"Ich weiß nicht, was ich mir vorstelle", erwiderte Ted ehrlich. "Du bist noch auf der High School, stimmt's?"
"Und?“
"Wie willst du für ein Baby sorgen?"
„Ich tue, was ich tun muss. "
"Das heißt, du gehst von der Schule ab, nimmst einen Job bei Burger Pit an, bekommst das Baby und bringst es hierher."
Faith wurde rot. "Das hier ist mein Zuhause."
"So ein Zuhause wünschst du deinem Baby? Und dir?" fragte Ted schonungslos offen.
Wie sie ihn verabscheute! Sie sah sich in dem kleinen, hässlichen Raum um, roch den Biergestank, der aus dem schäbigen Sofa aufstieg, und hörte das Schnarchen ihres Vaters, der hinter der Pressspanwand seinen Rausch ausschlief. Brian hatte zu ihr gesagt, er würde sie eines Tages hier herausholen, aber er hatte gelogen. Jetzt machte ihr sein Bruder klar, dass sie diesem Leben niemals entkommen würde. Und, noch schlimmer, ihr Kind auch nicht.
"Lass mich dir helfen, Faith."
"Ich will keine Almosen von den Camerons.“
"Was willst du den Leuten erzählen, wenn sie sehen, dass du schwanger bist?"
"Ich muss überhaupt nichts erzählen", erwiderte Faith, doch es stimmte nicht.
Liberty war keine Stadt, in der man den Leuten sagen konnte, sie sollten sich um ihre eigenen
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