Bittersweet Moon
um, weil wir seine heilige Kunst für unsere
lüsternen Zwecke missbrauchten , lächelte ich frech, als ich mich nachher
bedingungslos glücklich vom Robin löste und neben ihm bis zum Kinn tief in das
sprudelnde Wasser eintauchte. "Wie geht es dir? Bist du auch so schön
entspannt wie ich?", fragte ich Robin nach einigen Minuten, in denen ich
nur das leichte Brummen des Whirlpools und das Prickeln der Luftbläschen an
meiner Haut wahrnahm, vertieft in das süchtig machende Gefühl der völligen
Zufriedenheit, die wenigstens kurzfristig in meinem Körper herrschte.
"Mhm,
das bin ich. Aber langsam will ich aus dem Wasser raus, zu viel Entspannung
macht mich doch schläfrig und das wollen wir nicht, oder?", antwortete mir
Robin und streckte sich lang.
"Einverstanden,
dann steigen wir raus. Ich will nicht, dass du mir die restliche Nacht
verpennst."
Gemeinsam
stiegen wir aus der Badewanne aus und lachten über die Überschwemmung, die wir
mit unserem leidenschaftlichen Wasservergnügen verursacht hatten. Gegenseitig
trockneten wir uns mit den hellblauen Handtüchern ab und zogen die weichen
Bademäntel an.
"Ich
trockne mir noch mein Haar", sagte ich zu Robin, als ich im Schrank neben
dem Waschtisch einen Haartrockner fand. Mit einem Küsschen verließ er das Bad
und ich machte den leisen Haartrockner an. Dabei betrachtete ich mich im
Spiegel und wieder mal kam mir die ganze Situation so irreal vor. Bin das
tatsächlich ich, die in einem Luxushotel weit von zu Hause einen kurzen
Liebestrip mit Robin S. verbringt? Ich kam mir so verändert vor. Die letzte
drei Tage hatte ich wie im Rausch verbracht, ohne Zeitgefühl und mit
ausgeblendeter Außenwelt. Ich bestand nur noch aus meinen Sinnen, meiner
Begierde und meiner Leidenschaft. Es existierten nur wir beide, Robin und ich,
keine Vergangenheit, keine Zukunft, nur das Hier und Jetzt, wo wir uns gerade
befanden und für eine kleine Ewigkeit aus der Realität ausgestiegen waren. Doch
diesem himmlischen Zustand der ekstatischen Verschmelzung und völligen Hingabe,
die wir so exzessiv auskosteten und wo wir in jedem einzelnen Augenblick alles
geben wollten, weil wir uns der zeitlichen Einschränkung schmerzlich bewusst
waren, drohte endgültig ein unaufhaltsames Ende.
Es war
mittlerweile schon Montag. Die Uhr im Bad zeigte mir unbarmherzig, dass die
Nacht inzwischen reif wurde und langsam dem Morgen wich. Um den bevorstehenden
Abschied besser ertragen zu können, hatte ich als Schutzschild Robins
unerwartete Liebesoffenbarung um mich und wir versprachen uns gegenseitig,
unsere Gefühle füreinander zurück in die Welt da draußen mitzunehmen. Aber es
wurde mir trotzdem kalt ums Herz, als ich die Stunden, die uns noch übrig
blieben, an den Fingern einer Hand zählen konnte. Es überfiel mich eine
plötzliche Schwäche, als ich so alleine im Bad stand und an den Abschied von
Robin dachte. Schnell machte ich den Haartrockner aus und lief ins Wohnzimmer,
zu Robin, der gerade eine CD auflegte, hockte mich zu ihm hin und umarmte ihn
stürmisch. Er schaute mich an und verstand es instinktiv. "Ich weiß, Baby,
wir haben nicht mehr viel Zeit. Bitte, versprich mir, dass du nicht zu sehr
traurig wirst, wenn wir uns trennen." Robin küsste mich zärtlich und
schloss mich in seine Arme, als wir uns auf den Boden hinsetzten. Wie könnte
ich dir das versprechen! Ich kann’s versuchen mich zu beherrschen, mehr aber
nicht, dachte ich und hielt mich an ihm fest, als ich stumm nickte. Aus den
Lautsprechern klang leise Jim Morrisons Stimme. "Ich wusste nicht, dass du
The Doors magst", versuchte ich zu lächeln.
"Doch,
sehr sogar, du etwa nicht?"
"Klar
mag ich sie, ihre Musik ist zeitlos, sie macht mich euphorisch und
melancholisch zugleich", sagte ich. Robin wählte die perfekte Musik für
unsere letzten Stunden - äußerst emotional, leidenschaftlich, aber auch
wehmütig.
"Wollen
wir eine Kleinigkeit essen?", fragte Robin irgendwie unentschlossen und
ich hörte, wie sein Magen sich meldete.
"Ja,
sehr gerne, es ist noch so viel übrig", war ich einverstanden, obwohl ich
keinen Appetit hatte. Robin stand auf und zog mich an der Hand hoch und wir
setzten uns zum Tisch. Unter der silbernen Glocke sah das Abendessen immer noch
köstlich und frisch aus und wir füllten uns die Teller. Die Doors spielten dazu
"Riders on the storm" und nur langsam befreite ich mich von meiner
dunklen Wolke, die mich so unheilversprechend bedeckte.
"Ich
habe dich noch nicht gefragt, wieso bist du gerade
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