Bittersweet Moon 3
angesprochen hatten.
Ich höre den Anrufbeantworter ab und habe eine Nachricht von einer Galeristin,
die eine ziemlich bekannte Galerie auf dem Kudamm leitet. Sie möchte mich
kurzfristig für eine Vernissage als Sängerin engagieren. Ich rufe sie gleich
zurück und bespreche die Details mit ihr. Sie war bei der Goldmann Ausstellung
dabei und hat dort von Sally erfahren, dass ich Sopranistin bin und oft bei
Vernissagen singe. Das Honorar, das sie mir anbietet, ist nicht von schlechten
Eltern und ich sage spontan zu. Ich hoffe nur, mein guter Freund und Gitarrist
Oliver hat nächste Woche Zeit. In der Galerie gibt es kein Klavier und so
brauche ich seine Begleitung für einige Stücke aus dem italienischen Barock.
Es sieht ganz so aus, als ob meine Beziehung zu Robin nicht
nur meinen Hormonhaushalt, sondern auch meine Kariere mächtig ankurbelt. Ich
wette, ein Grund, warum die Frau gerade mich bei ihrer Vernissage haben will,
ist die Hoffnung, dass auch Robin dort erscheinen könnte. Wenn sie mich bei
Goldmann gesehen hat, weiß sie, dass ich Robins Begleitung war...
Auch die Kontakte zu Blutschwur hätte ich ohne Robins
Vermittlung nicht knüpfen können, geschweige denn die Mitwirkung an dem Song.
Aber das stört mich nicht im Geringsten. Ich weiß nur zu gut, wie wichtig und
nötig Vitamin B in den Künstlerkreisen ist. Ich kann mich doppelt glücklich
schätzen und das tue ich auch.
Kurz nach Mittag bin ich endlich fertig mit meinen
Vorbereitungen. Ich trage eine enge, ausgewaschene Caprijeans, ein türkisblaues
Neckholdertop, nietenbesetzte Sandaletten und meine mittlerweile getrockneten
Locken lasse ich offen. Dazu etwas Silberschmuck und mein übliches Make-Up. Mit
Kopfhörern auf dem Kopf verlasse ich die Wohnung. Ich höre The closest thing
to crazy von Katie Melua und singe leise mit, als ich zu der Tramhaltestelle
laufe. Auch ich fühle mich herrlich verrückt in meiner Verliebtheit in Robin
und ich will nie mehr aus diesen Zustand erwachen. Mein Leben ist wunderbar wie
schon lange nicht mehr!
Pünktlich um eins klingele ich an Robins Tür und werfe mich
ihm überschwänglich um den Hals, als er mich rein lässt. Stürmisch küsse ich
ihn und sein Gesicht erstrahlt.
„Hey, schön dich zu sehen! Du scheinst aber gut drauf zu
sein!“, begrüßt er mich, als unsere Lippen sich voneinander lösen.
„Bin ich auch“, lächle ich ihn verliebt an, bevor ich ihn
noch mal küsse. Er trägt wieder ein Bandana und sieht zum anbeißen gut aus.
Diesmal wirkt er frisch und seine Augen sind nicht rot umrandet wie gestern.
„Wie war die Nacht?“, frage ich ihn trotzdem.
„Sehr angenehm, wir hatten echt Spaß miteinander. Und wir
haben uns schön brav an unsere Limits gehalten, um heute fit für die Probe zu
sein. Sogar Jason!“, lächelt er, als er sieht, wie ich ihn begutachte. Aus dem
Wohnzimmer höre ich laute Männerstimmen und aus den Lautsprechern dröhnen Rammstein mit Reise, Reise.
„Komm, ich bin gespannt, ob die Jungs sich noch an dich
erinnern“, greift Robin nach meiner Hand und führt mich ins Wohnzimmer.
Die komplette Band sitzt im Raum verteilt und als wir
zwischen den Türen erscheinen richten sich alle Augen auf mich.
„Leute, ihr könnt endlich Alex Jones begrüßen“, stellt mich
Robin unter meinem neuen Künstlernamen vor.
„Was? Alex ist eine Frau?“, meldet sich Jason als erster,
offensichtlich total verblüfft. Robin und ich schauen uns an und lächeln beide
amüsiert.
„Ganz genau. Die Überraschung ist mir gelungen, wie ich
sehe“, antwortet Robin mit Genugtuung. Jasons faszinierte Blicke, mit denen er
mich betrachtet, sind nicht zu übersehen. Seine neue Frisur und die schwarzen
Klamotten stehen ihm ausgezeichnet. Auch sein Körper hat mächtig an Muskelmasse
gewonnen, seit ich ihn zuletzt gesehen habe. Er sieht aus wie ein richtig
heißer Rockstar, das muss ich zugeben. Nicht, dass ich ihn mit Robin
vergleichen würde - Jason und er sind beide völlig verschiedene Typen und so
konkurrieren sie nicht um die Gunst der weiblichen Fans miteinander.
„Hey, wartet mal! Das ist doch… Nein! … Doch, Diana, nicht
wahr?“, springt plötzlich Tony, der im Sessel links von uns sitzt auf seine
langen Beine und geht mit großen Schritten auf uns zu. Robin grinst bis über
die Ohren und genießt seine kleine Überraschung.
„Natürlich ist sie das! Wehe, du hättest sie nicht wieder
erkannt!“, sagt er zu Tony, der schon nach mir greift und mich in eine
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