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bK-Gruen, Sara

bK-Gruen, Sara

Titel: bK-Gruen, Sara Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Das Affenhaus
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Morningside Heights. Warum?»
    «Wie
heißt deine Mutter?»
    «Warum?
Wollen Sie sie anrufen?»
    «Nein,
nein», sagte John eilig. «Es ist nur ...» Das Blut rauschte in seinen Ohren,
der pure Schrecken in Überschall. «Also, äh, soll ich dich irgendwohin fahren?»
    «Nein,
Mann, alles okay», sagte Nathan. Er trat unruhig von einem Bein aufs andere. Er
hatte es offensichtlich eilig wegzukommen. John nickte.
    Als
Nathans schwere Schritte langsam verhallten, wurde John so schwindlig, dass er
sich auf die Stufen setzen musste.
     
    ***
     
    Isabel
hatte sich auf die Seite gedreht, die Arme um ein Kissen geschlungen. Sie lag
schon seit zwei Stunden wach, und der Sonnenaufgang war nicht in Sicht. Der
Fernseher lief im Hintergrund, weil sie hoffte, Affenhaus würde wieder auf Sendung gehen. Doch Isabel war sich
ziemlich sicher, dass das nicht passieren würde. Rose hatte sie angerufen und
die Information weitergegeben, die Corston-Stiftung bereite ihre
Quarantäneabteilung auf die Ankunft neuer Affen vor. Das hieß zwar nicht
zwangsläufig, dass man dort die Bonobos erwartete, aber je länger sie vom
Fernsehbildschirm verbannt blieben, desto wahrscheinlicher wurde es.
Irgendjemand im Studio - wahrscheinlich Peter selbst - hatte die Tragweite
dessen erkannt, was Sams Gebärden bedeuteten, und den Stecker gezogen. Nicht
nur dass Peter seine Hand im Spiel hatte, als das Labor in die Luft gejagt
wurde, jetzt lieferte er die Bonobos auch noch einem biomedizinischen
Forschungslabor ans Messer.
    Jemand
hämmerte gegen ihre Tür. Isabel stieß einen Schrei aus. Das Hämmern brach
unvermittelt ab und wurde nach ein paar Sekunden durch zaghaftes Klopfen
ersetzt.
    Isabel
schälte sich aus den Laken und tastete sich im Dunkeln zur Tür. Sie spähte
durch den Türspion. Auf dem Flur stand John Thigpen, seine Nasenflügel bebten,
mit einer Hand stützte er sich an der Tür ab. Sie machte auf und bat ihn
herein.
    John
taumelte vorwärts, Isabel machte das Licht an. «Ist was passiert?»
    Er stand
einfach nur da und schien völlig durcheinander. «Habe ich Sie geweckt?»
    «Ich
konnte nicht schlafen», sagte sie. «Was ist denn los mit Ihnen?»
    «Ich glaube,
ich bin sein Vater.» Er keuchte. «Von wem?»
    «Von
diesem grünhaarigen, feministischen Ökoveganer!»
    «Nathan?»
    John
nickte hektisch.
    «Wie um
alles in der Welt kommen Sie denn darauf?», fragte sie.
    «Wie
viele siebzehnjährige Passiors wird es wohl geben?»
    Isabel
fragte sich plötzlich, ob es klug gewesen war, ihn hereinzulassen. War er
betrunken? Sie roch keinen Alkohol, und in der Hinsicht hatte sie eigentlich
eine ziemlich feine Nase. War er high? Sie musterte ihn genauer - die Pupillen
waren gleich groß und nicht erweitert.
    John
schien ihr Misstrauen zu spüren. «Es tut mir leid. Ich hätte nicht herkommen
sollen», sagte er zitternd und sah auf einmal gar nicht mehr verrückt oder
berauscht aus, sondern nur noch verzweifelt und bemitleidenswert. Er ging zur Tür.
    «Nein,
schon gut», sagte Isabel und berührte ihn sanft am Ellbogen. «Kommen Sie,
setzen Sie sich. Erzählen Sie, was passiert ist.»
    Er ließ
sich auf das Sofa fallen, und sie setzte sich zu ihm und hörte ihm aufmerksam
zu, während die Geschichte einer lange vergangenen Jugendsünde aus ihm
heraussprudelte.
    «Ich
wusste nicht mal, ob wir es getan hatten oder nicht», sagte er. «Tja, aber
offensichtlich habe ich sie geschwängert. Wieso hat sie nie einen Ton gesagt?
Ich bin damals zwar noch ein dummer Junge gewesen, aber hätte es mich oder
meine Eltern in seinem Leben gegeben, hätte er sich vielleicht nicht so
entwickelt.»
    «So
schlimm ist er auch wieder nicht», sagte Isabel.
    «Doch,
ist er.»
    «Na ja,
schon», gab sie zu.
    John
schlug stöhnend die Hände vor das Gesicht.
    «Okay.
Hören Sie zu», sagte sie und richtete sich auf. «Es gibt keinen Grund zur
Panik. Sie wissen nicht, ob Nathan wirklich Ihr Sohn ist.»
    «Er ist
siebzehn. Er heißt Passior. Er ist in New York City aufgewachsen.»
    Das
konnte man nicht von der Hand weisen, musste Isabel zugeben. Sie stand auf, um
ihren Laptop zu holen. John hing über der linken Sofahälfte wie ein Ballon, aus
dem die Luft gewichen war. Nur der Adamsapfel zuckte auf und ab.
    «Es tut
mir leid», krächzte er schließlich. «Ich weiß nicht, was über mich gekommen
ist.»
    «Hm?»,
fragte sie tippend.
    «Diesen
ganzen Müll ausgerechnet bei Ihnen abzuladen.»
    «Schon
okay», sagte Isabel. «Sie mussten schließlich mit jemandem reden.

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