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Bizarre Beziehungen - V 1.0

Bizarre Beziehungen - V 1.0

Titel: Bizarre Beziehungen - V 1.0 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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kopfsteingepflasterte Allee. Eine Horde Katzen, die über einen Müllhaufen stakte, fauchte kämpferisch und machte schließlich den geschwungenen Stöcken der beiden Männer Platz.
    »Werden wir einen Hansom nehmen, Sergeant?« fragte Clive, als sie den Bürgersteig erreichten.
    »Herzog Splitovsky, bitte, Sör!«
    Clive grinste. »Entschuldigen Sie bitte, Euer Exzellenz! Und Sie dürfen mich«, - er dachte einen Augenblick lang nach -, »Monsieur Terremonde nennen.«
    »Ist nur ein kurzer Weg, M'sieur. Gehen wir lieber zu Fuß!«
    Horace Hamilton Smythe - Herzog Splitovsky - den Arm unter den des Gefährten gleiten und führte ihn aus der Mündung der Allee hinaus in das geschäftige Treiben eines Londoner Spätnachmittags. Als sie in die vorübereilende Menge traten, zog sich ein gutgekleidetes Paar zurück, warf ihnen feindselige Blicke zu und tauschte hinter den vorgehaltenen Händen Worte aus.
    Splitovsky führte Terremonde durch die grauen Straßen. Von der Themse her hatte sich bereits ein Nebel erhoben, und die Luft war düster und kalt. Die verschwommene Sonne war nichts weiter als eine milchige Scheibe im graubraunen Himmel. Kutschen, Postkutschen, Broughams (* Geschlossene vierrädrige und zweisitzige Kutsche. - Anm. d. Übers. ) und Hansoms bevölkerten die Straßen; das Holz quietschte, und die eisernen Räder knirschten auf den Pflastersteinen.
    An einer belebten Kreuzung wedelte ein Bobby in der eleganten Uniform und dem kupferroten Helm der städtischen Polizei hektisch mit den Händen und versuchte, den heranströmenden Verkehr in Ordnung zu bringen. Als Splitovsky und Terremonde an ihm vorübergingen, salutierte der Bobby. Splitovsky und Terremonde erwiderten diese Geste mit fast militärischer Präzision, indem sie die Spazierstöcke zur Krempe der seidenen Hüte hoben.
    Überraschend plötzlich änderte die Umgebung ihren Charakter. Was ein geschäftiger Stadtteil mit ordentlichen Büros und hübschen Geschäften gewesen war, wich nun einem schmutzigen Viertel mit billigen Pensionen, Vorratsschuppen, Getreidespeichern und Spelunken. Zu einer der letzteren führte der Herzog Splitovsky den Monsieur Terremonde.
    »Sind Sie sich sicher?« wollte Terremonde wissen. Aber ehe Splitovsky etwas entgegnen konnte, rief der andere aus: »Ich kenne diesen Ort! Nun, das ist die Kneipe, wo sich mir die beiden Frauen anschlossen - wo sich der Barkeeper befand ...«
    »Sprechen Sie's nicht aus!« zischte Splitovsky.
    Clive/Terremonde hielt den Mund.
    Die schwere Tür schwang hinter den beiden Männern zu. Terremonde stand nur da und schaute sich um, während Splitovsky an ihm vorbei zu der langen hölzernen Theke ging, wo ein Barkeeper mit Schürze lüm-melte, der in eine Unterhaltung mit einer Frau vertieft war. Diese Frau hatte Terremonde nie zuvor gesehen, aber sie war von dem Typus, womit er kürzlich eine schmerzliche Bekanntschaft gemacht hatte.
    Splitovsky schlug mit dem Spazierstock auf die hölzerne Theke. »Bedienung bitte, Sir!« Er sprach mit hartem Akzent.
    Folliot/Terremonde spähte durch einen Nebel aus Tabakrauch, Ausdünstungen destillierten Alkohols, Rosenöl, Moschus, abgestandenem Schweiß und Londoner Smog. Der Barkeeper hatte hochgeblickt und unterhielt sich jetzt mit Smythe/Splitovsky.
    Konnte Terremonde den eigenen Augen trauen? Er rieb sie sich mit den Fingerknöcheln, die in grauen Handschuhen steckten. Er bahnte sich mit dem Spazierstock einen Weg durch die dichtgedrängte Stammkundschaft der Kneipe.
    »Horace!«
    Kaum war Terremonde der Ausruf über die Lippen gekommen, da wurde ihm auch schon klar, daß er möglicherweise einen gefährlichen Faux-pas begangen hatte. Er wußte nicht, wer die Stammgäste der Spelunke waren und zu wem sie gehörten, aber nach seiner ersten Begegnung mit,den beiden lockeren Damen, deren rüpelhaften Verbündeten und dem undurchsichtigen Barkeeper und >Besitzer< des Etablissements fürchtete er, daß allein das Nennen von Graf Splitovskys wirklichem Namen den Mann in Gefahr bringen könnte.
    Aber im Lärm und Gewimmel der Kneipe gingen Ter-remondes Worte unter.
    Splitovskys Hand war zwischen zwei bulligen Typen hervorgeschossen, hatte Terremonde beim Ellbogen gepackt und ihn zur Theke gezogen. Terremonde schoß erst Splitovsky und dann dem unheimlich vertraut aussehenden Barkeeper einen Blick zu. »Wer bist du, Mann?« zischte Terremonde.
    »Smith, Sir.«
    »Das ist Smith mit einem i und nicht mit ye«, warf Graf Splitovsky ein.
    »Das stimmt, Milord.«

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