Bittersweet Moon
Robin sie selber
bezahlen wollte. Plötzlich wurde mir bewusst, was für Unterschiede zwischen uns
lagen. Noch nie war ich in der ersten Klasse geflogen und hatte in einem
Luxushotel geschlafen, wie er das immer tat. Aber warum sollte ich mir deswegen
den Kopf zerbrechen? Für seine Verhältnisse war die Summe, die er mir gerade
gegeben hatte, wie eine Einladung auf ein Abendessen im Vergleich mit
"normalen" Männern, mit denen ich bis dahin zu tun hatte und nicht
mehr. Also musste ich dabei wirklich keine komischen Gefühle hegen. Am
besten vergisst du gleich das Geld , befahl ich mir lieber und räumte meine
leere Kaffeetasse in die Spüle. Robin trank noch im Stehen den Rest aus seiner
Tasse aus und folgte meinem Beispiel. Im Flur schaute ich ihm zu, wie er seinen
Mantel anzog und in die Stiefel schlüpfte. Ich trug immer noch meinen
Bademantel, und mein Haar war nur halb trocken. Auch ich müsste mich beeilen,
stellte ich fest.
"So,
ich bin fertig." Er näherte sich mir und umarmte mich zärtlich. Dabei
bedeckte mir sein Haar das Gesicht und ich atmete den angenehmen Duft tief ein.
"Weißt
du, dass du ohne Make-up auch sehr hübsch bist?" Robin entfernte sich ein
wenig, um mich lächelnd besser anschauen zu können. Verlegen lächelte ich
zurück und fand diese Bemerkung unheimlich süß.
"Ich
freue mich jetzt schon, dich im Flugzeug wieder zu sehen", streichelte
mich seine sanfte Stimme und wir küssten uns innig.
"Und
ich vermisse dich jetzt schon", flüsterte ich.
"Ich
danke dir für diese unvergessliche Nacht", flüsterte er zurück und umarmte
mich fester. Nur zögernd lösten wir uns voneinander. Wir sehen uns ja in gut
zwei Stunden wieder , tröstete ich mich, als mir bei diesem kleinen Abschied
fast die Tränen in die Augen schossen.
"Bye
bye Baby, bis nachher", küsste er mich noch einmal und griff nach dem Hut.
Er schob ihn sich tief ins Gesicht und ich öffnete ihm die Tür. Mit zügigen
Schritten lief er herunter und schaute noch mal hinauf zu mir, warf mir eins
seiner Robin-Lächeln zu und dann verschwand er aus meiner Sicht. Unten im
Hausflur hörte ich noch seine lauten Stiefel hallen, ehe die Eingangstür mit
stumpfem Knall zufiel und die noch verschlafene Sonntagsstille wieder ins Haus
zurückkehrte.
Ziemlich
abwesend ging ich in das Wohnzimmer und setzte mich auf die Couch. Ich rieb mir
die Schläfen und versuchte mich etwas zu konzentrieren.
Nach
dieser Ausnahmenacht fiel es mir wirklich nicht leicht, den Überblick für die
verbliebenen, alltäglichen Sachen beizubehalten. Ich sollte einige Sachen für
die Reise packen. Den Regisseur anrufen und ihm sagen, dass ich am nächstem Tag
nicht zu Probe kommen würde. Mich endlich bei Tom melden. Am besten fange
ich gleich an zu telefonieren , seufzte ich etwas überfordert und griff nach
dem Telefon . Als Erstes rief ich meinen Regieprofessor an.
"Bergmann
hier", meldete sich seine sonore Bassstimme.
"Morgen
Herr Bergmann, ich bin's, Diana."
"Hallo
Diana, du bist schon wach?", wunderte er sich über meinen frühen Anruf am
Sonntag Morgen.
"Ja,
ich habe leider schlechte Nachrichten. Morgen kann ich nicht zur Probe kommen,
weil ich mit einer Erkältung kämpfe und lieber einen Tag zu Hause bleiben
möchte. Seit gestern Abend habe ich Halsschmerzen und ich möchte nicht
riskieren, dass daraus was ernstes entsteht." Ich entwickle mich zur
einer üblen Notlügnerin , stellte ich fest.
"Verstehe.
Du bist nicht die einzige erkältete Sängerin zur Zeit. Versuch dich auszukurieren
und ruf mich am Dienstag Abend an, wenn du denkst, dass du am Mittwoch schon
fit bist. Es ist mir lieber, du schonst dich jetzt und dafür bist du kurz vor
der Premiere wieder richtig gesund. Ich habe ja mit anderen Sängern noch genug
zu tun. Du brauchst eigentlich nur noch ein, zwei Durchläufe, wir haben sonst
alle Szenen ausreichend geprobt. Mach dir keine Sorgen und schone die Stimme,
ja?"
Er war
so nett und freundlich, dass ich mich zutiefst für meine Unehrlichkeit schämte.
Aber er wäre ganz bestimmt nicht so verständnisvoll, wenn ich ihm die Wahrheit
gesagt und um eine Erlaubnis für die Reise gebeten hätte.
"Mach
ich, Herr Bergmann. Dann bis Dienstag Abend."
"Ja,
bis denn. Und gute Besserung. Ciao."
"Danke.
Tschüss." Ich fühlte ich mich erleichtert, als er auflegte. Es fiel mir
nämlich nicht leicht, das schlechte Gewissen in mir still zu halten. Jetzt
muss ich nur noch Tom anrufen, sonst wird er zu sauer auf mich . Ich wählte
seine Nummer und zum
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