Bittersweet Moon 3
Nase putzen“,
lächle ich und wische mir noch die letzte Träne mit dem Handrücken ab. Er nickt
und schließt die Augen, als ich das Bett verlasse.
Im Bad finde ich schnell die Taschentücher im Regal und
wasche mir das verheulte, jedoch strahlende Gesicht mit kaltem Wasser. Das
wasserfeste Augen Make-Up hält zum Glück sein Versprechen. Ich werfe das
Taschentuch in den kleinen Mülleimer unter dem Waschbecken und dann bleibt mein
Herz für einen kleinen Moment stehen. Einige Sekunden starre ich wie in Zeitlupe
in den fast leeren Mülleimer und mein Unterbewusstsein schlägt Alarm. Der
Anblick eines benutzten Tampons hat noch nie größere Übelkeit und Ekel in mir
ausgelöst, wie in diesem Augenblick.
Tausend Gedanken rasen in meinem Kopf und ich kann sie nicht
aufhalten. Eins weiß ich genau - der Tampon gehört nicht Sally. Sie sagte
neulich zu mir, dass sie ihre Wechseljahre schon hinter sich hat, also braucht
sie das Zeug nicht länger. Claudia! Es kann nur sie gewesen sein!
Gestern war der Mülleimer noch leer, bevor wir alle zu den Proben gefahren
sind. Daran kann ich mich noch gut erinnern, ich hab ein Wattestäbchen
reingeworfen, nachdem ich mir das Augen Make-up korrigiert habe. Das heißt, sie
ist heute Nacht bei Robin gewesen … Es wird mir richtig übel. Nicht wegen des
blutgetränkten Tampons, sondern wegen der eindeutigen Bilder vor meinen Augen.
Aber ich vertraue Robin doch! Tust du das? Kannst du einem Mann, der in der
Vergangenheit seine Frau mit dir betrogen hat, wirklich trauen? Mein Zensor
klingt so überzeugend, dass ich gar nicht versuche, ihm zu widersprechen. Was
soll ich bloß tun? Ihn direkt fragen? Erst beobachten, ob er irgendwie
verdächtig wirkt? Ob er von alleine was sagt? Es ist kein Kondom im Mülleimer.
Aber vielleicht hat er es im Küchenmülleimer entsorgt? Oder auf der Terrasse?
Oder er hat gar keins benutzt? Vielleicht hat sie ihm lediglich einen geblasen? Fuck! Die Erkenntnis, dass ich an Robins Treue zweifle, tut mir
höllisch weh. Ich will das nicht …
Ich setze mich kurz auf die Kloschüssel. Mein
überempfindlicher Magen krampft sich zusammen. Gerade war ich noch wie im
Rausch nach dem Sex mit Robin und jetzt frage ich mich, ob er mich betrügt.
Scheiße. Scheiße, Scheiße, Scheiße! Wenn ich ihn direkt auf den blöden Tampon
anspreche, werde ich wie eine typisch verzweifelte, eifersüchtige, klammernde
Frau aussehen. So was will er bestimmt nicht. So was rockt nicht. Als Freundin
eines Rockstars muss ich schon cooler sein als eine Durchschnittsfrau. Ich atme
einige Male tief durch und entscheide mich, zu ihm zurück zu gehen.
Robin ist nicht mehr im Bett, sondern auf der Terrasse und
raucht eine. Ich ziehe mich schnell an und folge ihm. Es ist heiß draußen und
die Sonne blendet mich, als ich zu ihm blicke. Er hat nur seinen Slip angezogen
und sein schöner Körper weckt in mir unmittelbar den Wunsch, ihn zu berühren.
Ich bin ihm so was von verfallen, dass es mich ängstigt. Robin lächelt mich an
und macht eine einladende Geste. „Komm zu mir, Baby!“ Er legt die Zigarette im
Aschenbecher auf dem Geländer ab und zieht mich in seine Arme. Ich kann nicht
anders, ich versinke in seiner Umarmung und halte mich fest an seinem warmen,
harten Körper. Doch ich erzittere trotz der angenehmen Spätsommersonne.
„Ist was?“, hebt er plötzlich mein Kinn an und schaut mir aufmerksam
in die Augen.
„Nein, es ist nichts“, versuche ich meine Unruhe und Angst
zu bestreiten und ich vermeide es, ihm in die Augen zu schauen.
„Diana, komm, was ist los? Was bedrückt dich?“ Sein
Gesichtsausdruck ist ernst und ich kann mir nicht vorstellen, dass er mir
tatsächlich etwas verheimlicht. Es ist besser, ich sage es sofort, ehe es
anfängt, an mir zu nagen. Ich löse mich aus seiner Umarmung und hole tief Luft.
„Robin, ich habe im Bad etwas gefunden, was mir keine Ruhe
gibt“, sage ich vorsichtig und trete einen Schritt zurück.
„Was hast du denn gefunden?“, fragt er, immer noch
offensichtlich ahnungslos.
„Im Mülleimer liegt ein benutzter Tampon und ich frage mich,
wem er gehört“, antworte ich mit müde klingender Stimme. Robin presst kurz
seine Lippen zusammen und ich bemerke einen kleinen Schatten, der auf sein
Gesicht fällt.
„War Claudia heute Nacht bei dir?“, rutscht die Frage aus
mir heraus und mein Herz zieht sich kalt zusammen.
„Claudia?“, fragt er rasch und blickt mich überrascht an.
„Diana, denkst du etwa, ich und Claudia
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