BKA - Die Jaeger des Boesen
Verbrechers.
Fortan durfte nie wieder ein verdeckter Ermittler ungeschützt in eine ähnliche Situation geraten, vertrauend darauf, dass ihm nichts passieren könne, weil in unmittelbarer Nähe seine Kollegen lauerten und ihn schützen würden. Gegen eine schnelle Kugel gibt es keinen Schutz.
Es liegt andererseits in der Natur der Sache, sobald es auf die Jagd nach den Kriminellen oder dem Bösen geht, dass bei Einsätzen Ad-hoc-Entscheidungen getroffen werden müssen. Umso wichtiger ist es, basierend auf der kühlen Analyse zurückliegender Fälle, Fehler in künftigen Gefahrenlagen zu vermeiden. Der Fall des erschossenen Volker Walliser blieb der einzige mit tödlichem Ausgang für einen bei verdeckten Ermittlungen eingesetzten Kriminalbeamten.
Für neue Wege und Methoden der Verbrechensbekämpfung war und ist zuständig das Kriminalistische Institut (KI). Da sitzen die Zukunftsforscher des BKA. Vom Ende her zu denken, danach die Taktik und die Strategie auszurichten, ist eher untypisch für Polizisten. Sie gehen umgekehrt von Erfahrungen aus und richten sich bei künftigen Einsätzen nach denen. Was nichts über ihre Befähigung für die polizeiliche Kärrnerarbeit aussagt, nur etwas über ihre Fähigkeiten, sich in die Köpfe der Gegner hineinzuversetzen und deren Strategie und Taktik zu antizipieren. Dabei helfen die Profis für kriminalistisch-kriminologische Forschung und Beratung von der Fachgruppe KI 1, die Fallanalytiker. Sie beurteilen nicht die Arbeit der bei vergangenen Aktionen eingesetzten Kriminalbeamten – es sei denn, die wünschen das –, sondern bewerten nach den Einsätzen nur den von ihnen dabei geleisteten Beitrag.
Im Fall der vergeblichen Jagd auf das Phantom von Heilbronn, das keines war und dessen vermeintliche Spuren sich letztlich entpuppten als der genetische Fingerabdruck einer unschuldigen Frau, die in einer Zulieferfirma Material für die Spurensicherung verpackte, hatten sich die Analytiker früh in einer Profilierung festgelegt. Es dürfte sich, schrieben sie, ihrer Einschätzung nach nicht um eine durch Europa reisende Straftäterin handeln, wovon
die Ermittler der am Ende zweihundert Mann starken Sonderkommission ja lange ausgegangen waren, denn das Profil einer Serientäterin passe einfach nicht zu den vorliegenden Tathergängen. Damit lagen sie zwar richtig. Sie gaben aber ebenfalls zu, keine Ahnung zu haben, wer denn in Wahrheit dahinterstecken könnte. Der oder die Mörder der jungen Polizistin in Heilbronn, die dem Phantom den Namen gab, sind übrigens bis heute nicht gefunden.
Vor einem Einsatz und nach einem Einsatz benutzen Fallanalytiker ihren Kopf. Der ist ihre eigentliche Waffe. Mit dem haben sie jahrelang trainiert, so wie andere mit ihren Dienstwaffen. Operative Fallanalytiker des BKA entsprechen beileibe nicht dem Image von begabten Spezialisten, ausgestattet mit einem sechsten Sinn statt des Scharfsinns eines Detektivs, ein Bild, das geprägt ist von erfolgreichen Fernsehserien wie Profiler oder Pretender oder Criminal Minds , wo Profiler immer dann um Hilfe gebeten werden, wenn alle anderen Polizisten nicht mehr weiterwissen. Das ist filmische Fiktion, spannend, aber fern der Realität. Zu der gehören beim BKA von Fall zu Fall nach der Methode Hill , wie eine vom ZDF ausgestrahlte erfolgreiche britische TV-Serie hieß, auch Diplompsychologen im Namen des Gesetzes.
In der deutschen Wirklichkeit arbeiten in jedem Bundesland bei jedem Landeskriminalamt operative Fallanalytiker, jeweils lokal eingesetzt dort, wo ein Verbrechen passiert. Die sechzehn Experten vom BKA werden nur bei Fällen von schwerster Kriminalität hinzugezogen, bei Organisierter Kriminalität, fünfzig- bis achtzigmal pro Jahr. Im Gegensatz zu den fiktionalen Kollegen arbeiten sie nie als einsam deutender Wolf, sondern alle Fallanalytiker miteinander im Team. Zu dem gehören Psychologen, Pädagogen, Kriminalisten, Analytiker. Für die Lösung eines Falles oder für einen neuen, bisher übersehenen Ansatz bei Ermittlungen ist interdisziplinäre Arbeit von Experten oft entscheidend. Alle handeln gemeinsam im Namen des Gesetzes für die Polizei.
Bei der Definition von Profiler in den Vereinigten Staaten und
von Fallanalytiker in Deutschland kommt es auf kleine, aber wesentliche Unterschiede an. Um ungeeignete Bewerber abzuschrecken, die, angelockt durch das via TV populär gewordene Image eines Profilers, glauben ihren Traumberuf gefunden zu haben, hat das BKA auf seiner Homepage die zu
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