Bittersweet Moon 2
Gedanken.
„Ich
verstehe. Und wieso kommt sie nicht mit?“, bin ich weiter neugierig.
„Sie
hat mich bis zu der Lounge gebracht. In Florenz, auf dem Flughafen, wartet ein
anderer Bodyguard auf mich, Sally hat schon alles organisiert. Er ist auch
unser Fahrer und Reiseführer und wird uns bei allem Nötigen behilflich sein,
besonders bei der Sprache. Eine Frau konnte Sally auf die Schnelle nicht
auftreiben. Im Flugzeug brauche ich aber niemanden, der auf mich aufpasst. Eigentlich
fühle ich mich überall sicher, schließlich gehöre ich nicht in die Kategorie
eines Michael Jacksons. Aber Claire besteht darauf, dass mich immer jemand
begleitet, wenn ich in der Öffentlichkeit unterwegs bin, sie hat Angst vor
Psychos oder verrückten Fans“, erklärt mir Robin und verdreht dabei die Augen.
„Und
wie regelst du das zu Hause?“
„Wenn
ich mit Claire und den Kindern unter Menschen unterwegs bin, wie zum Beispiel
im Vergnügungsparks oder bei Sportveranstaltungen, habe ich seit Jahren einen
weiblichen Bodyguard dabei, sie gehört irgendwie zur Familie. Sie wirkt völlig
unauffällig und hält sich im Hintergrund und wir können uns ganz auf sie
verlassen. Alice musste noch nie handgreiflich werden. Nur einige Male musste
sie ein paar etwas aufdringliche weibliche Fans bitten, sich von mir zu
entfernen, als sie mich nach Autogrammen und gemeinsamen Fotos nicht in Ruhe
lassen wollten. Aber wenn wir auf Tour sind, dann kümmert sich das Management
oder der Veranstalter um unsere Sicherheit.“
Ich
höre interessiert zu und versuche es mir vorzustellen, wie man sich so fühlt,
wenn man in der Öffentlichkeit nie völlig ungestört und unerkannt bleiben kann.
Für mich wäre so ein Leben ein Albtraum. Aber wenn man ein berühmter Musiker
sein will, muss man diese Einschränkungen in der Privatsphäre halt in Kauf
nehmen. Vielleicht gewöhnt man sich auch irgendwann daran ...
„Du
wolltest mir etwas mehr über deine Trennung erzählen“, wechselt Robin das
Thema. Er scheint wirklich neugierig zu sein, wie meine private Situation
aussieht. Ein Gespräch über meine gescheiterte Ehe ist zwar nicht gerade das,
was ich mir im Augenblick wünsche, doch ich bin bereit, ihm alles zu erzählen,
was er wissen sollte. “Möchtest du die kurze Version hören, oder die längere?“,
frage ich etwas zögernd.
„Wir
haben Zeit, du kannst mir ruhig die längere Version erzählen“, meint er und
lehnt sich lässig in seinem Sitz zurück. Auch ich mache es mir gemütlich, was
in einem Sitz der Business Class wirklich nicht schwer ist. Ich blicke aus dem
Fenster in den blauen Himmel, um meine Gedanken zu sammeln. Wir fliegen schon
sehr hoch, ich kann unter uns nur noch weiße bauschige Wolken erblicken und
hier und da ein Stückchen Landschaft. „O.k., dann die längere Version“, wende
ich mich wieder Robin zu, der mir ermutigend zunickt.
„Nick
und ich haben uns durch eine gemeinsame Freundin kennengelernt. Es war nicht
ganz die Liebe auf den ersten Blick. Von Nicks Seite schon, ich aber habe in
ihm anfangs einen Kumpel gesehen. Erst nach einigen Monaten Bekanntschaft habe
ich mich auch in ihn verliebt und wir sind recht schnell in eine gemeinsame
Wohnung gezogen. Zwei Monate vor Lucys Geburt haben wir dann geheiratet, Nick
ist da ziemlich traditionell veranlagt und ich konnte seinen Antrag nicht
ablehnen, trotz meiner Skepsis der Ehe gegenüber ... Nick ist von Beruf Lehrer
und er unterrichtet an einer Schule, wo es viele Kinder aus schwierigen
Verhältnissen gibt. Anfangs habe ich sein Idealismus und die Hingabe, mit der
er sich seinem Beruf widmet, sehr bewundert und bin stolz auf ihn gewesen. Es
gefällt mir, wenn ein Mann seine Sache mit viel Leidenschaft und Begeisterung
tut ... Als Lehrer ist er sehr beliebt bei den Kids und eine Art
Vertrauensperson für sie. Nicht nur während der Unterrichtszeit widmet er sich
den Kindern, auch nachmittags leitet er verschiedene Freizeitangebote an der
Schule, wie zum Beispiel eine Schülerband und eine Basketball AG. Sein
Arbeitstag hört praktisch nie auf, er ist ein Workaholic und fühlt sich
verpflichtet, stets für „seine“ Kinder da zu sein, sogar an den Wochenenden und
in den Ferien, wenn sie ihn brauchen. Während der ersten gemeinsamen Jahre habe
ich das akzeptiert und ihn für sein Engagement sogar bewundert. Aber irgendwann
bin ich immer unzufriedener geworden. Ich habe mich mit Lucy ziemlich alleine
gefühlt, die Schule ist für Nick immer auf dem ersten Platz
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