Bittersweet Moon 3
Ich fühle, wie ich strahle und bin
stolz auf mich. „Robin, ein Foto bitte!“, meldet sich wieder ein Fotograf und
Robin dreht sich zuvorkommend zu ihm. Ich versuche, mich zu entfernen, doch der
Fotograf protestiert gleich: „Nein, nein, bleiben Sie bitte bei Robin!“
Robin zwinkert mir zu und legt wieder seine Hand um meine
Taille. Langsam gewöhne ich mich an das Posieren und schaue nicht mehr direkt
in das Blitzlicht, sondern daneben. Der Mann bedankt sich und wir trinken
weiter unseren Sekt. Die Prozedur mit den Fotografen wiederholt sich noch
einige Male. Es folgt ein weiteres Interview mit Robin und ich geselle mich zu
Sally, die aus einigen Metern Entfernung das Gespräch aufmerksam verfolgt.
„Geht es dir gut?“, fragt sie mich nebenbei.
„Ja, es geht mir gut!“, nicke ich.
„Scheinbar kommst mit den Journalisten gut aus?“
„Bisher ja“, bestätige ich ihre Vermutung. Der Journalist
stellt Robin gerade eine knifflige Frage: „Robin, ist Ihre neue Begleiterin der
Grund dafür, dass Sie eine Wohnung in Berlin gemietet haben? Ist es was Ernstes
zwischen Euch?“ Bevor Robin irgendwas antworten kann, reagiert Sally
blitzschnell und stellt sich schützend zu Robin. „Keine privaten Fragen,
bitte!“ Damit erklärt sie das Interview als beendet und entführt Robin aus der
Menschenmenge, die sich um ihn gesammelt hat. Er ist scheinbar so was wie die
Hauptattraktion des Abends und seine Anwesenheit stellt den Goldmann fast in
den Schatten. Robin greift wieder nach mir und führt mich an den Büffettisch,
wo sich zwei Männer und eine junge Frau unterhalten. Den ersten Mann, einen
hoch gewachsenen Typen in schwarz, erkenne ich sofort. Es ist Jan, der
Gitarrist der berühmten Rockband Blutschwur . Er pendelt schon eine Weile
zwischen Berlin und Los Angeles und die beiden Bands spielten einige Male
gemeinsam auf einigen Festivals in den Staaten. Robin und er begrüßen sich
freundschaftlich und wir stellen uns gegenseitig vor. Der zweite Mann ist
Wolfgang, der Manager der Band und das Mädchen ist Lena, Jans neue Freundin.
Jan muss mittlerweile Mitte vierzig sein und Lena ist höchstens zwanzig, wenn
nicht jünger.
Robin stellt mich als studierte Opernsängerin vor und das
beeindruckt Jan sichtbar. „Wie geil, eine Opernsängerin! Und so hübsch und
schlank!“ Ich schmunzele bei der Bemerkung und bin es schon gewöhnt, dass viele
Menschen immer noch so reagieren, wenn sie von meinem Beruf erfahren.
„Für das nächste Album wollen wir einige Songs schreiben,
die im Hintergrund mit hohen weiblichen Opernstimmen unterlegt werden, als
besonders dramatischen Effekt. Wenn dich eine Zusammenarbeit interessiert,
kannst du mir deine Telefonnummer geben und wir melden uns bei dir, wenn wir so
weit sind“, erzählt Jan und schaut fragend seinen Manager an, der mich
neugierig mustert. „Ja, auf jeden Fall“, nickt er zustimmend. Natürlich bin ich
interessiert und ich diktiere ihm meine Telefonnummer und Email Adresse. Es
wäre etwas übertrieben, wenn ich sagen würde, ich bin ein richtiger Fan von Blutschwur ,
aber ich finde den düsteren, etwas brachialen Klang der Band echt interessant.
„Also, du singst ganz hoch und laut?“, meldet sich auf
einmal Lena, die bis jetzt still mit ihren langen blonden Strähnen spielt und
uns zuhört.
„Ja, das tue ich. Aber nicht die ganze Zeit. Ich kann auch
leise und tief singen“, lächle ich. „Und was machst du?“, erkundige ich mich
höfflich.
„Oh, nichts Richtiges. Ich wollte modeln, aber dafür bin ich
zu klein. Vielleicht versuche ich es lieber mit erotischen Fotos. Oder
Schauspielern wäre auch nicht schlecht“, sagt sie. Wenn sie spricht, wirkt sie
noch jünger. Ich wette, sie ist nicht älter als achtzehn …
„Lena weiß noch nicht so richtig, was sie beruflich machen
soll“, meint Jan entschuldigend und es ist nicht zu übersehen, dass sie ihm
peinlich ist. Was ihn aber nicht davon abhält, sie zu vögeln … Hauptsache, sie
ist bildhübsch und sexy. Und blutjung …
„Diana singt nicht nur toll, sie arbeitet auch als
Vocalcoach und sie kriegt demnächst einen Vertrag bei Diamond Records als
Songwriterin“, sagt Robin plötzlich bedeutungsvoll. Man, das war jetzt echt
nicht nötig! Du Angeber! Jan grinst und stößt mit Robin an. „Eins zu Null
für dich, Kollege!“ Auch Robin grinst selbstzufrieden und legt seine Hand um
meine Taille. Schon wieder platzt Sally in unsere Runde und möchte Robin einer
wichtigen Galeristin
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