Bittersweet Moon
meinen Auftritt einstimmen. Aber bevor ich wieder einschlief,
tauchte ich ganz in die sehnsuchtsvollen Gedanken an Robin ein, die ich im
halbwachen Zustand immer am meisten genoss und die mich wie ein lieb gewonnenes
Ritual täglich in den Schlaf begleiteten.
Der Tag
verlief ruhig und gemütlich. Ich sang mich am Nachmittag ein, um die Stimme
warm zu kriegen, aber ich arbeitete nicht mehr an der Rolle. Sie war in meinem
Gedächtnis sicher gespeichert und jederzeit abrufbereit. Dieses beruhigende
Gefühl verlieh mir großes Selbstvertrauen und es ermöglichte mir erwartungsvolle
Vorfreude auf meinen Auftritt am Samstag. An diesem Abend ging ich früh ins
Bett und schaltete das Telefon ab. Mein Schlaf war tief und traumlos, ganz
anders als sonst vor den Auftritten und ich genoss diese positive Veränderung
in meinem Verhalten.
Erst am
späten Vormittag wachte ich auf und erblickte einen strahlend klaren Wintertag,
der durch das Fenster in mein Schlafzimmer gute Laune streute. Mein
Anrufbeantworter blieb stumm, aber ich wusste, dass Robin an mich dachte. Die
Verbindung zwischen uns spürte ich fast körperlich, wie eine unsichtbare
Schnur, die aus unseren Gefühlen und Empfindungen füreinander bestand und die
mir ermöglichte Robin zu fühlen - trotz der Entfernung, die nicht nur räumlich
so groß war, sondern die vor allem durch Robins Familienleben eine fast
unüberwindbare Barriere zwischen uns entstehen ließ. Ich glaubte nie an
Fernbeziehungen, obwohl ich zuletzt selber eine führte. Max vermisste ich nicht
sonderlich, wir sahen uns meistens an jedem zweiten Wochenende und das genügte
uns beiden. Erst durch Robin lernte ich, wie unglaublich schwer ist es, den
geliebten Mann nicht sehen zu können, ihn nicht anfassen zu können, nicht neben
ihm aufwachen zu können. Mag sein, dass eine Fernbeziehung dann möglich ist,
wenn man nicht mehr frisch verliebt ist und das Bedürfnis nach körperlicher
Nähe nicht mehr so stark ist. Aber Robin und ich wurden in einem Augenblick
voneinander weggerissen, als wir gerade die intensivste und verrückteste Phase
unserer Begegnung durchlebten. Wir waren noch völlig süchtig nacheinander und
wir fingen erst an, uns wirklich kennenzulernen und uns gegenseitig zu
entdecken. Das machte unsere Trennung für mich umso schmerzlicher, ja sogar
tragischer. Ich betrachtete es wie ein wahres Wunder, dass wir schon nach zwei
Wochen die Möglichkeit kriegten, wenigstens für eine Nacht wieder vereint zu
sein und dort fortfahren zu können, wo wir so abrupt unterbrochen worden waren.
Von dem Gedanken, Robin schon am nächsten Abend in meine Arme schließen zu
können, fühlte ich mich wie berauscht. Die ganze Zeit während ich duschte,
schwelgte ich in heißen Erinnerungen an ihn. Nachdem mich Robin in die
Geheimnisse bisher unbekannter sexuellen Ekstase eingeführt hatte, war ich noch
mehr besessen von seinem Körper und dem himmlischen Genuss, den er mir so
großzügig bescherte. Auch wenn Robin keine besonderen Gefühle für mich hätte,
würde ich ihn mit großer Sehnsucht erwarten, Hauptsache ich würde noch mal mit
ihm schlafen können. Diese Feststellung überraschte mich ein wenig. War ich doch
nicht so romantisch, wie ich immer dachte? Oder hatte mich mein durch Robin
gewonnenes, sexuelles Selbstbewusstsein so verändert? Geht es zwischen Mann und
Frau letztendlich nicht überwiegend um Sex? Gibt es sie überhaupt, die große,
einzig wahre Liebe oder ist sie nur eine erfundene Illusion, der wir
nacheifern, ohne sie je erreichen zu können? Eine Beziehung zwischen Mann und
Frau ist ohne Sex nicht richtig möglich. Wir sind nicht dafür geschaffen,
glücklich in einer kumpelhaften WG miteinander zu leben, oder eine
zweckgebundene Kinderaufzuchtstation zu betreiben. Das mag eine Weile
funktionieren, nicht aber auf die Dauer. Ist es nicht so, dass schon bei der
allerersten Begegnung zwischen Mann und Frau innerhalb von einer Sekunde
entschieden wird, ob wir uns buchstäblich riechen können? Entweder passen wir
zusammen oder nicht und wenn diese Grundvoraussetzung vorhanden ist, kann ein
Paar tatsächlich zusammen alt werden und Händchen haltend den Lebensabend
gemeinsam genießen. Wenn aber unsere Chemie nicht miteinander harmoniert,
werden auch sonstige Gemeinsamkeiten, ähnliche Interessen und Ziele nicht
ausreichen, um eine glückliche und dauerhaft erfüllende Beziehung zu führen.
Mittlerweile war ich überzeugt, dass Robin und Claire im Bett und auch sonst sehr
wohl zusammen
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