Bittersweet Moon
guter Liebhaber ist. Er gibt der Dame die Zeit die sie braucht
und passt sich ihren Impulsen an und ermöglicht ihr damit ihren Höhepunkt, sei
es musikalisch oder sexuell gemeint", verriet ich ihm so meine Assoziation.
"Das
ist gut! Es gefällt mir!", rief Marco begeistert aus und lachte.
"Eine sehr raffinierte Parallele! Musik und Sex sind ähnlicher als man
denken würde. Beides ist ein sinnliches, rhythmisches, emotionales und
berauschendes Erlebnis. Das Zusammenspiel zwischen zwei musikalischen Partnern
ist durchaus vergleichbar mit zwei sexuellen Partnern. Es geht dabei um
Verständnis, intuitive Kommunikation, Einfühlungsvermögen, ja, um die richtige
Chemie zwischen den Beiden. Wenn das alles passt, ist das Ergebnis
wunderbar."
Marco
breitete meine Assoziation sehr weit aus und hatte sichtbaren Spaß dabei. Dabei
gestikulierte er heftig und seine tief liegenden Augen funkelten, während er
seinen typischen, südländischen Charme versprühte und mich zum lachen brachte.
Ich mochte Marco ziemlich und wir verstanden uns gut. Als Pianist begleitete er
mich öfter, wenn Max gerade keine Zeit dafür hatte.
"Ich
finde es einfach toll, dass wir uns mit dem Gestalten meiner Partie so einig
sind. Du bist ein sehr guter Dirigent und deine Unterstützung bedeutet mir sehr
viel", gab ich ihm schließlich mein ernst gemeintes Kompliment.
"Vielen
Dank für die Blumen! Die Wertschätzung beruht auf Gegenseitigkeit",
bedankte sich Marco ein wenig verlegen und senkte für einen Augenblick seine
dunkelbraunen Augen. "Sag mal, deiner Theorie nach müsste das heißen, dass
ich ein guter Liebhaber bin, stimmt's?“, folgte gleich seine freche Frage,
begleitet von breitem Grinsen.
"Ja,
eigentlich schon", gab ich ihm die Antwort, die er von mir hören wollte
und packte etwas reservierter meine Noten in den Rucksack. Ich wollte mich
nicht näher auf seine Flirtversuche einlassen, ich vermutete nämlich, dass er
Interesse an mir hatte. Er flirtete immer ausgiebig mit mir, obwohl er
natürlich wusste, dass ich mit Max zusammen bin. Zusammen war, korrigierte ich
mich gleich. Max war endgültig Vergangenheit für mich. Marco mochte ich als
Musiker und Kumpel sehr, aber eine erotische Beziehung mit ihm konnte ich mir
nicht vorstellen. Nicht nur, weil ich wegen Robin keine Interesse an anderen
Männern hatte, er war als Mann einfach nicht mein Typ. Abgesehen davon flirtete
er als typischer Latinlover mit jeder hübschen Musikstudentin, mit der er zu
tun hatte.
"Wollen
wir noch zusammen etwas trinken gehen?", fragte er wie nebenbei.
"Danke
Marco, ein anderes Mal, ich will nach Hause, bin sehr müde", musste ich
ihn enttäuschen. Aber nach unserem kleinen Spaß, den wir gerade hatten, wollte
ich bei ihm keinesfalls den falschen Eindruck erwecken, ich wäre bereit für
einen Flirt oder sogar mehr. Es war ziemlich klar, dass er schon von meiner
Trennung von Max gehört hatte, Herr Bergmann tratschte ja gerne und besonders
solche Neuigkeiten verbreiteten sich immer sehr schnell.
"Na
gut, dann ein anderes Mal. Bis Freitag!", akzeptierte Marco ohne Einwände
meine Ausrede.
"Bis
Freitag, Marco." Wir verabschiedeten uns mit Küsschen auf die Wange und
ich verließ den Saal. Im Foyer winkte ich noch freundlich Frank zu, der einen
übertrieben verschwörerischen Gesichtsausdruck machte, als er mir zurück
winkte. Es war ein guter Tag , dachte ich, als ich abends in mein Bett
sank. Nur zwei Abende trennten mich noch von Robin. Er kam mir mit jeder Stunde
ein Stück näher und die wohlige Aufregung, die ich dabei verspürte, genoss ich
wie ein ausgedehntes Liebesvorspiel. Robin weckte mich am nächsten Morgen wie
immer gegen sieben Uhr. Ich meldete mich hellwach und in freudiger Erwartung,
trotz der frühen Stunde. "Hi Robbie", begrüßte ich ihn noch ehe ich
seine Stimme hörte.
"Hi
Baby, hast du etwa meinen Anruf erwartet?" lächelte Robin an der anderen
Seite der Leitung.
"Nein,
wie kommst du bloß darauf?", lächelte ich auch und lehnte mich gemütlicher
auf das Kopfkissen hinter meinem Rücken.
"Na,
wie sieht es aus? Kann ich zu deiner Vorstellung?“, fragte Robin gespannt auf
meine Antwort.
"Ja,
es ist alles erledigt. Ich sprach gestern mit dem Pförtner und er wird dich
reinbringen", erklärte ich Robin den genauen Plan bis ins Detail.
"Großartig,
das wird einfacher als ich dachte! Ich darf nur meinen Cowboyhut nicht
vergessen." In Robins Stimme merkte ich Zufriedenheit und Vorfreude
zugleich und das steckte mich an.
"Ja,
der
Weitere Kostenlose Bücher