bK-Gruen, Sara
Anhörung heute Abend wasserdicht
dazustehen. Und für den Fall, dass mir die Antworten, die ich bekomme, nicht
gefallen, besorgen Sie mir außerdem eine Liste mit Stellen, wo ich diese
Viecher loswerden könnte. Holen Sie Angebote ein. Und falls ich mich nicht klar
genug ausgedrückt habe: Ich will sie nicht weggeben. Ich will sie verkaufen.»
Der
Finanzchef räusperte sich. Alle Augenpaare richteten sich auf ihn. «Sir, wenn
Sie gestatten ...»Er warf Faulks einen schnellen Blick zu, um sich zu
vergewissern, dass er weitersprechen durfte. Faulks stahlgraue Augen
durchbohrten ihn förmlich, und er sprach weiter. «Ich habe mir bereits nach der
ersten Prime Time-Folge erlaubt, mich
umzuhören.»
«Ach
was!», sagte Faulks. «Und was haben Sie herausgefunden?»
«Eine
gewisse Corston-Stiftung wäre gewillt, signifikant mehr für die Affen zu zahlen
als jeder andere, zu dem ich Kontakt aufgenommen habe. Es handelt sich um eine
Forschungseinrichtung. Man hat mir äußerste Diskretion zugesagt.»
Faulks'
Lippen umspielte ein schiefes Lächeln. Er nickte langsam. «Dann haben wir jetzt
einen Plan B. Sehr gut.» Er zog einen Platin-Montblanc aus der Hemdtasche und
deutete damit auf den Finanzchef. «Sie ergreifen Initiative. Das gefällt mir.»
***
Zuerst
dachte Isabel, eine neue Folge von Affenhaus Prime Time ginge auf
Sendung, doch ein kurzer Blick auf die Uhr sagte ihr, dass sie falschliegen
musste.
Ein
Lastwagen mit Hebebühne fuhr an die Außenmauer des Affenhauses heran und kippte
eine Ladung geschältes Zuckerrohr - eine der Lieblingsspeisen der Bonobos - in
den Innenhof. Sobald die Affen ins Freie gekommen waren, um die Lieferung zu
untersuchen und die Ankunft gebührend zu feiern, stürmte eine Gruppe Männer das
Haus wie ein Sondereinsatzkommando. Sämtliche Fenster und Türen, die nach
drinnen führten, wurden verschlossen.
Bonzi,
Lola und Makena - ihr winziges Baby im Arm - flohen auf den höchsten Punkt des
Klettergerüsts und versteckten sich im Plastiktunnel der Rutsche. Sam und
Mbongo blieben unten und machten Krawall. Jelani war unschlüssig, welcher
Gruppe er sich anschließen sollte. Abwechselnd schrie er die bruchsicheren
Glastüren an und flüchtete sich hinauf zu den Weibchen.
Sam und
Mbongo brüllten und drohten, schlugen Salti, sprangen gegen Fenster und Türen
und verschmierten dabei das Glas mit dreckigen Fußabdrücken, während die Männer
das Haus leerten. Sie entfernten sämtliche Spielsachen, Decken und kleinere
Gegenstände und trugen Rollbretter für die Möbel ins Haus. Erst da wurde Isabel
klar, was vor sich ging. Sofort rief sie Marty Schaeffer an.
«Sehen
Sie das? Haben Sie den Fernseher an?»
«Ja.»
Mit
Schaufeln und Schubkarren sammelten die Männer Müll und verrottete Lebensmittel
ein. Arbeiter mit Eimern und Schrubbern säuberten Böden und Wände, gefolgt von
weiteren Männern mit Hochdruckreinigern.
«Dürfen
die das tun?», fragte Isabel.
«Natürlich»,
antwortete Marty.
«Macht
das unsere Klage zunichte?»
«Wenn sie
außerdem das Ernährungsproblem angehen, ja. Das sieht mir sehr geplant aus.»
Peter
steckte dahinter. Wie hatte sie so dumm sein können? Blind vor Hoffnung, war
ihr nicht in den Sinn gekommen, dass «sich gut um die Bonobos kümmern» für ihn
bedeutete, der Klage die Rechtsgrundlage zu entziehen, damit man Faulks die
Affen nicht wegnehmen konnte. Isabel griff hastig nach dem Eiskübel auf dem
Tisch und übergab sich.
Als sie
wieder aufsah, hatte Sam aufgehört herumzutoben. Irgendetwas im Haus hatte
seine Aufmerksamkeit erregt. Seine Augen verfolgten etwas Bestimmtes. Dann fing
er an zu signalisieren: Besuch Böse. Viel Rauch. Besuch
Böse. Die Sprechblase verschwand.
Sam
signalisierte hektisch weiter, doch seine Zeichen wurden nicht mehr übersetzt.
Er legte die Hand auf den Mund und riss sie wieder weg, als hätte er etwas
Ekelhaftes probiert. Er tippte sich mit zwei Fingern an die Lippen, legte die
Zeigefinger vor der Brust zusammen:
Böse
Rauch Besuch. Isabel Weh. Böse Besuch Hier. Feuer Feuer.
Isabel
beugte sich ungläubig vor und konzentrierte sich auf die Fenster, die den
Säuberungstrupp bei der Arbeit zeigten. Einer der Männer rief einem anderen
etwas zu. Er hatte aufgeworfene, dicke Lippen. Eine Erinnerung wie ein Blitz:
ein Mann, im Sprachlabor, kurz über sie gebeugt, riesengroße, wulstige Lippen,
die das Wort «Scheiße!» formten.
«Marty,
ich muss Schluss machen!» Sie schleuderte das Telefon aufs
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