Bittersweet Moon 3
ausklingen lassen. Wir ziehen unsere
Pyjamas an und schauen uns anschließend ein Konzert von Forbidden Games auf
Video an.
Ich kann’s nicht lassen. Robin fehlt mir in diesem
Augenblick so sehr und ich schicke ihm eine SMS: Ich wünschte, du wärst
jetzt bei mir. In mir, genauer gesagt …
Die Antwort folgt schnell: Verdammt, ich wollte gerade
brav schlafen gehen! Aber bei dem Gedanken brauche ich erst mal eine kalte
Dusche! Oder …
Ich muss schmunzeln und Tom will natürlich wissen, was wir
uns schreiben. Ich zeige ihm die SMS und er kichert zusammen mit mir. Wir
kommentieren ausgiebig jeden Song und quatschen noch lange, bis Tom seine Müdigkeit
nicht länger unterdrücken kann. Wir wünschen uns Gute Nacht und ich muss ihm
versprechen, ihn am nächsten Tag rechtzeitig zu wecken. Er möchte den
Vormittagszug nach Hannover kriegen, wo seine Mutter ihn mit dem Auto abholen
wird.
Ich schaffe es tatsächlich, ihn um neun wach zu bekommen und
ohne ein Frühstück verabschiedet er sich eilig. Er bleibt zehn Tage bei seinen
Eltern und auf dem Rückweg hat er eingeplant, wieder eine Nacht bei mir zu
schlafen, bevor er zurück fliegt.
Sein Besuch war wirklich eine schöne Überraschung. Ich fühle
mich wieder wie damals, als wir beide noch Stundenten waren und fast jede freie
Stunde miteinander verbracht haben. Wir stehen uns immer noch so nah wie vor
vielen Jahren, daran kann zum Glück auch die räumliche Entfernung nichts
ändern.
Vielleicht besuche ich Robin morgen kurz im Studio. Ich will
dort nicht zu oft erscheinen, nachher erwecke ich noch den Eindruck, ich halte
es ohne ihn nicht aus. Abgesehen davon macht es mir keinen Spaß, zu beobachten
wie Claudia und Rebecca ihn mit ihren Augen verschlingen …
Langsam muss ich auch überlegen, was ich bei der Party am
Freitag anziehen werde. Sally hat erwähnt, dass sie in einem angesagten Club in
Friedrichshain stattfindet. Schon wegen Rebecca und Claudia möchte ich so gut
wie möglich aussehen. Auch die eingeladenen Gäste aus der Musikwelt werden mich
alle als „die Neue“ von Robin Summers begutachten und ich muss mich sehr wohl
in meiner Haut fühlen, damit ich das auch ausstrahlen kann. Was soll’s, ein
perfektes Erscheinungsbild in der Öffentlichkeit gehört ab jetzt zu meinen
„Pflichten“ als Robins feste Freundin.
Ich rufe Mia an und frage sie, wann sie Zeit hätte, um mit
mir Shoppen zu gehen. Wir verabreden uns für Donnerstag. Vorher kann ihre
Mutter nicht einspringen und mit dem Baby einkaufen gehen ist für uns beide
kein richtiger Spaß.
Robin meldet sich jeden Tag bei mir, meistens wenn er
geschafft von den Aufnahmen und Interviews abends im Bett liegt oder auf der
Terrasse sein Gute-Nacht-Bier trinkt.
Es verläuft alles bestens und sie werden tatsächlich wie
geplant mit dem Album fertig. Die Kritiken vom Konzert sind fast alle äußerst
positiv. Nur ein verbohrter Musikjournalist wirft der Band vor, das neue Image
wäre ein berechenbar koketter Versuch, um das ganz junge Publikum anzulocken
und Robin kann es einfach nicht lassen, sich als Sexidol auf der Bühne zu
präsentieren. Aber damit können sowohl Robin als auch sein Team gut leben.
Er überredet mich, Lucy am Mittwochabend der Babysitterin zu
überlassen und auf ein Schäferstündchen vorbei zu kommen. Das lasse ich mir
nicht zweimal sagen und statte ihm gerne einen kurzen Besuch ab … Der dafür
sorgt, dass ich während der nächsten vierundzwanzig Stunden mit einem
Dauerlächeln auf dem Gesicht durch die Gegend laufe. Bei unserem Abschied
übergibt Robin mir sogar einen Wohnungsschlüssel und das ist in meinen Augen
wieder eine neue Stufe in unserer Beziehung.
Tagsüber arbeite ich an den Texten, die Mike mir gegeben hat
und versuche einige Popsongs zu schreiben. Mike hat in England eine junge, viel
versprechende Mädchengruppe unter seine Fittiche genommen und wünscht sich
melodische und gefühlvolle Songs für die Gruppe, die dann mit härteren Klängen
unterlegt werden. Es macht mir Spaß zu komponieren und wenn meine Ergebnisse ihm
gefallen, folgt ein weiterer Vertrag mit einem kleinen, aber anerkannten
englischen Label!
Auch versuche ich regelmäßig zu üben, um fit für den
bevorstehenden Auftritt auf der Vernissage einer Galerie in Charlottenburg zu
sein.
Die Nachmittage und Abende verbringe ich mit Lucy, welche
sich in diesem Schuljahr einiges vorgenommen hat - sie geht zweimal wöchentlich
zum Balletunterricht, weil ihre neue beste Freundin seit vier Jahren
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