Bittersweet Moon
Robins Groupie mit besonderen Privilegien? Nur die zeitweilig
favorisierte Sexgespielin eines verheirateten Mannes? Oder vielleicht doch eine
Geliebte, die Muse, die unter anderen Umständen viel mehr als das geworden
wäre? Lieber untersagte ich mir weitere solche analytischen Fragen, die mich
nur quälten, aber nirgendwohin führten. Es reichte mir schon, dass ich stark
daran zweifelte, dass ich Robin tatsächlich wieder sehen würde. Ich entschied
mich, unsere Affäre so in der Erinnerung zu behalten, wie sie war - eine
berauschende, einmalige, atemberaubende Begegnung zweier Seelen und Körper, die
einige magische, gestohlene Augenblicke miteinander geteilt haben, bevor sie
der Fluss des Lebens wieder auseinander trieb...
Mit
kaltem Wasser wusch ich mir die vom Weinen angeschwollenen Augen und kehrte
zurück ins Wohnzimmer. Wir tranken weiter, bis mir irgendwann übel wurde. Tom
übernachtete bei mir auf dem Sofa. Die erste Nacht ohne Robin konnte ich nicht
völlig alleine verbringen… Ich schlief unruhig, mit seinem Kopfkissen an meinem
Körper und gegen Morgen träumte ich von ihm - er stand auf der Bühne wie am
Samstag und suchte mit seinen Blicken nach mir. Laut rief ich seinen Namen und
verzweifelt versuchte ich mich bemerkbar zu machen, aber er erblickte mich
nicht. Andere Fans verdeckten ihm die Sicht und in der Menschenmasse gefangen
konnte ich mich ihm nicht nähern. Ich wurde immer weiter weg von der Bühne
getrieben und Robin gab die Suche nach mir auf, er drehte sich um und
verschwand. Im Traum weinte ich vor lauter Verzweiflung und mit von Tränen
nassem Gesicht wachte ich irgendwann abrupt auf. Plötzlich überfiel mich ein
klares Gefühl, dass Robin gerade an mich dachte! Wie unter Strom sprang ich aus
dem Bett und rannte ins Wohnzimmer zu dem Telefon. Aber meine Befürchtungen
bestätigten sich - ich erblickte den Telefonhörer, der neben dem Apparat lag.
Tom wollte offensichtlich nicht, dass jemand uns zu früh störte und das gelang
ihm bedauerlicherweise auch. Ich legte den Telefonhörer wieder auf, aber der
Apparat blieb stumm. Es war zu spät, Robin gab sein Versuch mich zu erreichen
auf…Ich kämpfte mir den Tränen, mein Kopf schmerzte und das Zimmer drehte sich
immer noch langsam um mich. Spätestens in diesem Augenblick bedauerte ich die
Alkoholmengen, die ich so sinnlos in mich reingekippt hatte. Es war halb
sieben, Tom schlief noch fest und ich nahm das Telefon vorsichtshalber mit ins
Bad. Die Schnur reichte zum Glück dafür und leise schloss ich die Badezimmertür
hinter mir. Die ganze Zeit unter der Dusche dachte ich an Robin und hoffte,
nein, betete, er möge noch mal anrufen. Meine Aufregung und Unruhe wurden immer
größer und als ich mich abtrocknete und den Bademantel anzog, klingelte es
tatsächlich. Mit zittriger Hand griff ich sofort nach dem Telefon das auf der
Waschmaschine stand und meldete mich mit einem zusammengekrampften Magen.
"Ja, Diana?"
"Hi
Baby, ich bin's." Als ich seine vertraute Stimme hörte, schossen mir
augenblicklich brennende Tränen in die Augen und ich fühlte, wie ich innerlich
auflebte. "Robbie, bin so froh dass du dich meldest", sprach ich mit
leiser Stimme, obwohl ich am liebsten vor Freude laut geschrien hätte.
"Ich
habe es schon vor einer halben Stunde vergeblich versucht, aber dein Telefon
war die ganze Zeit besetzt. Ich befürchtete schon, ich hätte die falsche
Nummer", erklärte mir Robin, sichtbar erleichtert, dass er mich doch noch
kriegte.
"Robin,
ich wusste es, dass du mich angerufen hast!", platzte es aus mir heraus.
"Ich habe noch geschlafen und ich träumte gerade wie du nach mir suchst,
aber ich konnte nicht zu dir, es war wie im Albtraum. Dann wachte ich auf und
spürte, wie du gerade an mich denkst. Als ich zum Telefon rannte, lag der Hörer
neben dem Apparat, Tom wollte nicht dass jemand uns stört und ich hoffte die ganze
Zeit, du würdest es noch mal versuchen", erzählte ich in einem langen
Atemzug, ganz aus dem Häuschen darüber, wie recht meine Intuition hatte.
"Wow,
das ist ja abgefahren", staunte Robin. "Du bist doch eine Hexe, wie
ich schon vermutete", scherzte er und ich lächelte glücklich. "Sag
mal, was für ein Tom schläft bei dir?", fragte Robin mit gespielt
misstrauischer Stimme.
"Du
kennst den Tom aus der Bar, er ist mein bester Freund, gestern tranken wir den
ganzen Abend und er war zu voll, um nach Hause gehen zu können", klärte
ich ihn auf und verschwieg ihm, dass ich emotional nicht in der Lage
Weitere Kostenlose Bücher