Bittersweet Moon
gefallen hat, ich verstehe sie zu wenig, viel mehr hat sie mich berührt,
nein, überrollt und das war stark", versuchte Robin Wagners Wirkung auf
sich in Worte zu fassen. "Ich spürte sie in meinem ganzen Körper, sie
drang in mich ein und ich konnte mich ihr nicht entziehen. Jetzt kann ich
verstehen, warum du dieses Stück so liebst, er haut einen einfach um".
Robin beschrieb instinktiv die universellen Empfindungen, die ihn beim Zuhören
von Wagner überwältigten und ich freute mich sehr für ihn: "Du hast es
schon richtig empfunden. Es ist nicht wichtig, ob man das Stück
musiktheoretisch versteht, was zählt sind die Gefühle, die man dabei
erlebt."
"Wahrscheinlich
ist das Erlebnis noch heftiger, wenn man die Oper live auf der Bühne
erlebt", vermutete Robin.
"Ganz
bestimmt. Leider hatte ich noch nicht Gelegenheit dazu. Ich befürchte nur, es
gibt keinen Sänger, der Tristan so verkörpern würde, wie ich ihn mir in meinem
Geist vorstelle." Ich erhob mich leicht und küsste ihn auf den Mund.
"Du
wärest als Heldentenor in der Rolle des Tristans eine Sensation! So blond und
muskulös, so strahlend schön wie ein keltischer Gott! Die älteren Damen in
ihrer Abendrobe würden dir statt Rosen ihre kostbaren Perlen auf die Bühne
werfen und in Ohnmacht fallen, wenn du dich nachher in deiner Garderobe mit
einem Handkuss bei ihnen bedanken würdest und die Schweißtropfen von deiner
Stirn auf ihre zitternden Hände tröpfeln würden. Ich aber wäre deine holde
Isolde und wenn wir auf der Bühne gemeinsam das Liebesduett singen würden, wäre
das purer Sex! Wir würden uns leidenschaftlich umarmt auf dem Boden wälzen und
die stickige Theaterluft zum glühen bringen!", sprach ich mit todernster,
pathetischer Stimme. Robins weiße Zähne blitzten im spärlichen Licht, als er
laut auflachte:
"O
nein, ich wunderte mich schon, wann wieder mal deine verrückten Fantasien zum
Vorschein kommen!" Er sah umwerfend aus, wenn er so lachte. Durch die
Musik, die wir gerade gemeinsam erlebten, fühlte ich mich noch zusätzlich
benebelt und euphorisiert, noch mehr verrückt nach ihm, als ich es sowieso
schon war und das war ein herrliches Gefühl.
"Hast
du mir auch heimlich einen Zaubertrank gegeben, dass ich mich in dich so
schnell verliebte?" fragte Robin, als wir endlich aufhörten zu lachen.
"Nein,
ich sang nur für dich. Die Musik war das Zaubermittel, mit dem ich dich für
mich gewonnen habe", antwortete ich lächelnd, aber meine Worte entsprachen
der Wahrheit. Wir schauten uns in die Augen, lange und ohne den Blick zu
senken.
"Komm
morgen mit mir nach London!" schlug Robin plötzlich vor und warf mich auf
das Bett nieder, so dass ich unter ihm lag und er beugte sich zu mir mit einem
einladenden Kuss. Dabei entzog er mir neckisch seine Zunge, als ich nach ihr
verlangte und fuhr mit verführerischer Stimme fort: "Wir können noch den
ganzen Sonntag und Montag zusammen verbringen, wie vor zwei Wochen".
"Oh
Robbie, ich kann diesmal nicht mitkommen", seufzte ich mit Bedauern und
kämpfte mit der Traurigkeit, die mich dabei überfiel.
"Wieso
nicht?" Robin küsste gerade meinen Hals, als er staunend den Kopf hochhob.
"Ich
muss in Bereitschaft sein, falls die andere Sängerin morgen plötzlich krank
wird, oder sich ein Bein bricht und ich für sie einspringen muss",
erklärte ich ihm diese frustrierende Situation. Ich würde liebend gerne wieder
mit ihm wegfliegen und in London zwei weitere Tage mit ihm verbringen.
"Oh,
fuck, daran habe ich nicht gedacht", rollte sich Robin enttäuscht von mir
runter und hielt meine Hand fest, als er sich neben mir hinlegte.
"So
ein shit!", fluchte er leise und bedauerte dieses Hindernis, das uns so
sehr im Wege stand. "Ich hätte diesmal nicht so viel Zeit für dich gehabt
wie beim letztem Mal, aber trotzdem könnten wir noch eine Weile zusammen sein."
"Ja,
es ist echt scheußlich, dass ich nicht weg kann. Wenn ich es früher gewusst
hätte, dass du planst hierher zu kommen, hätte ich rechtzeitig darauf
bestanden, dass ich ab heute nicht mehr zur Verfügung stehen muss. So
kurzfristig kann ich diese Abmachung aber nicht ändern", bedauerte ich
zutiefst diese unglücklichen Umstände, die gegen uns spielten.
"Was
soll's, wir dürfen deswegen nicht schlechte Laune kriegen und uns unsere Nacht
verderben. Genießen wir halt die Zeit, die wir jetzt haben", sagte Robin
schließlich.
"Darf
ich hier rauchen?", fragte er unerwartet und ich zog überrascht die
Augenbrauen hoch, als ich ihn
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