Bittersweet Moon
stehst. Wie lange
hast du denn darüber nachgedacht?"
"Ein
Paar Stunden", gab ich mit gesenktem Blick zu und wusste, wie albern das
klang. Tom brach im Lachen aus und auch ich lachte mit, noch halb heulend, aber
es fühlte sich verdammt gut an. Ich habe zuletzt mit Robin gelacht, vor
einer Ewigkeit, in einem anderen Leben ...
"Zeig
es mir sofort, ich will es sehen", fing Tom an zu zappeln, wie immer, wenn
er aufgeregt war.
Ohne zu
zögern stand ich auf, zog behutsam meine Jogginghose runter, die ich vor seinem
Ankommen statt der engen Jeans angezogen hatte und zeigte ihm meinen Hintern.
Die Überraschung in seinen Augen wurde nur noch größer, wahrscheinlich
erwartete er einen weniger intimen Körperteil. Weil ich meinen knappsten Tanga
trug, konnte er mein Tattoo gänzlich betrachten. Das Pflaster entfernte ich
schon vorher. "Wow, ich das süß! Romantisch und sexy gleichzeitig! Und
irgendwie auch verrucht, dort auf der Pobacke. Es steht dir gut, muss ich
zugeben. Was wird wohl Max dazu sagen?" Tom bewunderte mein kleines
Kunstwerk und redete dabei ununterbrochen. "Tat es weh? Tut es immer noch
weh?"
"Oh
ja, es wahr schon heftig", antwortete ich, "aber morgen wird es nicht
mehr so weh tun, die Haut wird sich über Nacht beruhigen, hoffe ich. Ich habe
mir auch ein kühlendes Gel draufgeschmiert und es ist nicht mehr so rot wie
gleich nach dem Stechen... Darf ich mich wieder anziehen?" fragte ich ihn
schließlich. Es kam mir schon ein bisschen komisch vor, wie er meinen Hintern
aus der Nähe betrachtete. Dadurch, dass er schwul war, durfte er sich durchaus
diese Intimität erlauben, aber langsam reichte es mir.
"Ja,
klar, zieh dich wieder an. By the way, du hast noch gar keine Cellulite, weißt
du das?", erwähnte er noch wie beiläufig, als er sich wieder hinsetzte.
Für seine letzte aufmunternde Bemerkung, die mich in einer anderen Situation
viel mehr erfreut hätte, warf ich ihm nur ein dankbares Lächeln zu.
"Es
ist ein geiles Tattoo, muss ich sagen. Wo hast du bloß diese mutige Idee
her?", wunderte er sich weiter und streifte sich einige schwarze
Haarsträhnen hinter die Ohren. Privat trug er sein langes Haar immer offen. Ich
schaute ihn nur bedeutungsvoll mit angehobenen Augenbrauen an und schwieg
selbstzufrieden. "Nee…Robin??? Sag mal, in echt?" Tom war schnell von
Begriff.
Ich
nickte und trank noch einen großen Schluck Wodka. "Es ist die Kopie von
seinem Tattoo auf dem Rücken. Öfter bewunderte ich es auf den Fotos oder in
Videos, wenn er sich das T-Shirt ausgezogen hat. Und am Samstag sah ich es in
echt, auf der Bühne...", gab ich nur die Hälfte der Wahrheit zu.
"Jetzt
erzähl aber endlich, ich kann deine Verschwiegenheit nicht länger
aushalten!" Tom brachte mich zum lächeln, als er völlig verdutzt dort saß
und kaum noch seine Neugier kontrollieren konnte.
"Gut,
ich fang an. Also, am Freitag hat er mich zu dem Konzert im Club eingeladen,
ich kriegte einen Backstage-Pass von ihm und so konnte ich hinter die Bühne,
noch vor dem Konzert. Ich besuchte ihn in seiner Garderobe, lernte noch alle
anderen Bandmitglieder kennen, dann genoss ich das Konzert aus der ersten Reihe
und Robin hat mir einen Handkuss gegeben, als er mich da in der Menge
erblickte", erzählte ich ohne Unterbrechung.
"Nicht
so schnell, meine Güte,", sprang mir Tom aufgeregt ins Wort, "ich
will alle Details wissen! Was habt ihr so am Freitag miteinander
gesprochen?"
"Oh,
wir sprachen viel über Musik, ich erzählte ihm von meinem Studium und der
Vorstellung, in der ich bald singen werde, er erzählte mir von der Tour und so
weiter. Es war Smalltalk, aber sehr angenehm und für mich total aufregend. Du
kannst es dir vorstellen, wie es sich für mich anfühlte, neben Robin zu sitzen
und mir noch seine Komplimente über mein Singen anzuhören. Er ist so nett und
freundlich und so charmant", schwärmte ich von ihm und strahlte dabei.
"Dann luden mich die beiden zu ihrem Konzert ein, Tony verabschiedete sich
und wie du weißt, sang ich nur für Robin noch die Arie der Mimi. Es hat ihm
sehr gefallen und ich war überglücklich, dass ich meinen Traummann so
beeindrucken konnte. Das war mein größter Erfolg als Sängerin bis jetzt! Ja,
und dann verabschiedeten wir uns noch, Robin ging zurück in sein Zimmer und ich
nach Hause."
Von hier
an erzählte ich die stark entschärfte Version des Abends und verschwieg ihm
alles, was er nicht wissen durfte. Tom hörte aufmerksam zu und seine hellblauen
Augen glänzten dabei.
"Am
Samstag
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