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Bittersweet Moon

Bittersweet Moon

Titel: Bittersweet Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Belin
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ich wirklich liebend gerne singen möchte.
Der Aufwand dafür wäre mir zu groß. Man braucht dazu eiserne Disziplin, starke
Nerven und die Bereitschaft, alles andere dem Beruf unterzuordnen. Die
Konkurrenz ist riesig und gnadenlos und nur wegen ein paar Rollen, die für mich
persönlich in Frage kämen, bin ich nicht begeistert genug, in dieses knallharte
Geschäft einsteigen zu wollen und mein Glück zu versuchen. Ich bin einfach
nicht vernarrt genug in die Oper, das ist mein Problem", spielte ich
nachdenklich mit dem Glas in meinen Händen.
     Robin
nickte verständnisvoll. "Welche Oper würdest du denn gerne singen?",
fragte er mich.
    "Mein
absoluter Favorit ist die "Rusalka" von Dvorak. Ich liebe diese Musik
und die Rolle, aber meine Stimme ist noch nicht reif genug dafür, befürchte
ich. Für die Arien schon, nicht aber für das ganze Stück."
    "Erzähl
mir was darüber, ich kenne die Oper natürlich nicht. Hast du auch eine
Aufnahme?", fragte Robin.
    "Aber
sicher", sprang ich begeistert aus dem Bett und fand gleich die CD, die
griffbereit in dem CD-Regal lag. Nachdem ich sie aufgelegt hatte, schlüpfte ich
zurück zu Robin unter die Bettdecke. Ich erzählte ihm die kurze Fassung der
tragischen und sehnsuchtsvollen Geschichte und wir hörten dazu Rusalkas Song
to the Moon .
    "Gibt
es in Opern nie ein Happy End?", fragte Robin, als die wunderschöne Arie
zu Ende war. "Alle Opern, die ich kenne, enden mit Tod und Unglück. Wie
furchtbar!"
    "Meistens
ja. O.k., Mozart hat einige Opern mit Happy End geschrieben und Rossini auch,
aber die Mehrheit endet tragisch, da hast du schon recht", bestätigte ich
lächelnd seine Annahme.
    "Diese
Rusalka wäre wirklich was für dich", blickte mich Robin zärtlich an.
"Du bist auch so ein romantisches, verträumtes Wesen und du hast mich mit
deiner Stimme in deinen Bann gezogen. Ich hoffe nur, ich bin nicht so ein Idiot
wie dieser Prinz und ich werde dich nicht ins Unglück stürzen", scherzte
er gleich darauf, aber ich erzitterte innerlich bei seinen unbedachten Worten,
die wie eine schattenhafte Vorahnung klangen.
    "Nein,
Robin, bestimmt bist du nicht wie dieser Prinz und ich bin auch nicht die
Rusalka", lächelte ich mit ihm und verdrängte dieses Gefühl. Nimm bloß
nicht alles immer buchstäblich, es war nur ein Scherz, nichts weiter!
    "Hast
du noch eine andere Lieblingsoper? Die vielleicht nicht so tragisch ist?"
    "Interessiert
dich das wirklich? Ich möchte nicht, dass du dich dabei langweilst, nur mir
zuliebe", fragte ich ihn.
    "Nein,
nein, ich langweile mich nicht, ich will es wirklich wissen. Wenn ich schon die
Gelegenheit habe, mich weiterzubilden, nutze ich sie gerne. Und außerdem will
ich noch mehr über dich erfahren", behauptete Robin und zerzauste mir das
Haar.
    "Gut,
wenn du meinst. Ja, es gibt eine Oper, die war ausschlaggebend bei meiner
Entscheidung, Operngesang zu studieren. Sie ist aber auch total tragisch und
endet mit dem Tod der beiden Protagonisten", erwähnte ich noch dazu und
trank den letzten Schluck aus meinem Glas aus.
    "Ach
was soll's, ich will es trotzdem hören. Es ist mir sowieso schon klar geworden,
dass Opernliebhaber alle Freaks sein müssen, um sich so ein heavy stuff reinzuziehen", grinste Robin auf seine typische Art.
    "In
Ordnung, wie du willst, aber ich habe dich vorgewarnt", schmunzelte ich
kurz. "Es ist die Oper „Tristan und Isolde“ von Richard Wagner. Als ich
das erste Mal den "Liebestod" im Fernsehen hörte, war es um mich
geschehen. Diese Musik hat mich so überwältigt, dass ich die ganze Zeit dabei
geheult habe und ich wollte nur noch Sängerin werden. Aber diese Rolle werde
ich leider niemals singen können, denke ich".
    "Wieso
nicht?", wunderte sich Robin.
    "Die
Rolle der Isolde ist für hochdramatischen Sopran geschrieben, ich bin aber ein
lyrischer Sopran", versuchte ich ihm zu erklären. "Vielleicht kann
ich die Isolde singen, wenn ich Ende Vierzig bin und meine Stimme reifer und
dramatischer als jetzt ist.“
    "Ich
verstehe das nicht ganz, du weiß ja, ich habe keine Ahnung. Aber ist es nicht
irgendwie künstlich und unnatürlich, wenn reife, ältere Frauen Rollen in der
Oper singen, die eigentlich mit jungen Mädchen besetzt werden sollten, wie beim
Film?" wunderte sich Robin weiter.
    "Ja,
im Prinzip hast du recht. So wäre es viel glaubwürdiger, ist aber nur schwer
machbar. Die klassisch geschulte Stimme braucht ihre Zeit, genauso wie die
Persönlichkeit der Sängerin. Das ist der Unterschied zum Film, wo das

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