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BKA - Die Jaeger des Boesen

BKA - Die Jaeger des Boesen

Titel: BKA - Die Jaeger des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Juergs
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noch beim Wein saßen? Hatte eine Animateurin des Hotels wie an jedem Donnerstag mit einem Ferienquiz die Gäste beschäftigt? Oder war das Ratespiel an jenem Abend ausgefallen, weil sich nicht genug Urlauber als Mitspieler gemeldet hatten? War Kate schreiend auf ihren Mann zugestürzt, der gerade sein Glas austrinken wollte? Oder war es so, dass alle, die mit ihm am Tisch saßen, insbesondere er, erst dann in Richtung des McCann-Appartements geeilt waren, als sie Kates Schrei aus der Ferne hörten und ahnten, dass dort, im Appartement 5A, etwas passiert sein musste?
    Zur Ferienwohnung der McCanns führte ein Weg entweder über den Rasen links am Pool vorbei, dann durch ein großes schmiedeeisernes Tor im Wall, der das gesamte Hotelgelände umgab, nach ein paar Metern auf einer gepflasterten schmalen Gasse hin zur Rückseite des Appartements. Alternativ konnte man auch auf der rechten Seite des Schwimmbeckens, vorbei am Rezeptionsgebäude durch eine kleine Gartentür, ein Stück hügelaufwärts auf der Rua Dr. Francisco Gentil Martins laufen, von ihr abbiegen in die Gasse und so zu den Appartements 5A, 5D, 5E usw. gelangen. Charlotte Pennington, als Babysitterin bei einer anderen britischen Familie engagiert, sagte später aus, dass sie auf Kates Schreie hin sofort zu Appartement 5A gelaufen sei und versucht habe, die schluchzende Frau zu beruhigen. Falls das stimmt, kann Kate nicht erst dann geschrien haben, als sie die Bar erreicht hatte. Den Angaben des Mädchens wird von einem der Kellner widersprochen, der gehört haben will, dass eine Frau in die Tapas-Bar
gerannt war und laut immer wieder »They have got her« gerufen habe, woraufhin die Engländer aufgesprungen und losgerannt seien.
    So genau hat es auch Joaquim José Moreira Baptista in seiner Aussage am 6. Mai um 18.50 Uhr der Polizei berichtet. Er selbst habe den Schrei nicht gehört, weil er gerade in der Küche beschäftigt war, konnte nur bestätigen, dass wie jeden Abend neun Engländer zu Tisch gesessen hätten und dass ein Kollege ihm von der Aufregung erzählt habe, weil jemand schreiend in die Bar gelaufen sei und daraufhin alle Engländer in Panik aufgesprungen und losgestürzt seien. Es muss nach 22 und vor 22.30 Uhr gewesen sein, das zumindest wisse er genau.
    Er hätte sich an den Abenden zuvor schon über die Sorglosigkeit seiner englischen Gäste gewundert und seiner Frau erzählt, dass die ihre Kinder stets allein in den Appartements lassen würden, wenn sie zum Essen gingen, manchmal drei Stunden lang, obwohl doch der »Ocean Club« Babysitter wie Charlotte Pennington anbot. Niemals käme er auf den Gedanken, seine Kinder irgendwo unbeaufsichtigt allein zu lassen, niemals. »Von wo kam der Schrei?«, fragt ihn später die Polizei. Hundertachtzig Meter entfernt aus dem Dunkeln? Oder schrie Kate McCann direkt beim Eintreffen in der Bar? Das konnte er nicht mit letzter Sicherheit sagen, er war ja in der Küche, sofort jedoch habe er gewusst, dass etwas Schlimmes passiert sein musste.
    Die befragten McCann-Freunde sagten übereinstimmend aus, es sei so gewesen, dass Kate in die Bar gestürzt kam, in der sie alle saßen, auch ihr Mann Gerry, und dabei habe sie schluchzend geschrien, sie haben sie geschnappt, sie haben sie geschnappt. Daraufhin seien alle losgelaufen, um gemeinsam Maddie zu suchen. Sieben oder acht Flaschen Wein hatte der Kellner an diesem Abend für sie geöffnet, es könnten also auch die Wirkungen des Alkohols die Erinnerung getrübt haben. Aber auch das ist pure Spekulation. Fast ein Jahr später gibt der inzwischen nach England zurückgekehrte damalige Aushilfskellner Jeronimo Rodrigues Salcedas bei der Polizei in Leicester zu Protokoll, seiner
Erinnerung nach sei in der Tapas-Bar von der befreundeten britischen Gruppe nicht mehr als eine Flasche Wein pro Person getrunken worden. »Wein war im Preis fürs Dinner inbegriffen.«
    Überzeugender jedoch, zumindest was die zeitliche Reihenfolge betrifft und im Hinblick darauf, was allgemein über menschliches Verhalten in Extremsituationen bekannt ist, sind die Aussagen der Babysitterin. Dass Kate McCann ihre Zwillinge Amelie und Sean ausgerechnet in jener Wohnung allein zurücklässt, in der sie soeben entdeckt hat, dass Maddie nicht in ihrem Bettchen lag und auch nicht in der Wohnung war, ist zwar möglich, aber unwahrscheinlich. Logischer wäre die instinktive mütterliche Reaktion, in der Wohnung zu bleiben, um ihre anderen Kinder zu beschützen, was bedeuten würde, dass

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