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Bizarre Beziehungen - V 1.0

Bizarre Beziehungen - V 1.0

Titel: Bizarre Beziehungen - V 1.0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Sie hatten das kalte Fleisch hinuntergeschlungen, und Clive hatte anschließend festgestellt, daß ihm das magere Mahl zwar ein wenig zusätzliche Kraft zum Überleben verschafft, daß es zugleich jedoch den nachlassenden Appetit und die Hungerqualen aufgepeitscht hatte.
    Das Verlangen nach Wasser konnten sie leichter stillen. Chang Guafe hatte darauf hingewiesen, daß er in der Lage sei, das aufgewühlte Salzwasser zu Trinkwasser zu destillieren, aber statt dieses Risiko einzugehen, hatten die Gefährten Eisblöcke ins Boot geschafft, ehe sie die Scholle verlassen hatten. Wenn der Durst es erforderte, konnte Chang Guafe jetzt kleine Splitter für die drei abschneiden. Die langsam im Mund zerschmelzenden Eisstücke löschten den Durst.
    »Du stirbst«, wiederholte das Ungeheuer über Clive Folliot. »Ich schere mich nicht im geringsten darum, ob du verhungerst, Insekt. Aber Chang Guafe legt Wert auf deine weitere Existenz. Und zwar aus mir unverständlichen Gründen. Und um seinetwillen will ich versuchen, dich am Leben zu erhalten.«
    »Ich sterbe nicht«, entgegnete Clive ärgerlich. Er richtete sich auf und bemerkte voller Entsetzen, daß das Ungeheuer recht hatte. Es wäre nur zu einfach gewesen, in eine Kälte- und Hunger-Trance zu verfallen und ganz sanft vom Leben in den Tod zu wechseln, wobei er den Übergang selbst kaum bemerken würde.
    Das Ungeheuer packte ihn bei den Schultern und rüttelte ihn. »Stirb nicht, Folliot!« brüllte es. Es holte mit einer massigen totenbleichen Hand aus und schlug Clive mit der offenen Handfläche ins Gesicht. Der Kopf klingelte ihm bei dem Schlag. Die Beschämung, von diesem untermenschlichen Geschöpf so behandelt worden zu sein, trieb ihm das Blut in die Wangen.
    »Laß mich runter!« befahl er.
    »Du magst dich hinsetzen, aber deine Augen werden geöffnet bleiben und du wirst dich regelmäßig bewegen,
    Insekt. Oder ich verpasse dir eine Abreibung, daß der Schlag gerade eben wie eine Liebkosung eines Liebenden war!« Ein hämisches Grinsen glitt dem Ungeheuer übers Gesicht, und es ließ Clive los.
    Clive brach auf dem Boden des Boots zusammen. Er zog sich auf eine der schmalen Bänke und rieb sich mit beiden Händen die Wangen. Eine frische Brise trieb das Boot voran und drückte auf das Segel aus Eis. Chang Guafe saß im Heck, ein Auge auf den rohen Kompaß gerichtet, den er hergestellt hatte, und er steuerte die Victoria mit dem Eisruder.
    Es hatte wie eine gute Idee ausgesehen. Clive hatte halb erwartet, daß sie innerhalb weniger Stunden nach dem Hissen des Segels Land erreichen würden ... und wenn doch nicht in Stunden, so doch sicherlich am ersten oder zweiten Tag.
    Aber sie segelten weiter und immer weiter, und in jede Richtung erstreckte sich lediglich dunkles Wasser.
    Clive hielt die Augen auf einen Punkt am fernen Horizont gerichtet, einen Punkt, der vor dem feststehenden Boot auf- und niederzutanzen schien, selbst als ihm aufging, daß es die Eigenbewegung des Boots war, die den Eindruck eines sich bewegenden Horizonts hervorrief.
    Er benutzte diesen Punkt am Horizont, um seine Gedanken zu sammeln, und versuchte, sich in einen mentalen Zustand zu versetzen, der es ihm gestattete, mit seinem Freund George du Maurier in Verbindung zu treten, der weit weg in Sicherheit Londons als Karikaturist und Kritiker für das PwMch-Magazin arbeitete. Es war auf ironische Weise erheiternd, daß du Maurier damals in London seinen Glauben an die Möglichkeit des Lebens auf anderen Planeten, an die direkte Verbindung und die Errichtung unsichtbarer mentaler Bande allein durch die schiere Kraft des Willens und dergleichen mystische Zeugs kundgetan hatte.
    Im Gegenzug hatte Clive Folliot über du Mauriers
    Theorien nur gespöttelt. Folliot war ein vernünftiger Materialist gewesen, den die Vorfälle vor kurzem jedoch davon überzeugt hatten, daß es Welten innerhalb von Welten, Wirklichkeiten jenseits von Wirklichkeiten gab, und der Skeptiker Clive mit seinem Spott äußerte die exotischsten Gedanken über die auf ihn zukommenden Gefahren.
    Mehrere Male hatte er gespürt, daß er tatsächlich in mentaler Verbindung mit du Maurier gestanden hatte
    -oder daß er wenigstens auf dem Weg war, einen derartigen Kontakt herzustellen. Wenn er den Karikaturisten nur erreichen könnte, könnte er du Maurier darum bitten, ein Wort mit Clives Herausgeber zu sprechen, Maurice Carstairs vom Illustrated Recorder and Dispatch; zugleich auch mit seiner Geliebten, Miß Annabella Leighton vom

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