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BKA - Die Jaeger des Boesen

BKA - Die Jaeger des Boesen

Titel: BKA - Die Jaeger des Boesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Juergs
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Sammeln von Informationen, die dann, wie es sich im Föderalismus geziemt, von den einzelnen Landeskriminalämtern abgerufen werden können. Sie braucht aber in bestimmten Fällen eine Spezialeinheit für eigene Ermittlungen und für die Gefahrenabwehr.«
    Die vor ihm Präsidenten des Bundeskriminalamtes waren, das er von 1971 bis 1981 leitete, sind längst vergessen. Die nach ihm kamen, ehrenwerte Männer, zeichnete bei aller Professionalität nicht das aus, was Horst Herold bei allen normal menschlichen und deshalb auch ihm eigenen Schwächen hervorhob: die Begabung eines unheilbaren Denkers, sich vorzuwagen auf noch unbekanntes Gelände. Sein eigentliches Ziel war es, so wahnsinnig das klingen mag, vor den Tätern an einem Tatort zu sein, und im Idealfall sogar vor Ort so präsent, dass sie gar nicht erst auf die Idee kamen, ihre Tat zu begehen. Er war aber dennoch nicht der
Technokrat, als den ihn seine Gegner attackierten, er schätzte die Technik als besten Freund und Helfer der Polizei. Seine Nachfolger Heinrich Boge, Hans-Ludwig Zachert, Klaus Ulrich Kersten hinterließen keine tiefen Spuren. Misserfolge bei Ermittlungen und Pannen bei Fahndungen, wie sie verständlicherweise auch in ihrer Amtszeit passierten, hätten Politiker einem so beneideten und angefeindeten Vordenker wie Herold nie verziehen. Die Festnahme der beiden meistgesuchten RAF-Terroristen Brigitte Mohnhaupt und Christian Klar ein Jahr nach Herolds Rücktritt jedoch ist letztlich seiner Methode namens Rasterfahndung zu verdanken, war ein nachgetragener Sieg seiner Strategie der Datensammlung.
    Herold verteidigte sie als erfolgreiche polizeiliche Methode der Fahndung und konnte dies an Fällen belegen, was seine Gegner und Kritiker allerdings nicht beeindruckte. Sein konkretes Beispiel für die Wirksamkeit seiner Taktik war überzeugend. Er wusste, dass die gesuchten Terroristen nie per Scheck oder Überweisung bezahlten, um keine Spuren zu hinterlassen, sondern bar. Genau das war der Ansatz für eine sogenannte negative Rasterfahndung, erprobt in der Großstadt Frankfurt. Alle erwachsenen Einwohner wurden dabei erfasst, was die Kritiker schaudern ließ, weil es das war, was in George Orwells »1984« als bedrohliche Zukunft beschrieben worden war. Im ersten Durchgang der Frankfurter Totalfahndung blieben übrig die Kunden der Stromwerke. Im zweiten wurden die gelöscht, die per Banküberweisung ihre Rechnung bezahlten. Übrig blieben jetzt die Bargeldzahler. Die schauten sich die Terrorismusspezialisten des BKA genauer an. Bis sie auf den gesuchten RAF-Terroristen Rolf Heißler stießen und ihn festnehmen konnten.
    Herold war kein Superman, und schon gar kein Doktor Seltsam alias Peter Sellers, er liebte seine Computer keinesfalls so wie dieser die Bombe. Er sorgte mit der technischen Aufrüstung des verschlafenen Bundeskriminalamtes lediglich dafür, dass seine Beamten das nötige Handwerkszeug bekamen, um ihre Arbeit machen zu können. Der Mann, der von draußen kam, aus Nürnberg,
war anfangs bei den meisten in der Provinzhauptstadt Wiesbaden persona obscura , eine fragwürdige Persönlichkeit. Sie hatten sich an die Art seines Vorgängers Paul Dickopf gewöhnt, der nach alter Polizistenweise regierte und sich nicht unterschied von den Methoden, wie sie bereits seit Kaiser Wilhelms Zeiten im Kampf gegen Kriminelle üblich waren: ermitteln, fahnden, verhaften, verurteilen – und dann ab in den Knast. Herolds analytischwissenschaftliche Strategie einer präventiven Polizeitaktik, von der seine künftigen Mitarbeiter schon vor seinem Amtsantritt gelesen und gehört hatten, verstärkte trotz bereits in Nürnberg messbarer und belegbarer Erfolgszahlen die Skepsis. In Herolds Worten: »Ich spürte förmlich die geballte Macht der Ablehnung«, was ihn allerdings, auch das gibt er zu, erst recht bestärkte in dem, was er vorhatte.
    Schon allein deshalb empfingen viele Beamte den neuen Mann voller Misstrauen, weil er zuvor bei Anhörungen im Bundestag in Bonn angekündigt hatte, dass er außer in der Kriminaltechnik überall beim BKA Handlungsbedarf erkennen würde – und zwar dringenden. Es gab in Wiesbaden noch keine Computer, es waren beim BKA nicht mal deren Ahnen, die Lochkarten, vorhanden. Zahlenmäßig war das BKA gut gerüstet, alle Planstellen waren besetzt, aber es mangelte an der notwendigen Qualität vor allem im höheren Dienst. Die von Innenminister Genscher vorgeschlagene Lösung, den Mangel dadurch zu beheben, dass man schnell

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