Bittersweet Moon
vorhatte.
"Gut,
wir reden später darüber", nickte ich gefügig mit meinem Gesicht auf
seiner Schulter. "Komm jetzt, wir essen schnell eine Kleinigkeit, bevor du
los musst", schlug ich versöhnlich vor und nach ein paar Küssen kehrte
wieder die wohlige, sorglose Atmosphäre von vorher zurück. Erleichtert gingen
wir zusammen in die Küche und frühstückten an meinem Tisch. Ich betrachtete
Robin, wie er den ungesüßten Kaffee aus der Tasse mit Sonnenblumenmuster trank
und in den einfachen Buttertoast biss. Mein heimlicher Liebhaber, der berühmte
Rocker Robin S., der nach einer gemeinsamen heißen Liebesnacht an meinem
hellblauen Ikea-Küchentisch saß und mit mir frühstückte! Das fand ich so irre
und unwahrscheinlich, dass ich kopfschüttelnd lächeln musste.
"Wieso
lächelst du so?" fragte er mit vollem Mund.
"Ich
muss nur daran denken, wie verrückt das alles ist mit uns. Wie in einem Film.
Fast unglaubwürdig."
"Das
Leben ist manchmal unwahrscheinlicher als die ausgedachten Geschichten",
erwiderte Robin. "Vor achtundvierzig Stunden hätte ich nur mit dem Kopf
geschüttelt, wenn jemand mir prophezeit hätte, dass ich dich hier treffen und
mich in dich verlieben würde. Ich dachte, ich habe meine festen Prinzipien und
außerdem bin ich völlig zufrieden mit meinem Leben. Wie schnell sich das ändern
kann."
"Ja,
das Leben ist so unvorhersehbar", stimmte ich ihm zu. Robin hörte auf zu
essen und fuhr sich mit der Hand nachdenklich durch das Haar: "Wir erwarten
immer, dass irgendwelche großen Wunder passieren, die unser Leben schlagartig
verändern, aber wahre Wunder sind eher unspektakulär und kommen, wenn wir nicht
mal im geringsten auf sie hoffen. Ich musste vorgestern nur in der Hotelbar
vorbeischauen, weil ich noch ein Bier vor dem Schlafen trinken wollte und da
hast du meinen Weg gekreuzt." Seine Augen strahlten mich an, während er
eine kleine Bedenkpause machte. "Wenn ich nur eine Stunde früher gekommen
wäre oder eine Stunde später, hätten wir uns nicht getroffen. Ist das nicht
erstaunlich?" Ich nickte nur und er fuhr fort. "Eine einzige
verfrühte oder verspätete Stunde und wir würden jetzt nicht hier gemeinsam
sitzen, all das, was zwischen uns passiert ist, hätte nicht stattgefunden und
wir würden unsere Chance, die wir kriegten, nicht nutzen können."
"Ich
nenne das Schicksal", sagte ich schlicht und küsste zärtlich seine Hand,
die er mir auf die Wange legte.
"Wahrscheinlich
ist das das passendste Wort dafür", lächelte er, "und ich bin
dankbar, dass wir uns nicht verpasst haben", ergänzte er sich mit ernster
Stimme, dass ich vor Rührung feuchte Augen kriegte.
"Ich
auch", meinte ich mit meinem ganzen Herzen und bedankte mich in meinem
Geist bei allen Göttern, die uns zusammengeführt hatten. Robin schaute auf
seine Uhr. "Es ist schon um halb Zehn, ich sollte langsam ins Hotel
fahren, ehe Joe nach mir sucht. Bestellst du mir bitte ein Taxi?"
"Klar,
mache ich gleich." Ich stand auf und rief bei der Taxizentrale an. Robin
verschwand währenddessen kurz im Flur und kam zurück, als ich den Hörer
auflegte.
"In
fünf Minuten wartet ein Auto unten vor der Tür."
"Danke.
Hör zu, Diana, ich muss dir noch was geben." Er zog einige Geldscheine aus
seinem Portmonee, das er in der Hand hielt. "Ich möchte, dass du damit deine
Flugkarte bezahlst und später das Hotelzimmer." Er reichte mir das Geld
und die Situation, die dabei entstand, war uns beiden unangenehm, so dass wir
uns nur zögernd anschauten.
"Ich
weiß, wie blöd es aussieht, wenn ich dir das Geld gebe. Ich bezahle dich nicht
etwa für deine Begleitung, ich lade dich nur ein und es ist besser, wenn ich es
nicht persönlich an Ort und Stelle tue." Robin versuchte sachlich zu
klingen und es mir damit leichter zu machen.
"Ich
weiß Robin, du musst es mir nicht erklären. Machen wir es kurz", sagte ich
schließlich und nahm schnell die Scheine. Es war viel Geld, bestimmt wird
noch was übrig bleiben , wenn ich alles bezahlt habe , dachte ich, als
ich unauffällig einen Blick darauf warf.
"Den
Rest musst du mir nicht zurückgeben, kauf dir etwas als Erinnerung an diesen
Tag", sagte er meine Gedanken erratend.
"Danke",
erwiderte ich nur kurz und steckte das Geld hastig in meine Geldbörse, die auf
dem Küchenschrank lag. Für einen Augenblick fühlte ich mich tatsächlich wie
eine bezahlte
Geliebte,
obwohl das eigentlich absurd war. Die bevorstehende Reise war für meine
Verhältnisse viel zu teuer und es war nur logisch, dass
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