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BKA - Die Jaeger des Boesen

BKA - Die Jaeger des Boesen

Titel: BKA - Die Jaeger des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Juergs
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Liebeskummer. Bereits nach einem Monat haben sich achtzig Prozent der Fälle von Vermissten deshalb von selbst erledigt – der kriminologische Fachausdruck lautet »Erledigungsquote« –, weil es gelungen ist, kindliche Ausreißer wohlbehalten nach Hause zurückzubringen oder weil abgetauchte Erwachsene reumütig wieder bei ihren Angehörigen aufgetaucht sind.
    Nach einem Jahr sind es drei Prozent der Vermissten, von denen es keine Spur mehr gibt. Das sind die, deren Namen in der Datei des BKA stehen. Die Beamten gehen dann davon aus, dass sie »Opfer einer Straftat oder eines Unglücksfalls wurden, sich in einer Situation der Hilflosigkeit befinden oder nicht mehr am Leben sind«. Da ihre Leichen nie gefunden wurden, macht das aus der nüchternen Zahl von fünfhundertzehn Kindern deshalb fünfhundertzehn Siege des Bösen. Ihre Eltern haben keinen festen
Ort für ihre Trauer, haben kein Grab. Das würde zwar nicht den Schmerz über ihren Verlust verringern, aber Trost für ihre Seelen wäre es wohl doch. Was sie ein Leben lang dagegen quält, ist die Ungewissheit – nicht zu wissen, nie zu erfahren, was ihrem Kind angetan wurde und ob es noch lebt oder ob es längst tot ist. Das hat ihre Welt für immer aus den Fugen geraten lassen.
    Dank des technischen Fortschritts, in dem Fall dank Internet, haben auch Angehörige von Verschwundenen neue Hoffnung, Vermisste zu finden, lebend oder wenigstens tot. Die »Elterninitiative Vermisste Kinder« erinnert einmal im Jahr mit Aktionen an sie. Sie stellt für jedes verschwundene Kind eine Kerze auf, lässt für jedes vermisste Kind einen Luftballon steigen, an dem Fotos aus jener Zeit befestigt sind, in der es verschwunden ist. www.vermisste-kinder.de ist die Adresse. Eine trotzige Bastion gegen das Böse, letzte Station vor dem endgültigen Vergessen.
    Der Theorie von Manfred Paulus folgend wäre Maddie eher das zufällige Opfer eines Mannes geworden, der die britischen Familien mit ihren Kindern zwar schon längere Zeit beobachtet hatte, ohne einen festen Plan zu haben, und der jetzt – nachts, menschenleere Straße, keine Erwachsenen in Sichtweite – beim Anblick der kleinen Maddie spontan zugriff. Hat sie sich dabei gewehrt, und hat er sie in Panik darüber, entdeckt zu werden, für immer zum Schweigen gebracht? Hat er sich dann, das tote Kind auf den Armen tragend, als würde es schlafen, dazu entschlossen, es im nahen Meer zu entsorgen? War er der Mann, den die Iren auf ihrem Heimweg getroffen hatten?
    Zurück zu dem, was feststeht: Um 22 Uhr oder kurz danach ertönte jener Schrei »They have got her« von Kate McCann. Eigentlich wäre ihr Mann an der Reihe gewesen, nach ihren drei Kindern zu sehen, aber da Gerald, wie sie dann bei der Rekonstruktion der Ereignisse aussagte, gerade eine Anekdote aus der englischen Klinik erzählte, wo er als Kardiologe arbeitet und sie ihn dabei nicht unterbrechen wollte, hatte sie sich an seiner Stelle auf den Weg gemacht. Sie habe auf ihre Armbanduhr geschaut, bevor sie die Tapas-Bar verließ – es war höchstens eine Minute
nach 22 Uhr. Drei Minuten später dann jener Schrei. Falls die Aussage der Wahrheit entspricht, kann der Mann, den Martin Smith gesehen hat, nicht Gerry McCann gewesen sein. Entweder war es dann ein zufällig des Weges kommender Fremder mit seinem Kind. Oder es war der Entführer von Maddie.
    Zunächst versucht Hotelmanager John Elliot Hill die Eltern zu beruhigen. Er wurde vom Verschwinden Maddies durch Lindsay Johnson unterrichtet, die für die Kinderbetreuung im Club zuständig war. Der Anruf auf seinem Handy ist eingegangen um 22.28 Uhr. Fünf Minuten später war er vor Ort. Da suchten bereits, wie er sich erinnerte, mehr als hundert Gäste nach dem Kind. Für das Verschwinden könne es eine simple Erklärung geben, meinte er damals: Maddie sei aufgewacht, habe weder Mutter noch Vater in der verlassenen Wohnung gefunden und sei losgegangen, die zu suchen. Kein Problem dabei für Maddie, die als aufgewecktes Mädchen beschrieben wird, sich durch den Spalt in der Terrassentür nach draußen zu zwängen. Dann müsse sie sich im Dunkeln in der Richtung geirrt haben, sei statt zum Pool und zur Bar ums Haus herum gerannt, habe sich in einer der anliegenden Straßen verlaufen, wartete wahrscheinlich verängstigt dort, dass jemand sie fand. Weit kann sie bis jetzt nicht gekommen sein, hatten doch alle dreißig Minuten die Erwachsenen nach den Kindern geschaut. Zuletzt Matthew Oldfield. Auf seinem Kontrollgang

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