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Bitterzart

Bitterzart

Titel: Bitterzart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gabrielle Zevin
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Hand auf die Schulter. Es war die Rektorin. »Anya«, sagte sie, »hier möchte jemand mit Ihnen sprechen.« Als ich mich umdrehte, war ich nicht sonderlich überrascht, drei Polizeibeamte hinter ihr stehen zu sehen. Sie trugen keine Uniform, aber ich konnte riechen, dass sie bei der Polizei waren.
    »Wie lange wird das dauern?«, fragte ich die Rektorin. »Ich schreibe gleich eine Englischarbeit. Beowulf .« Ich sah, wie meine Mitschüler weiter unten im Gang neugierig herüberschauten, und bemühte mich, sie zu ignorieren. Ich musste mich konzentrieren.
    »Machen Sie sich keine Sorgen deswegen. Ich werde dafür sorgen, dass Sie die Arbeit nachholen können«, sagte die Rektorin und legte mir die Hand auf den Rücken. »Meine Damen und Herren, verlegen wir das Gespräch in eine privatere Umgebung.«
    Auf dem kurzen Weg zum Büro überlegte ich, ob ich auf meinem Recht bestehen und mich einer Befragung ohne Anwesenheit meines Anwalts verweigern sollte. Denn ich hätte mich deutlich besser gefühlt, wenn Mr. Kipling anwesend gewesen wäre. Andererseits wusste ich auch, wie so was lief – wenn ich sein Beisein zu früh verlangte, könnte man das als Schuldeingeständnis werten. Auch wenn es mein gutes Recht war, Mr. Kipling anzufordern, könnten sie von mir verlangen, mich auf dem Revier statt in der Schule zu befragen. Das wäre mit Sicherheit schlimmer. Beruhige dich, Anya, sagte ich mir. Warte ab, was passiert.

    Es waren drei Kriminalbeamte – eine Dame und zwei Herren. Die Frau war Mitte dreißig und hatte kurzes blondes Kraushaar. (Trotz meiner misslichen Lage konnte ich mir den Gedanken nicht verkneifen, dass sie von ein paar Gutscheinen über Haarpflegeprodukte profitieren würde.) Sie stellte sich als Detective Frappe vor. Die beiden Männer ähnelten sich sehr (Kurzhaarschnitt, teigige Gesichter), aber der eine trug eine rote Krawatte (Detective Cranford), der andere eine schwarze (Detective Jones).
    Detective Frappe schien die Chefin zu sein, denn sie bestritt den Großteil der Unterhaltung. »Anya, Sie würden uns heute wirklich helfen, wenn Sie ein paar Fragen beantworteten.«
    Ich nickte.
    »Ich nehme an, dass Sie von Gable Arsley gehört haben«, sagte Frappe.
    Ich überlegte mir meine Antwort genau. »Es wurde über ihn geredet, aber ich weiß eigentlich nur, dass er nicht in der Schule ist«, sagte ich.
    »Er ist im Krankenhaus«, erklärte Frappe. »Er ist sehr krank. Er könnte sogar sterben. Deshalb ist es sehr wichtig, dass Sie uns alles erzählen.«
    Ich nickte. »Darf ich etwas fragen?«
    Frappe tauschte einen Blick mit Cranford. Er nickte langsam, vielleicht war er doch der Chef. »Ich sehe keinen Grund, der dagegenspricht«, sagte Frappe.
    »Was genau hat Gable?«, wollte ich wissen.
    Wieder tauschte Frappe einen Blick mit Cranford. Und wieder nickte Cranford. »Gable Arsley wurde vergiftet.«
    »Oh«, machte ich. »Armer Gable! Gütiger Gott.« Ich schüttelte den Kopf. »Entschuldigen Sie meine Ausdrucksweise. Es ist nur so ein großer Schock für mich.«
    »Wie geht es Ihnen damit?«, fragte Frappe.
    Ich war der Meinung, wenn ich den Kopf schüttelte, den Namen Gottes im Munde führte und von einem Schock sprach, würde das meine Gefühle eigentlich klar und deutlich zum Ausdruck bringen, aber nein … »Damit fühle ich mich natürlich schrecklich. Ich war bis vor kurzem mit ihm zusammen.«
    »Ja, das hat uns die Rektorin erzählt. Deshalb wollten wir ausdrücklich mit Ihnen sprechen, Anya.«
    »Aha.«
    »Hat er sich von Ihnen getrennt?«
    Falls ich es noch nicht erwähnt habe: Jones nahm das gesamte Gespräch auf, und ich wollte es nicht im Protokoll stehen haben, dass Gable Arsley mit mir Schluss gemacht hatte. »Nein«, sagte ich.
    »Sie haben sich von ihm getrennt?«
    »Man könnte sagen, wir kamen beide zu demselben Schluss«, bemerkte ich.
    »Möchten Sie das näher ausführen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Das ist ziemlich persönlich.«
    »Es ist wichtig, Anya.«
    »Die Sache ist, ich möchte es nicht so gerne in ihrer Anwesenheit sagen.« Ich schaute zur Rektorin hinüber. »Es ist, nun ja, ordinär«, fügte ich hinzu. »Und peinlich.«
    »Nur zu, Anya«, sagte die Rektorin. »Ich bilde mir keine Meinung.«
    »Gut.« Ich merkte, worauf diese Situation hinauslief. Da ich noch nicht genug über Gables Vergiftung sagen konnte und nicht wusste, ob ich damit zu tun hatte oder nicht, mochte es schlimmer für mich sein, wenn ich jetzt schon anfing, Informationen zu unterschlagen oder

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