Bizarre Beziehungen - V 1.0
Wenn Neville ihr Großvater war, dann waren Dreiviertel ihres Erbguts Clive unbekannt.
Von wem stammte sie ab? Was war in ihrem Leben vorgefallen? Was hatte sie an diesen merkwürdigen Ort gebracht, in die Position eines Befehlshabers und einer Autorität?
Anna Maria sah Neville fragend an und nickte dann ihr Einverständnis zu einer Reihe von Instruktionen, die er ihr so rasch und merkwürdig erteilt hatte, daß Clive außerstande war, ihre Bedeutung zu erfassen. Sie wandte sich den Soldaten zu und gab ein scharfes Kommando.
Die Soldaten drehten sich um und marschierten zum rückwärtigen Teil des Zugs.
Clive wollte seinen Bruder am Arm berühren, ihn nach einer Erklärung für diese neue Wendung des Geschicks fragen. Aber Neville entfernte sich von Clive und trabte parallel zu Anna Maria Folliot und den Soldaten mit den glänzenden Uniformen davon.
Eine Bewegung zog seine Aufmerksamkeit auf sich, und er rannte los und ließ die militärische Einheit hinter sich. Sein Bruder befand sich dicht hinter ihm.
Die Bewegung wurde deutlicher. Es war eine Ansammlung menschlicher Körper, bekleidet jedoch in einer bunten Mischung verschiedenster Stile, exotisch, fremdartig, zivilisiert, alt und primitiv, modern und vermutlich futuristisch.
Einen Augenblick lang wurde Clive an die polyglotte Armee erinnert, der er sich gegenübergesehen hatte, nachdem er den riesigen Gong in Q'oorna geschlagen hatte. Römische Legionäre, Apatschenkrieger, japanische Samurai und europäische Sueven bunt gemischt. Einige der Krieger waren weiblich - aber das hätte keine Überraschung für ihn sein sollen, wenn man die Stellung seiner Großnichte als Befehlshaberin unter Neville berücksichtigte.
Und mitten aus der Ansammlung von Armen und Beinen und Körpern erhob sich eine größere und dunklere Masse.
Einen Augenblick lang dachte Clive, daß es eines der Ren-Ungeheuer mit Tentakeln und Saugern und Klauen sein könnte, aber dieses Wesen war ein Ungeheuer einer ganz besonderen Art.
Es war in einen schwarzen Anzug mit zerlumpter Jak-ke und schlechtsitzender Hose gekleidet. Die Haut war so bleich wie der Tod - oder die Haut der Lady 'Nrrc'kth -, jedoch eher von der krankhaften Blässe des Grabes als dem exotischen Weiß der eisigen Schönheit jener Frau.
Wie ein von Wölfen umringter Hirsch kämpfte sich Henry Frankensteins unnatürliche Schöpfung auf die Beine. Ein Mann mit einem Speer in einer Kleidung aus den Tagen der ägyptischen Pharaos klammerte sich an einen Arm des Wesens, und ein weibliches Individuum, das eine leuchtende Hose und eine Bluse trug, die aussah, als bestünde sie aus sich windenden Würmern, hielt den anderen Arm.
Das Ungeheuer spannte sich an und warf die Arme nach außen.
Augenblicklich verloren beide Angreifer den Halt, flogen über die Köpfe ihrer ehemaligen Kameraden davon und krachten auf Personen hinab, die keine Möglichkeit hatten, den Aufprall zu verhindern.
Das Ungeheuer brüllte. Es hob einen Fuß. Ein weiterer Angreifer, der aussah wie ein Priester der Azteken, hing ihm am Bein. Das Ungeheuer stieß einen erneuten Wutschrei aus und wischte den Azteken mit der Hand beiseite. Er fiel zu Boden und wurde von dem massigen Stiefe des Ungeheuers zertrampelt.
Clive hörte das Krachen menschlicher Knochen.
Das Ungeheuer drehte sich in alle Richtungen, als suche es verzweifelt nach einem Fluchtweg. Sein Blick fiel auf Clive. Der Austausch dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, aber in diesem flüchtigen Moment vermochte Clive, die Botschaft des Ungeheuers zu lesen.
Warum hatten ihn die Soldaten angegriffen? fragte sich Clive. Aber er hatte keine Zeit, dieses Problem zu lösen. Das Ungeheuer war ein unmenschlicher Geist, ein Wesen, das auf gotteslästerliche Weise aus den Überresten des Grabes geschaffen worden war. Clive hob sich der Magen bei der Erinnerung an die Begegnung mit dem Ungeheuer am irdischen Pol. Clive hatte einen der Wagen des Zugs erklettert, als er dort inmitten des ächzenden Eises gelandet war. Und das Ungeheuer war auf einen anderen Wagen geklettert.
Clive hatte sich in London wiedergefunden, in der letzten Dekade des neunzehnten Jahrhunderts. Aber irgendwie war das Ungeheuer hier aufgetaucht - hier an diesem fremdartigen unweltlichen Ort, der der Sternen-spirale und der Heimat der Gennine bislang am nächsten lag.
Das Ungeheuer kämpfte darum, sich aus dem unorganisierten Angriff der so unterschiedlich gearteten Soldaten herauszuwinden. Hinter der Ansammlung von bunten
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