Bittersweet Moon
mehr. Seit heute morgen haben wir uns nicht mehr richtig angefasst ,
ging mir durch den Kopf. Es erschien mir schon wie eine Ewigkeit, seit wir uns
an meiner Wohnungstür voneinander lösten. Die Zeit in den letzten zwei Tagen
dehnte sich lang wie rosafarbene Zuckerwatte und verlängerte auf erstaunliche
Weise meine kurze Stanze mit Robin auf eine im langem Bogen erzählte
Liebesballade, die noch kein Ende in Sicht hatte. Während wir landeten, schaute
ich aus dem Fenster und freute mich auf die Stadt. Sie lag grau und
wolkenverhangen unter uns und ich konnte keine Spur von Schnee entdecken. Es
regnete leicht, obwohl die Wettervorhersage einen sonnigen Nachmittag
versprochen hatte. Das war mir egal, denn wir würden unsere Zimmer sicher nicht
verlassen. Ich bin nicht hier, um mir die Stadt anzusehen, und schlechtes
Wetter wird uns bestimmt nicht die Stimmung verderben , blickte ich
freudvoll zu Robin, der mir zuzwinkerte.
"Wenn
wir gelandet sind, werden wir uns trennen. Die Band und ich werden ganz am Ende
aussteigen, wenn alle andere Passagiere schon das Flugzeug verlassen haben. Du
gehst schon vor und wir sehen uns erst im Hotel wieder", erklärte er mir
den geplanten Ablauf.
"In
Ordnung Robin. Du wirst mir fehlen."
"Du
mir auch. Ich würde dich so gerne mitnehmen, aber ich weiß nicht, ob ich dem
Filmproduzenten Diskretion zutrauen kann. Wahrscheinlich nicht. Wir müssen
aushalten bis heute Nachmittag."
"Wir
schaffen das schon." Schon wieder stand ein kleiner Abschied vor uns und
verlangte Geduld und Verständnis von mir. Aber danach werden wir bis jetzt
den längsten Zeitabschnitt miteinander verbringen, ohne lästige
Unterbrechungen! , tröstete ich mich und vertrieb alle negativen Gedanken.
Nach
wenigen Minuten landeten wir sanft und sicher.
"So,
wir sind soweit." Robin tätschelte noch meine Hand, ehe er sich erhob und
mir Platz machte. Er reichte mir meinen Mantel und half mir beim Anziehen. Ich
wendete mich den Bandmitgliedern zu und verabschiedete mich endgültig von
ihnen. Tony und Jason umarmten mich und ich küsste beide auf die Wangen. Wir
wünschten uns gegenseitig Glück und alles Liebe und Tony meinte noch halb
ernst, halb scherzend dazu: "Vielleicht sehen wir uns ja bald!" Auch
bei den beiden hatte ich das Gefühl, wir kannten uns schon lange und waren mehr
als nur flüchtige Bekannte und ich merkte, wie ich sie in dieser kurzen Zeit
lieb gewonnen hatte. Am Ende verabschiedeten sich von mir noch Andy und Bruce
und ich drehte mich wieder zu Robin.
Die
anderen Passagiere verließen schon das Flugzeug und keine von den Stewardessen
befand sich im Raum. Ich lächelte ihn an und wollte gerade gehen, als Robin
mich an sich zog und mich zärtlich auf den Mund küsste. Es störte ihn nicht,
dass seine Bandkollegen zuschauten. Mich noch weniger. Ich genoss unseren
kurzen Kuss und winkte anschließend allen noch mal zu, bevor ich mich zu dem
Ausgang begab. Die beiden Stewardessen begleiteten mich wieder mit ihren
fragenden Blicken, die immer noch nach einer Erklärung suchten, nachdem sie
mich all zu freundlich verabschiedeten.
Draußen
auf der Treppe empfing mich kalter, feuchter Wind, der mit einigen unangenehmen
dicken Regentropfen vermischt war und schnellstens stieg ich in den Bus neben
dem Flugzeug ein.
Aus dem
Fenster bemerkte ich noch den zweiten, kleineren Bus, der gerade vor dem
Flugzeug anhielt und der bestimmt für Robin und seine Jungs bestellt worden
war. Ich konnte jedoch nicht weiter beobachten, wie sie aus dem Flugzeug
ausstiegen, unser Bus schloss die Türen und wir fuhren los. Was für ein
aufregendes Abenteuer! Gerade landete ich in einer fremden Stadt, ich werde
alleine in ein unbekanntes Hotel fahren und dort warten, dass mein berühmter
Liebhaber mich anruft und mich zu sich bestellt oder mir einen heißen Besuch in
unserem heimlichen Liebesnest abstattet ! Bei den Gedanken kam ich mir
leicht verrufen vor und die Rolle, die ich gerade spielte, bereitete mir
eindeutig Vergnügen. Sie ließ mich mein Verlangen nach Robin noch deutlicher
spüren und betonte noch stärker meine neu erwachte Weiblichkeit und
Sinnlichkeit. Beschwingt stieg ich aus dem Bus als wir ankamen und dem ersten
Polizisten, den ich vor dem Eingang traf, warf ich einen koketten Blick zu. Die
Flughafenformalitäten erledigte ich schneller als erwartet und schon stand ich
mit meiner Reisetasche in der Hand in der riesigen Empfangshalle und schaute
mich begeistert um. Dieser Flughafen war größer als alle, die
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