bK-Gruen, Sara
Der
Fette sagte, im Mohegan Moon - dem Hotel direkt neben dem größten Kasino am Ort
- sei es recht anständig. Außerdem gebe es in einem der Herrenclubs köstliche
Chicken Wings. John fragte nach dem Laden auf der anderen Straßenseite, der
Pizza und Sushi im Angebot hatte. Der fette Mann schüttelte langsam und ernst
den Kopf.
Das
Kasino war nicht zu übersehen. Es war in der Form des Taj Mahal erbaut worden
und vom Dach bis zum Erdgeschoss mit Blinklichtern übersät. Die Lobby des
Mohegan Moon war kühl und luftig. Orientteppiche schmückten den Marmorfußboden,
und Angestellte in roten Uniformen schoben große Messinggepäckwagen hin und
her. Auf einem riesigen, klauenfüßigen Mahagonitisch vor dem Empfang stand ein
mannshohes Blumenarrangement. Zwischen Strelitzien und Palmblättern steckten
weitere exotische Blüten, von denen John nur wusste, dass sie gut rochen. Eine
ältere Frau mit platinblonden Haaren ging an ihm vorbei und sprach mit ihrer
rosaroten Umhängetasche. John sah noch verwundert zu ihr hinüber, als aus der
Tasche ein winziger, wuscheliger weißer Hundekopf auftauchte. Das Halsband
hatte dieselbe Farbe wie die Tasche und war mit Strasssteinchen verziert. Der
Hund hatte glänzend schwarze Augen und dreieckige Ohren. Die kleine rosarote
Zunge spitzte ihm niedlich aus dem Maul.
Obwohl
McFadden ihm bereits gesagt hatte, dass alle anderen Hotels belegt waren,
verleitete der Anblick von Luxus und Sauberkeit John dazu, vor dem Empfangschef
mit der Nachfrage zu katzbuckeln, ob sie nicht doch noch ein Zimmer für
Notfälle freigehalten hätten, denn seine Lage sei eine Notlage. Der
Empfangschef verneinte bedauernd. Man sei völlig ausgebucht.
John
wandte sich von der Rezeption ab und sah gerade noch, wie Cat Douglas die Bar
verließ und auf eine Reihe gläserner Aufzüge zusteuerte.
In der
Bar war kein Sitzplatz mehr frei - Kellner rannten hin und her, wanden sich
seitwärts durchs Gedränge, die Tabletts hoch über den Kopf erhoben, und der
gestresste Barmann schenkte ein, so schnell er konnte. Der Schaum quoll über
die Ränder der hektisch gezapften Gläser. John drängte sich zum hinteren Ende
des Tresens durch, dorthin, wo die Kellner schmutzige Gläser und Geschirr
abluden, und bestellte ein Bier, während er darauf wartete, dass ein Platz frei
wurde.
Als ein
Gast sich darüber beschwerte, dass die Bonobos Pornos schauten, schaltete der
Barmann um. Sofort brandeten zornige Proteste auf, und er schaltete zurück.
Einer der
Affen versuchte, das Programm zu wechseln, doch die Fernbedienung schien nicht
zu funktionieren. Die anderen Affen spazierten durch den Hof oder blätterten in
Zeitschriften. In einer Ecke lag eine aufblasbare Sexpuppe, über die eines der
Weibchen eine Decke gelegt hatte. Ab und zu zupfte sie an einer Ecke, um
nachzusehen, ob das Ding irgendwelche Lebenszeichen von sich gab, und wandte
sich dann wieder ihren Videospielen zu. Johns Herz machte einen Satz, als er
erkannte, dass es sich bei dem Weibchen um Bonzi handelte, diejenige, die
versucht hatte, ihn zu küssen.
Der
Barmann hatte den Ton abgestellt, was John Gelegenheit gab, die Gespräche um
sich herum zu belauschen. Neben ihm tranken zwei Reporter Bourbon und
verglichen ihre Notizen. Obwohl keiner von beiden mit weltbewegenden Neuigkeiten
aufwarten konnte, merkte John sich die Einzelheiten, nur für alle Fälle.
Vertreter von Tierschutzorganisationen machten ihrem Unmut Luft, dass es keine
Möglichkeit gab, dem Treiben ein Ende zu bereiten. Einem Frauentrio an einem
Tischchen in der Nähe war offenbar sehr daran gelegen, sich der Kellnerin als
Öko-Feministinnen zu präsentieren. Zwei von ihnen waren schlaksig und
langhaarig und trugen Röcke, die aussahen, als hätten sie monatelang keine
Waschmaschine gesehen. Die Dritte wirkte käsig und schwabbelig und steckte in
einer viel zu engen Camouflage-Hose. Ein magerer, pickeliger Junge mit grünen
Haaren saß bei ihnen am Tisch; John an seiner Stelle hätte schnellstens das
Weite gesucht. Sie waren Veganer - militante, versteht sich - und sorgten
dafür, dass jeder in Hörweite darüber informiert war. «Hat das hier jemals auf
der gleichen Arbeitsfläche gelegen wie ein Tierprodukt?», wollten sie wissen.
«Sind Sie sich auch ganz sicher, dass nur Pflanzenöl verwendet wurde?» Und ob
das eine Rolle spiele, belehrten sie die Kellnerin, die sich mit verzweifeltem
Blick umsah, weil bereits diverse andere Gäste nach ihr verlangten, dass
zwischen der Unterdrückung
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