Bittersweet Moon
zu sein. Es ist so unwichtig, dass er morgen wegfliegt.
Was ist schon morgen im Vergleich mit jetzt? Durch ihn habe ich die ganze Welt
umarmt und das kann mir niemand wegnehmen. Morgen ist so weit von uns entfernt,
dass es nicht mal wert ist, daran zu denken. Jetzt sind wir glücklich miteinander
und das ist das Einzige, was zählt , redete ich mir zu. Der Mann im Mond
stimmte mir wohlwollend zu und langsam schloss ich die Augen. Ich werde nur
ein Stündchen schlafen , dachte ich und weg war ich.
Und
so kam es, dass Aschenputtel noch ihren dritten Abend kriegte.
Der
Prinz wird noch ungeduldiger darauf warten, sie endlich wieder in seine Arme
schließen zu können und er wird den ganzen Abend lang nur mit ihr tanzen. Das
Aschenputtel wird strahlend schön vom Glück und leicht wie eine Feder seinen
beschwingten Tanzschritten folgen und wenn die große Schicksalsuhr zwölf
schlagen wird, wird sie die Warnung der guten Fee vergessen und länger bleiben
als ihr gestattet wurde. Statt rechtzeitig nach Hause zu kommen, wird sie
zusehen müssen, wie ihr der Prinz nach dem letzten Tanz den Rücken kehren wird
und hinter dem Palasttor für immer zurückbleiben wird. Aber sein Bedauern wird
ihr Trost sein, seine Liebe, die er ihr für kurze Zeit geschenkt hat, wird sie
trotzdem zur Prinzessin machen, auch wenn sie ihr glitzerndes Kleid ablegen
wird und niemand in ihr die auserwählte Tänzerin erahnen wird. Und sie wird
sich ganz gewiss sein, dass er in seinem Palast noch lange an sie denken wird,
besonders in den langen Nächten, wenn sie beide schlaflos dem Vollmond ihre Geschichte
erzählen werden und der Mann im Mond ihr einziger Zuhörer sein wird.
Kurz vor
acht Uhr wachte ich auf. Robin lag neben mir auf dem Bauch und schlief noch.
Sein
Anblick verschlug mir den Atem, so seltsam, fantastisch und fast beängstigend
kam er mir in dieser frühen Stunde vor. Mein Gott, es ist der Rockstar Robin
S., der hier neben mir schläft, mein begehrtes Sexidol, mein Traummann !
Ich musste mich kurz hinsetzen, alles in meinem Kopf drehte sich, obwohl ich
keinen Kater verspürte. Mein Wahnsinnsglück durchflutete mich völlig, als ob
ich erst in diesem Augenblick verwirklicht hätte, was eigentlich mit mir in den
letzten zwei Nächten passierte. Robin schlief weiter und nur langsam beruhigte
ich mich wieder. Regungslos betrachtete ich ihn und lächelte dabei. Ja , es
ist Robin S., der in meinem Bett liegt, aber er ist echt und real, ein Mann aus
Fleisch und Blut! Die Bettdecke ließ seinen goldgebräunten Rücken frei, sie
bedeckte gerade noch die aufregende Wölbung seines sexy Hinterns und ich konnte
mir in aller Ruhe die Tätowierung auf seinem Rücken anschauen. Sie stellte
einen mythischen Pegasus dar, mit wild wehender Mähne und ausgebreiteten,
engelsgleichen Flügeln. Mit seiner blonden Haarpracht und mit seinem
muskulösen, aber schlanken Körper erinnerte mich Robin oft an edle Lipizzaner
aus meiner Heimat, die ich als junges Mädchen so leidenschaftlich bewundert
hatte. Daher passte die Tätowierung wunderbar, stellte ich fest, obwohl ich
sonst nicht besonders auf Tattoos stand.
Fast
meditativ beobachtete ich weiter sein schlafendes Gesicht und dabei empfand ich
eine unbeschreibliche Zuneigung für ihn. Seine Schönheit wirkte im Schlaf
zärtlich und jugendlich, trotz seiner männlichen Ausstrahlung. Einige lange
Haarsträhnen, die ihm verwuschelt ins Gesicht fielen und sein Profil bis zum
Mund bedeckten, bewegten sich sanft im Rhythmus seines Atems. Seine vollen, zum
Küssen geschaffenen Lippen waren ganz leicht geöffnet und sie weckten meinen
Wunsch, sie wieder auf meinem Körper zu spüren. Angetrieben von diesem
sinnlichen Bild stieg ich geräuschlos aus dem Bett und folgte meinem
unaufhaltbaren Bedürfnis, ein einziges Foto von ihm zu machen, um diesen
Augenblick zu fangen und wenigstens etwas spürbares von ihm behalten zu dürfen.
Ich holte mein Fotoapparat aus dem Flur und mit leicht zitternden Händen
drückte ich auf den Auslöser. Mir war es klar, dass er damit möglicherweise
nicht einverstanden wäre, aber es war schon zu spät. So wie er vor mir im Bett
lag, mit vollem Haar im Profil, war er für niemanden erkennbar, für mich aber
würde dieses Foto eine kostbare Erinnerung bleiben. Zum Glück erwachte er nicht
dabei und zufrieden versteckte ich wieder die Kamera im Schrank. Ich ließ ihn
noch weiter schlafen und ging ins Bad. Leise stieg in die Duschkabine und ließ
das warme Wasser über mich
Weitere Kostenlose Bücher