Bittersweet Moon
eingerichtet,
von den Tapeten mit rosa Rosenmuster über den dicken Teppichboden, die
Polstermöbel, bis zu dem großen Bett mit einem Baldachin, das genau wie die Wände
und der Polsterstoff mit einem zarten Rosenmuster in rosa Tönen bestickt war.
Es war eindeutig ein Frauenzimmer, so romantisch und sinnlich wie das ganze
Zimmer auf mich wirkte. Die Holzmöbel im antiken Stil waren weiß lackiert und
an den Wänden hingen hübsche kleine Blumenbilder. Der Page stellte meine Tasche
neben dem Bett ab und befreite das riesengroße Fenster von der schweren,
hellgelben Gardine mit Rosenstickereien, die die ganze Wand verdeckte. Das
Zimmer wurde plötzlich vom Sonnenlicht überflutet und begeistert trat ich
näher. Der Ausblick, der sich mir dabei anbot, war atemberaubend. Ein
großartiger Park mit vielen alten Bäumen lag vor mir und hinter ihm floss träge
der breite Fluss. Wie schön musste der Blick erst im Sommer sein, wenn der
ganze Park grün und üppig blühend ist, seufzte ich. In meinen Gedanken sah
ich ihn so klar, dass ich fast den Duft der edlen Rosen in den Blumenbeeten
vernahm, die jetzt in ihrem Winterschlaf schlummerten. Vor lauter Freude über
mein Zimmer konnte ich mich nicht länger beherrschen und ich warf mich fröhlich
auf mein weiches Bett. Dem Pagen huschte dabei ein kurzes Lächeln über sein
todernstes Gesicht und ich riss mich wieder zusammen. Ich benehme mich nicht
gerade ladylike , stimmt's? , grinste ich innerlich. Offensichtlich
wartete der Junge auf das Trinkgeld, fiel mir schließlich ein und ich sprang
schnell hoch um in meinem Geldbeutel nach einem etwas kleineren Schein zu
suchen. Endlich drückte ich ihm das Geld in die Hand, er bedankte sich höflich,
übergab mir den Schlüssel und verließ mein Zimmer.
Ich
schaute mich weiter um. Eine kleinere, tapezierte Tür führte mich ins
Badezimmer, das sowohl eine antike Badewanne hatte, wie auch eine moderne
Duschkabine mit mehreren Düsen und Brausen, die mir ein besonderes Wasservergnügen
versprachen. Auch das Bad war in vanillefarbenen Tönen gehalten, von den Wänden
bis zu den Kacheln und den Handtüchern mit dem flauschigen Bademantel. Ich
freute mich noch mehr, als ich die bereitgestellten Kosmetikartikel von
Crabtree & Evelyn entdeckte - Duschgel, Seife, Badeperlen, Creme -
natürlich alles nach Vanille und Rosen duftend, und in niedlichen kleinen
Päckchen und Fläschchen gehalten. Im Zimmer setzte ich mich schließlich in den
großen Sessel und versank tief in das weiche Polster. Auf dem kleinen Tisch
stand eine Vase mit gelben und rosafarbenen Rosen, die einen betörenden Duft
verströmten. Sind etwa alle Zimmer im Hotel so altmodisch romantisch und
feminin, oder hat Robin extra für mich dieses Zimmer ausgesucht ? Ich neigte
mich zu den Rosen, um noch mal aus der Nähe ihren Duft zu genießen, als mir
plötzlich ein kleines Briefchen auffiel, das in dem Rosenstrauß steckte.
Gespannt öffnete ich es und las die Nachricht: "Hoffentlich gefällt dir
das Zimmer für kleine Prinzessinnen. Bis bald, R." Ach, Robin, er wusste
ganz genau, wie sehr mir dieses Zimmer gefallen würde! Er hatte es extra für
mich ausgesucht! Natürlich nicht persönlich, aber die Idee kam von ihm. Es
wurde mir ganz warm ums Herz von dieser liebevollen Aufmerksamkeit und er fehlte
mir entsetzlich in diesem Augenblick. Ich schaute auf die kleine Uhr auf dem
Nachttisch neben dem Bett - sie zeigte erst halb zwei an! Durch die neue
Zeitzone hatten wir eine Stunde zusätzliche Zeit gewonnen und unser langer Tag
wurde auf diese Weise noch länger. Darauf musste ich trinken. Aus der gut
sortierten Minibar holte ich mir ein Fläschchen Baccardi und machte mir einen
kleinen Cocktail mit Cola. Während ich trank und meinem Spiegelbild im ovalen
Spiegel neben dem Frisiertisch zuprostete, meldete sich mein Magen vor Hunger.
Ich blätterte das kleine Info-Büchlein durch und suchte mir ein Restaurant aus.
Meinen Mantel hatte ich immer noch an und ohne weitere Zeit zu verlieren,
schloss ich die Tür ab und begab mich zu den Fahrstühlen. Das kleinere
Restaurant im Hotel befand sich in der ersten Etage und ich setzte mich an
einen leeren Tisch am Fenster. Von da aus konnte ich gut das bunte Treiben auf
der Straße beobachten, das durch die schallisolierten Fensterscheiben fast
geräuschlos erschien und mir wie eine Szene aus einem Stummfilm vorkam. Wo
Robin sich mit dem Filmboss traf, wusste ich nicht und so war es mir auch nicht
bekannt, ob er schon im Hotel war.
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