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Bittersweet Moon

Bittersweet Moon

Titel: Bittersweet Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Belin
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ich bisher
gesehen hatte und wenn ich Zeit und Muße gehabt hätte, hätte ich einen
Spaziergang unternommen. So wechselte ich aber schnell die Geldscheine von
Robin und begab mich zu dem nächsten Ausgang. In freudvoller Erwartung, die
mich wie ein kuscheliger Pelzmantel wärmte, stieg ich in das erste freie Taxi
ein und nannte dem Fahrer den Namen und die Adresse des Hotels. Der dritte Tag
verlief bisher so gut, dass er mir keinen Platz für die leisesten Zweifel an
der Richtigkeit meiner Entscheidung ließ. Und dabei sollte es auch bleiben,
entschied ich mich, als die grauen Wolken über uns langsam ihre Reiserichtung
änderten. Wie versprochen wichen sie den zurückhaltenden, wintermatten
Sonnenstrahlen endlich aus dem Weg.
     
    Nach gut
einer halben Stunde Taxifahrt stand ich plötzlich vor dem imposanten
Hotelgebäude, das noch an den Prunk und Glanz aus dem vergangenen Jahrhundert
erinnerte. Ein livrierter Portier öffnete mir die große, gläserne Eingangstür
und ich trat etwas eingeschüchtert ein. Ich befand mich in einem riesigen
Empfangssaal, beleuchtet mit herrlichen Kronleuchtern in einer Größe, die ich
sonst nur aus Opernhäusern kannte. Sofort merkte ich, dass ich noch nie zuvor
so ein Luxushotel betreten, geschweige denn darin geschlafen hatte. Mein Herz
schlug höher, als ich mich umsah und ich staunte wie ein kleines Mädchen. In
der Mitte des Raumes stand ein prächtiger, mindestens zehn Meter hoher
Weihnachtsbaum, dekoriert mit Hunderten von Lichtern und roten glitzernden
Kugeln. Ein goldener Engel, der an der Baumspitze saß, trompetete feierlich in
meine Richtung und am liebsten wäre ich ganz langsam einmal um den Baum
gegangen und hätte ihn von allen Seiten bewundert. Dicker, roter Teppich unter
meinen Füßen dämpfte jeden Schritt und leise, vorweihnachtliche Chormusik
begleitete mich, als ich mich bestens gelaunt zu der Rezeption bewegte. Eine
sorgfältig frisierte blonde Dame in bestem Alter empfing mich freundlich, aber
ihr prüfender Blick verriet mir, dass ich mit meiner Erscheinung nicht gerade
in das Stammkundenprofil passte. Ziemlich aufgeregt erklärte ich ihr, dass auf
meinen Namen ein Zimmer reserviert wurde. Sie überprüfte es gleich und ihr
Gesicht erstrahlte noch freundlicher, als sie mich tatsächlich als einen Gast
begrüßen konnte. Nach kürzester Zeit hatten wir die Formalitäten hinter uns und
schon stand ein junger Page vor mir. Er griff nach meiner Reisetasche und
forderte mich höflich auf ihm zu folgen, als die Dame ihm den Zimmerschlüssel
übergab. Wow, ich habe gerade in einem für mich unbezahlbaren Hotel
eingecheckt , frohlockte ich still, als ich mich hinter dem Pagen beeilte,
der ohne Zögern mit meiner Tasche im Arm um die Ecke bog. Er trug eine
dunkelrote Uniform mit einer komischen Mütze und er lief etwas steif vor mir,
als ob er meine prüfenden Blicke im Rücken spüren würde. Der Page führte mich
zu den Fahrstühlen, an den Tischen und riesigen Plüschsesseln vorbei, die so
gemütlich aussahen, dass ich mich gerne schnell reingeschmissen hätte, aber ich
musste jetzt meine vornehme Rolle spielen und mich wie eine Dame benehmen.
Dieser Gedanke amüsierte mich natürlich. Im Raum herrschte eine ziemliche
Stille und alle Geräusche waren wie gedämpft - die Musik aus unsichtbaren
Lautsprechern, das Gemurmel der Gäste, die sich an den Tischen leise
unterhielten, ein kleiner Wasserfall, der dezent von der Wand in ein kleines
Becken mit Goldfischen plätscherte, sogar die Dame an der Rezeption sprach mit
mir nur mit halblauter Stimme. Diese gedämpfte Atmosphäre im Hotel fühlte sich
für mich so an, als ob ich Watte in den Ohren hätte. Ich fand sie jedenfalls
irgendwie lustig, sie passte nicht ganz zu dem überschäumenden Zustand, der in
mir herrschte.
    Wir
fuhren ganz nach oben, bis zu dem vorletzten Stockwerk. Das versprach mir einen
tollen Ausblick über die Stadt, vermutete ich. Und wie recht ich hatte! Der
Page führte mich links von dem Fahrstuhl durch den breiten Gang entlang, an
dessen Wänden alte Ölgemälde mit düster wirkenden Portraits und altmodischen
Landschaften hingen und öffnete mir die große, liebevoll verzierte Zimmertür.
Ich trat in mein Zimmer ein und kam nicht aus dem Staunen heraus. Das Zimmer
war nicht besonders groß, aber dafür umso bezaubernder. Ein kleiner Vorraum mit
Garderobe führte mich in das Schlafzimmer, das mich sofort an ein Sahnebonbon
mit Vanillefüllung erinnerte. Das ganze Zimmer war pastellgelb

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