Bittersweet Moon 3
Fahrstuhlquickie“, ruft uns
Jason zu und wir hören das laute Gelächter der Männer, als sie nach unten
fahren. „Fuck you Jason!“ schreit Robin zurück.
„Du wirst dich daran gewöhnen müssen“, blickt Robin
entschuldigend zu mir. „Die benehmen sich wie Teenager, da kann man nichts
machen“, zuckt er mit den Schultern.
„Macht nichts, das stört mich echt nicht. Sie sind alle sehr
lustig und sie meinen es ja nicht böse“, beruhige ich ihn. Ich meine es
ehrlich. Ihre Anzüglichkeiten und Witze auf unsere Kosten bringen mich selbst
zum lachen. Natürlich knutschen wir während der Fahrt und ich ziehe Robin von
den Knöpfen weg, als er scherzhaft versucht, den Fahrstuhl anzuhalten.
Unten vor dem Haus begrüßen uns Brandon und Claudia. Sie
stehen vor einem kleinen Bus in dem wir alle mehr als genug Platz haben. Jason
zeigt sich beeindruckt und verwundert zugleich, als er Claudia am Steuer
erblickt, doch sie erklärt ihm schlagfertig, dass sie schon einige berühmte
Bands gefahren hat.
Robin und ich setzen uns in die Reihe hinter dem Fahrersitz,
weil Robin noch mit Brandon reden will. Die Fahrt ist kurz und Claudia findet
fast direkt vor dem Hauseingang einen Parkplatz. Dort wartet schon ein junger
Mann auf uns, der Sven heißt und der sich um die Instrumente kümmert. Er nimmt
Robin die Gitarren aus der Hand und wir folgen ihm. Im zweiten Hof, der
ziemlich grau und depressiv wirkt, empfängt uns Martin und lässt seine frisch
angezündete Zigarette auf den Boden fallen, als wir ankommen. Wir begrüßen uns
kurz und er führt uns in den Keller. Nach dem nicht gerade angenehmen Hof habe
ich ein ziemliches Loch erwartet, umso mehr bin ich überrascht, als wir den
Proberaum betreten. Er ist groß, bestimmt mindestens 90 Quadratmeter, hell
beleuchtet und sauber. Es riecht nicht mal nach Zigarettenrauch. Ich habe schon
einige Proberäume gesehen, die stinkende, dunkle und dreckige Löcher waren,
aber klar, eine Band wie Forbidden Game wird sich nur das Beste leisten.
Zu dem Raum gehört noch eine kleine Teeküche und ein Bad mit Dusche. Das ganze
Equipment ist im vorderen Teil des Raumes aufgebaut und hinten lädt eine große
orangefarbene Polsterecke zum Chillen ein.
Mike sitzt in der Mitte an einem kleinen Mischpult und als
wir eintreten, legt er seine Kopfhörer ab. Die Bandmitglieder und er begrüßen
sich und ich ziehe mich in die Polsterecke zurück. Ich fühle mich überwiegend
als Gast hier. Sally redet mit Claudia, die heute eine hautenge Jeans mit einem
knappen Trägertop an hat. Ihr langes schwarzes Haar ist offen und ihren großen
Mund hat sie mit rotem Lippenstift betont. Sie ist wirklich hübsch, sehr dünn
und hoch gewachsen, wie ein Profimodel. Zum Glück steht Robin auf Frauen mit
weiblichen Rundungen, steigt der Gedanke in mir hoch, als mir nicht entgeht,
wie sie immer wieder ihren Blick auf ihn richtet … Ich kenne diesen Blick sehr
wohl. Es ist der Blick einer Frau, die in ihren Gedanken schon ihre Schenkel
breit macht für das Objekt ihrer Begierde …
Ich muss sie besser im Auge behalten. Als jemand aus dem
inneren Kreis um Robin weiß sie zwar, dass er mit mir liiert ist, doch das
würde eine Frau wie sie nicht davon abhalten, trotzdem zu versuchen, ihn zu
verführen. Das wird wohl auch zu den weniger annegenehmen Dingen gehören, die
ich an Robins Seite dulden muss - immer wird es Frauen um ihn geben, die scharf
auf ihn sind und mit mir konkurrieren werden …
Die Probe beginnt pünktlich. Robin gibt mir ein Handzeichen
und zeigt auf den Stuhl neben Mike. Er ist der einzige, der alle neuen Songs
kennt, nicht mal Brandon hat sie bis jetzt gehört. Ich setze mich zu ihm und er
nickt mir zu. Sven hat vorher schon zusammen mit einem Praktikanten alles
vorbereitet, so dass sie gleich loslegen können. Ich spüre die steigende
Aufregung in mir und die Atmosphäre um uns verdichtet sich schlagartig, als
Andy mit den Beatsticks den Rhythmus angibt.
Die Band beginnt mit einem schnellen Song, der mit einer pulsierenden
Basslinie anfängt. Robin wirkt konzentriert und gesammelt, er hält den
Mikrofonständer mit beiden Händen und wippt leicht im Rhythmus. Ab diesem
Augenblick ist er wieder Robin S., der Rockgott und Musiker, der nur für seine
Musik atmet. Nach wenigen Augenblicken unterbricht Jason mit krassen Riffen die
ruhige Linie und Andy schlägt wild zu. Der rohe und harte Sound fegt mich
buchstäblich weg. Robin steigt mit seinem Gesang ein, in einer Baritonlage, die
düster
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