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Bitterzart

Bitterzart

Titel: Bitterzart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabrielle Zevin
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sieht Gable aber gar nicht ähnlich. Worüber wollte er denn reden?«, fragte Scarlet.
    » Scarlet! « Mahnend hob ich die Augenbraue. »Über das Ende. Und so. Ich erzähl’s dir später. Win will so was nicht hören.«
    Win zuckte mit den Achseln. »Mich stört das nicht.«
    »Ich will aber nicht darüber reden«, sagte ich und stand auf. »Außerdem muss ich jetzt meinen Thanksgiving-Fraß abholen, bevor er kalt wird.«

    Erst beim Fechten am nächsten Morgen sah ich Scarlet allein wieder.
    »Und, worüber hast du nun mit Gable gesprochen?«, flüsterte sie bei den Dehnübungen.
    »Über nichts«, zischte ich zurück. »Er wollte Schokolade. Das konnte ich in Wins Gegenwart nicht sagen.«
    »Gable ist so ein mieser Wicht!«, rief Scarlet. »Manchmal kann ich es echt nicht glauben!«
    »Ms. Barber«, mahnte Mr. Jarre. »Wir wollen leise sein beim Dehnen, nicht wahr?«
    »Entschuldigung, Mr. Jarre«, sagte Scarlet. »Mal im Ernst«, flüsterte sie mir zu. »Er ist doch einfach nur widerlich! Er hat heute Morgen übrigens wieder gefehlt.«
    »Warum?«, fragte ich.
    »Was weiß ich?«, gab sie zurück. »Ertränkt wahrscheinlich gerade Katzenbabys oder so.« Sie kicherte. »Warum sind die süßen Jungen immer so gestört?«
    »Win kommt mir nicht unbedingt gestört vor«, erwiderte ich, ohne nachzudenken.
    »Ach, ja? Du findest ihn also süß, ja? Wenigstens gibst du es jetzt zu.«
    Ich schüttelte den Kopf. Scarlet war unbelehrbar.
    »Es zuzugeben ist der erste Schritt, Annie.«

    Am Mittwochmorgen war ich im Kurs Rechtsmedizin II, als ich erfuhr, dass Gable Arsley im Krankenhaus lag.
    Chai Pinter, die sich immer in die Angelegenheiten anderer Leute einmischte, eilte extra zu meinem Labortisch, um es mir mitzuteilen. »Hast du schon das mit Gable gehört?«, fragte sie. Ich schüttelte den Kopf, und sie war natürlich hocherfreut, es mir zu erzählen. »Also, anscheinend wurde er am Montagmorgen krank, aber seine Eltern meinten, es wäre nichts Ernstes. Sie sagten bloß, er solle besser zu Hause bleiben. Am Dienstag hat er dann aber, keine Ahnung, den ganzen Tag gebrochen, da dachten sie, er hätte eine Magen-Darm-Grippe oder so. Als es Dienstagabend überhaupt nicht besser war, brachten sie ihn schließlich ins Krankenhaus. Und da ist er immer noch! Ryan Jenkins hat sogar gehört, dass er operiert worden sein soll!« Chai war völlig aus dem Häuschen angesichts der Möglichkeit, dass einer von unseren Mitschülern auf dem OP-Tisch liegen konnte. »Aber ich weiß nicht, ob das stimmt. Du weißt ja, wie gerne die Leute sich was ausdenken.«
    Allerdings.
    »Ich dachte, du weißt vielleicht mehr über Gables Zustand als ich, weil ihr beide so lange zusammen wart. Ist aber wohl nicht so«, sagte Chai fröhlich.
    Dr. Lau klatschte in die Hände, weil sie mit dem Unterricht beginnen wollte, und Chai kehrte an ihren Platz zurück.
    In der Stunde ging es um die unterschiedlichen Möglichkeiten, wie Krankheiten die Verwesung des Körpers beeinflussen konnten, aber ich hörte nicht so richtig zu. Es lag nicht daran, dass mir Gable besonders nahestand, dennoch war die Nachricht bestürzend. Und ich konnte nicht umhin, mich zu fragen, ob ich die Letzte gewesen war, die ihn am Sonntagabend gesehen hatte. Falls das zutraf, musste ich mich fragen, ob dieser Zufall mir später einmal irgendwelche Probleme bereiten würde. Oder sogar früher. Ich konnte mir nicht noch mehr Probleme leisten. Wahrscheinlich war ich paranoid, aber … Das Leben hatte mir gezeigt, dass kluge Menschen immer mit dem Schlimmsten rechneten. Auf diese Weise hatte man noch Zeit, sich etwas zu überlegen. Irgendwann flüsterte Win: »Alles in Ordnung?«
    Ich nickte, auch wenn es nicht stimmte. Am liebsten hätte ich Mr. Kipling angerufen. Auf der Stelle. Aber ich kam zu dem Schluss, dass es wohl keine gute Idee wäre, wenn die anderen sahen, dass ich wie von der Tarantel gestochen aus dem Labor lief, um meinen Anwalt anzurufen. Stattdessen setzte ich mich hin, faltete die Hände in meinem Schoß, schaute zu Dr. Lau auf und hörte kein einziges Wort von dem, was sie sagte.
    Win flüsterte: »Kann ich helfen?«
    Genervt schüttelte ich den Kopf. Was konnte er schon tun? Ich brauchte Ruhe und Zeit.
    Kaum hatte es geklingelt, marschierte ich schnurstracks zu den Telefonzellen vor dem Sekretariat. Ich musste Nana anrufen, und ich musste mit Mr. Kipling sprechen. Ich ging forsch, bemühte mich aber, nicht zu rennen.
    Noch bevor ich dort ankam, legte mir jemand die

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