Bittersweet Moon
für mich, wenn ich ihnen diese Erwartungen
erfülle. Es hat keinerlei Bedeutung gehabt, glaube mir."
"Du
musst mir nichts erklären, ist schon in Ordnung, ich verstehe das gut",
versicherte ich ihm und es tat mir wahnsinnig gut, dass er sich Gedanken um
mich machte. Er füllte mein Glas mit dem Sekt aus der kleinen Flasche auf und
wir stießen an.
"Auf
uns", sagte er. "Auf uns", wiederholte ich. Gibt es so was
wie "uns"? War das nur eine Phrase oder hatten die Worte eine
tiefere Bedeutung? Seufzend verbarg ich schnell mein Gesicht hinter dem
Glas.Es war schon höchste Zeit aufzuhörenjeden Satz von ihm,
der mir zweideutig erschien, analysieren zu wollen! Der Sekt stieg mir weiter
in den Kopf, es war noch ungewohnt früh für mich zu trinken. Nicht aber für die
Männer, die bald nach neuen Bierflaschen verlangten und immer lauter wurden.
Nur Robin hielt sich mit seinem Alkoholkonsum zurück und ich entschied mich,
seinem Beispiel zu folgen. Nach dem kleinen Mittagessen, das für mich aus
Salat, Gemüse-Bratling und Reis bestand, genossen wir noch gemeinsam leckeres
Tiramisu als Nachtisch. Robin holte nach dem Essen einen Zettel aus seiner
Hosentasche und reichte ihn mir. "Das ist die Adresse von dem Hotel, wo
wir uns treffen. Ich habe dir heute morgen ein Zimmer reserviert, auf dem
gleichen Stockwerk wo auch meine Suite sich befindet. So werden wir uns ganz
nah sein, für die heimlichen Besuche", huschte ein spitzbübisches Lächeln
über sein Gesicht.
"Wenn
wir landen, werden wir den Flughafen getrennt verlassen. Auf mich wird ein
Chauffeur von der Filmfirma warten, der mich ins Hotel bringt, wo ich den Mann
treffe. Du fährst mit dem Taxi ins Hotel und wartest auf meinen Anruf. Ich
nehme an, das Gespräch wird nicht länger als eine Stunde dauern. Dann gehöre
ich nur dir", sagte er noch mit der Stimme, die mir verriet, dass er sich
auch auf die ungestörte Zeit mit mir freute. Nur mit Mühe beherrschte ich mich,
um ihn nicht zu küssen. Robin musste das gleiche fühlen, er schaute sich kurz
um und schnell beugte er sich zu mir und gab mir einen zärtlichen Kuss. Lautes
Gegröle riss uns aus unserer romantischen Stimmung. Jason parodierte auf der
Luftgitarre gerade einen seiner Kollegen und das tat er so gut, dass wir gleich
mitlachen mussten, als wir den Parodierten erkannten. Andy und Bruce feuerten
ihn begeistert an und verlangten nach weiteren Parodien.
"Er
kann einfach nicht still sitzen, er macht immer solche Shows, wenn wir
fliegen", schüttelte Robin lächelnd mit dem Kopf.
"Er
ist aber gut, ich habe den Gitarristen gleich erkannt", lobte ich Jason.
"Ja,
er ist gut, aber wenn du die Parodien schon zigmal gesehen hast, sind sie nicht
mehr lustig. Wir verbringen so viel Zeit miteinander, dass wir uns schon in-
und auswendig kennen."
"Was
macht ihr, wenn ihr wieder zu Hause seid?" Das wollte ich ihn schon lange
fragen und ich nutzte die günstige Gelegenheit aus.
"Gleich
nach Neujahr gehen wir ins Studio und nehmen ein neues Album auf. Wir haben
schon einige Songs fertig und ich habe mehrere Ideen für weitere. Ich freue
mich sehr darauf, ich genieße es am meisten, wenn eine neue Platte entsteht.
Wenn alles nach Plan verläuft, wird sie im Frühjahr erscheinen. Dann reisen wir
wieder durch Europa und machen eine kleine Promotion-Tour. Eine richtige
Konzerttour ist für den Herbst geplant. Wenn sich mit dem Film was ergibt,
werde ich wahrscheinlich im Sommer drehen, aber das steht noch nicht fest.
"Wow,
ein straffes Programm. Hast du überhaupt freie Zeit?", staunte ich
beeindruckt.
"Naja,
es gibt immer ein paar freie Tage, die ich mir zwischendurch nehme, und
Weihnachten steht vor der Tür. Ich bin eben ein Workaholic, dazu bekenne ich
mich. Ich kann nicht länger als zwei Wochen Urlaub machen, mir fehlt sofort
etwas, ich muss in Bewegung bleiben. Aber bestimmt werde ich nicht immer so
weiter machen, ich will nicht wie einige Bands enden, die als Rockopas
herumturnen und auf Golden Oldies Nostalgie-Events auftreten. Das will ich mir
und meinen Fans nicht antun, ich möchte aufhören, bevor ich merke, dass ich in
meiner engen Lederhose lächerlich aussehe und dass wir uns musikalisch nur noch
wiederholen, ohne was neues zu sagen. Ich denke, wir machen noch höchstens zehn
Jahre weiter und dann suche ich mir eben eine neue Beschäftigung", zuckte
er ungerührt mit den Schultern.
"Du
wirst auch in zwanzig Jahren super scharf in deinen Lederhosen aussehen",
versicherte ich ihm
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